Musiala glänzt, Offensiv-Quartett enttäuscht: Die Gewinner und Verlierer beim FC Bayern
Von Dominik Hager
Der FC Bayern hat nach starken Leistungen zum Saisonstart zuletzt ein wenig Federn gelassen und in der Bundesliga dreimal nicht gewonnen. Dahingegen blieb man in der Champions League in der Erfolgsspur. In Summe bleiben Licht und Schatten in Erinnerung, was auch auf die Bewertung der einzelnen Akteure zutrifft.
"Raus aus dem Abseits" - der Frauenfußball-Podcast von 90min.
Die Bundesliga startet in die neue Saison und wir liefern die große Vorschau. Unbedingt reinhören.
Gewinner der ersten Saisonphase
1. Jamal Musiala
Jamal Musiala ist der bislang stärkste Offensivspieler der Saison, was schon ein wenig überraschend ist. Der Youngster brilliert mit seiner einzigartigen Technik und konnte in fast jedem Spiel entscheidende Aktionen verbuchen. Beeindruckend sind vor allem seine Scorer-Werte. In neun Spielen und 511 Minuten Einsatzzeit gelangen dem offensiven Mittelfeldspieler sechs Tore und drei Vorlagen. In dieser Form ist der Dreh- und Angelpunkt und beste Torschütze der Mannschaft nicht aus der Startelf wegzudenken. Musiala auf dem Platz zuzusehen, macht einfach nur Spaß!
2. Marcel Sabitzer
Der bereits abgeschriebene Österreicher kämpfte sich in der Vorbereitung zurück und bekam auch zum Pflichtspielstart das Vertrauen von Julian Nagelsmann, der auf Leon Goretzka verzichten musste. Sabitzer glänzte mit kämpferischen und taktisch starken Leistungen. Sabitzer stabilisierte das Bayern-Mittelfeld und ließ Nebenmann Kimmich glänzen. Spektakuläre Aktionen sah man vom Ex-Leipziger selten, jedoch erfüllte er seine Aufgabe stets effektiv.
In den letzten Spielen legte er zwar nicht mehr ganz die Form vom Saisonstart an den Tag, muss sich aber trotz der Goretzka-Rückkehr nicht verstecken. Eine gewaltige Überraschung.
3. Dayot Upamecano
Die Verpflichtung von Matthijs de Ligt haben viele schon mit einem sicheren Bankplatz für Dayot Upamecano in Verbindung gebracht. Der Franzose glänzte jedoch in der Vorbereitung und stand demnach zum Saisonstart zu Recht in der Startaufstellung. Upamecano agiert kompromisslos im Zweikampf und wirkt in Summe abgeklärter und konzentrierter als im Vorjahr. Zwar schwankten seine Leistungen zwischendurch und Upamecano baute zwei, drei Schnitzer ein, jedoch ließ er sich davon nicht unterkriegen und zeigte beispielsweise gegen Barcelona eine bärenstarke Leistung. Der junge Innenverteidiger hat den Kampf angenommen und wird - auch wegen der Hernández-Verletzung - in den nächsten Wochen regelmäßig in der Startelf stehen.
4. Benjamin Pavard
Benjamin Pavard wurde ähnlich wie Upamecano als Verlierer des de-Ligt-Transfers betrachtet. Aufgrund der Mazraoui-Verpflichtung und dem Wunsch des Franzosen, endlich innen zu spielen, war er eigentlich auch in der Innenverteidigung vorgesehen. Zwischenzeitliche Spekulationen über einen Wechsel bewahrheiteten sich nicht. Dahingegen nahm Pavard den Zweikampf mit Mazraoui an und wies diesen insbesondere zum Saisonstart gehörig in seine Schranken. Der französische Nationalspieler zeigte sich defensiv gewohnt stark und erzielte sogar Tore.
Derzeit konzentriert er sich wieder mehr auf das Verteidigen, was er äußerst gut macht. Zum Problem von Pavard könnte aber werden, dass sich Noussair Mazraoui gefangen hat und zuletzt ebenfalls sehr stark performte.
