Gamechanger Kimmich macht den FC Bayern besser: Die Erkenntnisse nach dem Sieg über Leverkusen
Von Florian Bajus

Der FC Bayern hat auch das letzte Spiel des Kalenderjahres 2020 gewonnen. Bei Bayer Leverkusen setzten sich die Münchner mit 2:1 durch. Ausschlaggebend war neben den individuellen Fehlern der Werkself eine verbesserte Abwehrleistung und gelungene Wechsel von Hansi Flick. Weitere Erkenntnisse werden im Folgenden zusammengefasst.
1. Joshua Kimmich macht den Unterschied
Zum Jahresabschluss durfte Joshua Kimmich sein Comeback feiern. Über eineinhalb Monate nach seiner Verletzung im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund wurde der defensive Mittelfeldspieler im zweiten Durchgang eingewechselt und hob das Bayern-Spiel auf ein völlig anderes Level.
Die ursprüngliche Doppelsechs um David Alaba und Corentin Tolisso war vor allem im Spiel mit dem Ball zu harmlos. Alaba kommunizierte zwar viel und lautstark mit seinen Mitspielern, doch auch der eigentliche Abwehrchef wirkte nicht wie ein Spieler, der die Partie an sich reißen und seiner Mannschaft Struktur verleihen kann. Dafür war sein Positionsspiel gegen den Ball ordentlich - Tolisso hing dagegen völlig in der Luft.
Mit Kimmich veränderte sich alles. Die Münchner hatten mehr Spielkontrolle und mehr Zugriff im Zentrum. Als sich Leverkusen in der Schlussphase darum bemühte, den Punktgewinn über die Zeit zu bringen, wurden die Bayern dank Kimmich minütlich stärker - er war es auch, der vor dem 2:1 den entscheidenden Pass auf Robert Lewandowski spielte.
2. Die Flügelspieler brauchen dringend eine Pause
In den vergangenen Wochen wurde häufig über die Flügelspieler diskutiert. Kingsley Coman ist in bestechlicher Form, dahinter drängt aber niemand auf den zweiten Stammplatz. Das war auch am Samstagabend zu spüren.
Serge Gnabry und Leroy Sané brachten vereinzelt zwar ihr Tempo rein, spielten dafür aber Fehlpass um Fehlpass, blieben an ihren Gegenspielern hängen und konnten auch mit ihren Abschlüssen keine Akzente setzen.
Das Spiel über die Außenbahn ist eines der Schlüsselelemente der Bayern. Umso wichtiger ist die Weihnachtspause. Gnabry, Sané und Costa müssen ihre Akkus wieder aufladen. Aufgrund des engen Spielplans ist aber nicht davon auszugehen, dass sie die komplette Rückrunde über glänzen werden.
3. Defensivere Herangehensweise führt zu Erfolg
Die sonst so hoch pressenden Bayern stellten am Samstagabend zwar die erste Aufbaulinie der Leverkusener zu, zum Pressing setzten sie aber frühestens im Mittelfeld an. Daher hatten die Hausherren insbesondere in den ersten 30 Minuten die Ball- und Spielkontrolle inne, doch abgesehen vom Führungstor durch Patrik Schick sah Manuel Neuer nur wenige Torschüsse auf seinen Kasten fliegen.
Leverkusen ist eine ballsichere Mannschaft, spielte allerdings zu hektisch und wählte immer wieder den langen Ball hinter die letzte Abwehrlinie oder die Verlagerung auf Leon Bailey. Der Jamaikaner war in den letzten Wochen in Top-Form, biss sich an Alphonso Davies allerdings die Zähne aus. Der Linksverteidiger behielt in Eins-gegen-eins-Duellen die Oberhand und ließ Bailey zu keinem Zeitpunkt durchbrechen.
4. Beide Tore waren vorzeitige Weihnachtsgeschenke
Die verbesserte Abwehrarbeit wirkte sich negativ auf das Offensivspiel aus. Nach Ballgewinnen waren die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen zu groß, entsprechend mussten die Spieler viele Risikopässe spielen, die häufig abgefangen wurden.
Nach vorne bot der Rekordmeister ein zähes Spiel, und doch ging er als Sieger vom Platz. In beiden Fällen stand Jonathan Tah im Mittelpunkt: Beim Ausgleich kurz vor der Halbzeit sprang er gemeinsam mit Lukas Hradecky zum Ball, woraufhin dieser zu Robert Lewandowski durchging. In Durchgang zwei wurde der Innenverteidiger von Moussa Diabys Zuspiel überrascht. Plötzlich war er von Alaba, Kimmich und Lewandowski umzingelt, spielte Kimmich den Ball mit einem unsauberen ersten Ballkontakt zu und leitete damit den entscheidenden Pass zu Lewandowski ein, der sich diese Chance nicht nehmen ließ.
Über weite Strecken der ersten Halbzeit wurde der FC Bayern nur über das variable Positionsspiel von Thomas Müller gefährlich, nach dem Seitenwechsel verliefen viele Umschaltsituationen aufgrund der hohen Fehlpassquote im Sand. Es brauchte zwei Geschenke der Werkself, um die drei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Das wird Flick und den Seinen angesichts der Winterpause aber egal sein.