Neuerliche Bale-Verletzung lässt Real-Boss Pérez aufstöhnen
Von Guido Müller
Im Fußball ist es wie im wirklichen Leben auch: Manche Entscheidungen bergen Konsequenzen in sich, die bisweilen erst sehr viel später ihre Wirkung entfalten. Entsprechend dürfte sich Real Madrids Präsident Florentino Pérez über die jüngste Verletzung seines walisischen Sorgenkinds Gareth Bale in einem doppelten Sinne ärgern.
Denn die Wadenverletzung, die sich der 31-Jährige vor zwei Wochen beim Carabao Cup-Spiel bei Stoke City (in dem ihm die 1:0-Führung gelang) zugezogen hat, bremst den zarten Aufwärtstrend der letzten Wochen abrupt - und macht einen Verkauf, auf den der spanische Rekordmeister gehofft hatte, zumindest nicht wahrscheinlicher.
Denn welcher Klub bezahlt, zumal in diesen Corona-Zeiten, für einen 31-Jährigen bummelige 20 Millionen Euro netto Gehalt, um im Gegenzug keine (oder eine nur äußerst homöopathisch dosierte) sportliche Gegenleistung zu erhalten?
Genau: keiner. Beziehungsweise - einer schon. Nämlich Real Madrid selbst. Zwangsläufig. Der eigentlich gut gemeinte Plan, Bale unter der Ägide von José Mourinho wieder zu alter Form zu bringen, ist somit vorerst gescheitert. Und allzu viel Zeit bleiben weder dem Spieler noch den Spurs, um daran bis zum Juni etwas zu ändern.
Rückkehr von Bale nach Madrid wird immer wahrscheinlicher
Somit zeichnet sich für Pérez bereits das Schreckenszenario einer Rückkehr eines dramatisch im Wert gesunkenen, im Unterhalt aber unverändert teuren Star-Spielers am Horizont ab. Man wird - so sich an dieser aktuellen Lage bis dahin nichts Gravierendes ändert - mit Bale also in dessen letzte "königliche" Saison gehen. Und entsprechend noch einmal finanziell "bluten" müssen. Gute 40 Millionen Euro brutto!
Geld, das Real viel lieber in das Gehalt des umworbenen Kylian Mbappé gesteckt hätte. Und Geld, dessen schmerzhafte Zahlung den Präsidenten der Königlichen eventuell noch einmal im Zorn zurückblicken lässt. Auf sich selbst - und auf jenen Frühling 2018.
Denn der war im Nachhinein die Wegscheide. Damals beschwerten sich nämlich sowohl Gareth Bale als auch sein damaliger Teamkollege Cristiano Ronaldo medienwirksam über ihre jeweilige Situation im Klub.
Der Waliser über zu wenig Einsatzzeiten bei den blancos, der Portugiese über mangelnde Wertschätzung, angesichts der Zurückhaltung seines Arbeitgebers, ihm einen neuen Vertrag anzubieten. Zu diesem Zeitpunkt war Ronaldo bereits 33 - und eine eherne interne Regel bei Real sieht vor, dass über 30-Jährige nur noch Einjahresverträge erhalten. Ausnahmen bestätigen die Regel (wie der Fall Sergio Ramos zeigt, dem der Klub zwei weitere Jahre angeboten hat).
Doch in diesem Fall lag Pérez ganz offensichtlich falsch. Statt Bale zu verkaufen (Interessenten hätte es genug gegeben, wenngleich ein eventueller Deal rein ablösetechnisch wohl so oder so ein Minus-Geschäft geworden wäre) und die Ansprüche von CR7 zu befriedigen, weigerte er sich auf die Angebote für den Waliser näher einzugehen - und kam auch seinem Torjäger und Superstar keinen Zentimeter mehr entgegen.
Tor-Ausbeute der Königlichen seit Ronaldos Abgang eingebrochen
Das Ende ist bekannt: Unmittelbar nach dem Champions-League-Finale von Kiew gegen den FC Liverpool, das letztlich durch zwei Treffer von Bale (welch Ironie der Geschichte!) entschieden wurde, verkündete Cristiano Ronaldo ziemlich unverhüllt seinen Abschied aus Madrid - und schloss sich kurze Zeit später der Alten Dame aus Turin an.
Nicht ohne vorher noch eine an Béla Guttmann erinnernde Prophezeiung auszusprechen: "Nie wieder wird dieses Team mehr als 90 Tore in der Liga-Saison schießen!"
In des Portugiesen letzter Saison in der spanischen Kapitale kamen die Madrilenen noch auf satte 94 Treffer. Ein Jahr später waren es nur noch 63, in der vergangenen 70. Parallel dazu weist Ronaldos Tor-Bilanz in seinen ersten beiden Jahren in der Serie A 52 Treffer aus. (21 in der Spielzeit 2018/19, 31 in der letzten). In der aktuellen Saison kommt er auch schon wieder auf 14 Tor-Erfolge in 11 Spielen. Wer findet den Fehler?