5. Leroy Sané
Der Saisonstart lief für Leroy Sané eigentlich alles andere als gut. Müller, Musiala, Mané und Gnabry dominierten in der Bayern-Offensive, wohingegen Sané erst als Joker zum Einsatz kam. Davon ließ sich der 26-Jährige aber nicht verunsichern und kämpfte um seinen Platz. Seit einigen Wochen ist Sané gemeinsam mit Musiala der mit Abstand beste Münchner Offensivspieler und brillierte insbesondere in der Champions League mit tollen Toren gegen Inter Mailand und den FC Barcelona. Auch was die Einstellung betrifft, sehen wir einen ganz anderen Sané, als noch in der letzten Rückrunde. Mit fünf Toren und drei Assists in 567 Spielminuten lesen sich auch seine Zahlen äußerst gut. Weiter so!
Verlierer der ersten Saisonphase
6. Ryan Gravenberch
Ryan Gravenberch hätte sich seine ersten Monate in München sicherlich anders vorgestellt. Die Verletzung von Leon Goretzka schien die Tür zur Startelf zwar aufgeschoben zu haben, jedoch schnappte ihm Marcel Sabitzer den Platz weg. Gravenberch werden noch Schwächen in der Defensive attestiert, weshalb für den jungen Holländer meist nur Joker-Einsätze heraussprangen. In diesen tut sich der Ajax-Neuzugang mitunter noch schwer, wirklich zu glänzen. Im DFB-Pokal konnte er mit einem überragenden Spiel gegen Viktoria Köln sein Potenzial andeuten, in der Rangordnung im zentralen Mittelfeld findet er sich jedoch nur auf Rang vier wieder. Eine unbefriedigende Situation für das Top-Talent.
7. Sadio Mané
Sadio Mané legte beim FC Bayern eigentlich einen richtig guten Start hin. Der Senegalese kommt in der Mannschaft und im Umfeld sehr gut an und zeigte zu Beginn auch seine Knipser-Qualitäten, wenngleich einige seiner Treffer wegen Abseits zurückgenommen wurden. Seit einigen Wochen herrscht beim Star-Neutzugang aber Ladehemmung. Mané traf in der Liga lediglich bei den klaren Siegen gegen Frankfurt und gegen Bochum (doppelt). Im Anschluss konnte er die Münchner Unentschieden-Serie nicht verhindern. Enttäuschend war insbesondere auch sein Auftritt gegen den FC Barcelona. Derzeit lässt der Spieler Abschlussstärke, Bindung zum Spiel, aber auch Spritzigkeit und Eins-gegen-eins-Qualitäten zu häufig vermissen.
8. Serge Gnabry
Ähnlich wie Sadio Mané überzeugte Serge Gnabry in den ersten Spielen der Saison. Seit einiger Zeit geht aber auch bei ihm sehr wenig. Gnabry verzettelt sich zu häufig in sinnlosen Dribblings und agiert auch im Abschluss ungewohnt schwach. Demnach ist Leroy Sané derzeit auch klar vorbeigezogen. Bei seiner aktuellen Form stellt sich schon die Frage, ob der FC Bayern mit der sehr kostspieligen Verlängerung die richtige Entscheidung getroffen hat. Von Gnabry braucht es mehr Konstanz und vor allem auch wieder mehr Tore. Insbesondere in Spielen, in denen es für die ganze Mannschaft nicht läuft, ist auch der 27-Jährige regelmäßig kein Faktor.
9. Kingsley Coman
Für Kingsley Coman ist es bislang eine Saison zum Vergessen. Der Franzose musste erst gesperrt mit ansehen, wie seine Kollegen in seiner Abwesenheit brillierten. Nun fehlt der Außenstürmer einmal mehr verletzt und kann erst nach der Länderspielpause wieder mitmischen. Zwar zeigte Coman in der kurzen Phase, in der er mitwirken konnte, zum Teil auch sehr gute Leistungen, stabil lieferte er diese aber nicht ab. Der Tempo-Dribbler ist noch nicht in der Saison angekommen und muss sich seinen Rhythmus erst erarbeiten.
10. Thomas Müller
Was ist eigentlich mit Thomas Müller los? Der Raumdeuter startete erst fulminant, ist jedoch seit dem zweiten Bundesliga-Spieltag ohne Torbeteiligung. Die Sorgen, dass der Routinier ohne Lewandowski an seiner Seite an Effizienz verliert, scheinen sich zu bestätigen. Müller rackert wie immer, jedoch mangelte es bei ihm zuletzt an der nötigen Geschwindigkeit in der Entscheidungsfindung. Der 32-Jährige müsste sich zudem auch häufiger wieder trauen, selbst auf das Tor zu schießen. Auch technische Unzulänglichkeiten und Fehlpässe sah man bei Müller zuletzt häufiger.