Bale-Berater über Real-Fans: "Werden merken, wie idiotisch sie sich verhalten haben"
Von Guido Müller
Zuletzt ist es arg ruhig um Gareth Bale geworden. Was auch in seiner gen Null tendierenden sportlichen Bedeutung für seinen aktuellen Klub Tottenham Hotspur begründet ist. Es scheint, als ob die Leihe sang- und klanglos verstreichen und der Waliser ab dem kommenden Sommer wieder in Madrid aufschlagen wird. Sein Berater bemüht sich jedenfalls schon nach Kräften, den Ungeliebten anzupreisen.
In einem dem Online-Portal Goal gegebenen Interview sprach Jonathan Garnett, Chef der internationalen Spieleragentur ICM Stellar Sports, nun über Real Madrids Sorgenkind.
Garnett über Bales Ist-Zustand
Die guten Nachrichten vorweg. Gareth, so Garnett, gehe es persönlich sehr gut. Eine Neun, auf einer Skala von 1 bis 10. Beruflich, soviel räumte der Berater jedoch auch gleich ein, sehe es nicht ganz so gut aus. "Zwischen 5 und 6", wagte sich der 71-Jährige an einer Quantifizierung.
Mit seinem aktuellen Trainer habe diese eher pessimistische Einschätzung bezüglich des sportlichen Aspekts aber nichts zu tun. "Sie [Mourinho und Bale, Anm.] haben eine gute Beziehung. Es gibt überhaupt kein Problem."
Probleme, so der Agent, würden sowieso mehr von den Journalisten geschürt. Doch an der mathematischen Offensichtlichkeit geringer Einsatzzeiten kommt auch ein Garnett nicht vorbei. "Da müssen Sie Herrn Mourinho fragen. Wir haben auch gehofft, dass er häufiger spielen würde, aber die Dinge sind halt nicht so gelaufen. Und das obwohl es dem Team auch nicht so gut geht."
Aktuell dümpeln die Nordlondoner im oberen Mittelfeld der Premier League. Was eigentlich für umso mehr Stirnrunzeln bei ihm und seinem Schützling sorgen sollte.
Auf die Frage, ob seine Worte von vor einigen Monaten, als er darüber klagte, dass Bale in Madrid besser hätte behandelt werden müssen, schon einen Nachhall aus der spanischen Hauptstadt erfahren haben, sagte Garnett vielsagend: "Nein, überhaupt nicht!"
Garnett über seine Beziehung zu Real Madrid
Davon eventuell abzuleitende atmosphärische Störungen verneint der Berater jedoch rundweg. "Ich pflege eine sehr gute Beziehung zu Real Madrid. Ich glaube, dass die Leute mit der Zeit merken werden, wie wichtig Gareth Bale für Real Madrid gewesen ist und wie schlecht ihn die Anhängerschaft behandelt hat. Dabei hätten sie ihm bis ans Ende ihrer Tage dankbar sein müssen für alles, was er für den Klub geleistet hat."
Und er beschließt diesen kleinen Rundumschlag gegen die Fans mit einer provozierenden Aussage: "Es ist eine lächerliche Situation, für die sich die Fans schämen sollten." Ein jeder fegt halt erstmal vor seiner eigenen Haustür. Auch auf die Frage, was Bale vielleicht seinerseits hätte besser machen können, gibt sich Garnett erstaunlich uneinsichtig. Andererseits wäre er aber auch ein schlechter Verkäufer...
"Er muss gar nichts machen. Er spricht auf dem Platz. Er ist Fußballer - das ist seine Verantwortung. Nicht, Freund der Fans zu sein. Auf dem Feld hat er sich immer korrekt und dem Klub gegenüber unglaublich gut verhalten. Nie hat er ein böses Wort gesagt und viele Dinge gewonnen. Einige der großen Tore der Real-Historie hat Gareth geschossen. Deshalb glaube ich, dass sie irgendwann, wenn sie zurückblicken, merken werden, wie idiotisch sie sich ihm gegenüber verhalten haben."
Auch von Bales Plänen, eigentlich nicht mehr ins Bernabéu-Stadion zurückzukehren, weil ihm London und die Spurs so gefielen, will Garnett nichts mehr wissen. Denn: "Bale liebt auch Madrid. Es ist eine wundervolle Stadt zum leben. Wir müssen abwarten und sehen, was passiert."
Auf konkrete Zahlen bezüglich des Leih-Deals (angeblich zahlt Real weiterhin die Hälfte seines auf 15 Millionen Euro geschätzten Netto-Gehalts) wollte Garnett nicht eingehen. "Tut mir leid, aber ich werde nicht über finanzielle Angelegenheiten sprechen. Das sind private Dinge, die nur Klub und Spieler etwas angehen."
Gegen Ende des Gesprächs ließ Garnett noch durchklingen, dass viele der in Spanien entstandenen Konflikte rund um die Person seines Schützlings auch mit mangelnder Professionalität der spanischen Journaille zu tun haben könnten.
Garnett über die spanischen Sportjournalisten
"Einige Journalisten von manchen Zeitungen sollten einfach ihren Job besser erledigen. Sollten mehr Recherche betreiben, herausfinden, was korrekt ist - und nicht schreiben, was sie glauben, was korrekt sein könnte. Die Sportjournalisten einiger Blätter, nicht alle wohlgemerkt, sind sehr limitiert und bedürfen einer Verbesserung. Sie sind wahrscheinlich ein Guter, aber - und da spreche ich für Gareth - die journalistischen Standards ihm gegenüber sind sehr bescheiden."
Auf Nachfrage sagte Garnett dann noch, dass er die englischen Journalisten für qualitativ besser halte. Dies aber mit einem Schmunzeln. Eine dann vom Interviewer selbst vorgetragene formale Anfrage für ein Exklusiv-Interview mit Bale - mit der Begründung, den Spieler somit besser kennenzulernen - lehnte der Berater ausweichend ab.
"Man kann ihn besser kennenlernen, und man kann mehr recherchieren, um wahrheitsgemäß zu berichten. Gareth hat kein Interesse, mit der Madrider Presse zu sprechen."
Na, dann steht einer harmonischen Zusammenarbeit zwischen Journaille und Spieler nach dessen immer wahrscheinlicher werdenden Rückkehr nach Madrid ja nichts mehr im Weg. Ob er diese überhaupt als realistisch einschätzt, beantwortete Garnett mit einem neuerlichen Verweis auf einen Trainer. Diesmal auf den der Königlichen: "Nach meinem Gefühl müssen Sie Herrn Zidane fragen, ob er ihn will. Ich glaube aber eher nein."