"Ganz Köln und den Verein im Rücken" - Die Stimmen zum großen Bundesliga-Rekordspiel
Von Alina Ruprecht
"Wir hatten alle Gänsehaut, als wir die Zuschauerzahl auf den Bildschirmen gesehen haben", sagte Manjou Wilde vom 1. FC Köln nach Abpfiff. In der Rhein-Stadt wurde am Samstag nichts geringeres als Fußballgeschichte geschrieben.
38.365 Fans unterstützten das Team beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt, so viele wie noch nie bei einer Partie der Frauen-Bundesliga. Erstmals liefen auf die Effzeh-Frauen im RheinEnergie-Stadion auf. Über 90 Minuten wurden dort Momente geschaffen, die keine Spielerin so schnell vergessen wird, auch wenn die Gäste aus Hessen mit 2:0 siegten.
"Ich kann das mit nichts vergleichen". fuhr Wilde fort. "Es ist schade, dass das Spiel wieder vorbei ist, wir haben es sehr sehr genossen, auch als wir noch eine Ehrenrunde durch das Stadion gedreht haben. Wir haben verloren, keine Punkte geholt, aber trotzdem doch so viel, die Taschen fühlen sich voll an und das Herz auch. Wir sind wirklich sehr glücklich."
Auch ihre Team-Kollegin Myrthe Moorees schwankte nach Abpfiff zwischen Glücksgefühlen und Unzufriedenheit über das Ergebnis. "Es war ein Traum" sagte sie. "Die Fans haben uns richtig angefeuert, aber das Ergebnis war nicht so, wie wir gehofft hatten. In den ersten 15 Minuten waren wir am Drücke, vor allem nach Eckbällen und dann kam das 1:0 von Frankfurt aus dem Nichts. Am Ende ist es natürlich schade, aber dieses Gefühl müssen wir in die letzten Spiele mitnehmen."
Euphorisiert wie in der Anfangsphase gegen Frankfurt soll es jetzt auch in den Abstiegskampf gehen. Köln steht nach dem Rekordspiel mit 15 Punkten auf dem 9. Platz in der Bundesliga-Tabelle. Jede Partie ist jetzt wichtig, um den Klassenerhalt zu schaffen
"Das Spiel beflügelt uns im Abstiegskampf auf jeden Fall", betonte Wilde. "Es ist immer ein ganz anderes Gefühl, wenn man den ganzen Verein und ganz Köln im Rücken weiß. Das hat sich heute nochmal mit dem Rekord in dieser wunderbaren Stadt bestätigt. Das ist genau der Antrieb, den wir jetzt nochmal brauchen."
Sie, wie auch ihre Mitspielerinnen hoffen, dass man viele der Fans, die erstmals im RheinEnergie-Stadion dabei waren, auch bei den Spielen der Effzeh-Frauen wieder sieht. Am Samstag wurde alles für das Team aufgefahren, was ging. Die Mannschaft reiste im Bus zum großen Stadion, Maskottchen Hennes IX. meckerte kräftig an der Seitenlinie und spätestens als vor Anpfiff die Vereinshymne erklang war klar, dass es ein geschichtsträgtiger Fußball-Nachmittag werden würde.
Die Kölnerinnen setzten alles daran, ein Tor zu erzielen. Sie warfen sich in jeden Zweikampf, Torfrau Manon Klett hielt, was es zu halten gab, doch am Ende fehlte die Präzision im Angriffsdrittel. Dort dominierte die Frankfurter Abwehr, die über 90 Minuten nur wenig anbrennen ließ. Barbara Dunst (15') und Lara Prasnikar (78') besiegelten mit ihren Toren den 2:0 Endstand. Über dem Effzeh-Lager hing nach Abpfiff das drückende Gefühl, dass noch etwas zu holen gewesen wäre.
Kölns Trainerin Nicole Bender-Rummler analysierte bei der post-match Pressekonferenz: "Die Atmosphäre war einmalig. Sportlich sind wir gut ins Spiel reingekommen und waren bis zur 15. Minute gut im letzten Drittel. Trotz der Gegentore war es ein guter Auftritt des Teams und der Sieg für Frankfurt geht völlig in Ordnung."
Sie betonte, dass das Spiel vor der Traumkulisse ihrem Team das nötige Selbstbewusstsein für den Rest der Saison verliehen hat. "Es sind tolle Fußballerinnen und tolle Persönlichkeiten", betont sie. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Klasse halten werden."
Zuversichtlich ist Bender-Rummler auch in der Hinsicht, dass es nicht das letzte Spiel der Effzeh-Frauen im RheinEnergie-Stadion war. "Ich könnte mich an so eine Kulisse gewöhnen", sagte sie augenzwinkernd. "Wir haben intern bereits darüber gesprochen, dass es durchaus denkbar ist, dass wir einmal pro Saison im großen Stadion spielen. Heute hat man gesehen, wie es angenommen wird."
Die Trainerin fügte hinzu, dass Köln eine fußballverrückte Stadt sei. "Wir haben Werbung für uns und den ganzen Frauenfußball in Deutschland gemacht."
Im Rahmen des Rekordspiels wurden besondere Schals in den Effzeh Fan-Shops verkauft. "Zesamme zum Rekord" war auf der einen Seite gestickt zu lesen. Auf der Rückseite prangte der Schriftzug "Wo sonst?! 1. FC Köln". Es sind klare Statements, die die 38.365 Fans mit ihrem Erscheinen am Samstag unterschrichen haben. Und eines ist klar: da geht noch mehr.