Für Leipzig war Nagelsmann viel wertvoller als eine Rekordablöse
Von Yannik Möller

Mit dem Wechsel von Julian Nagelsmann zum FC Bayern kassiert RB Leipzig aufgrund des laufenden Vertrags eine Ablösesumme. Diese soll zwar bei - für einen Trainer sehr hohen - 20 bis 30 Millionen Euro liegen, doch für die Leipziger war er viel wertvoller als diese Summe.
Dass Julian Nagelsmann zur neuen Saison den FC Bayern trainieren wird, ist eine sehr spannende Entwicklung - auch, wenn sie vorhersehbar war. Viele Fußballfans, nicht nur die der Münchener, sind gespannt, wie sich der Klub und insbesondere die Mannschaft unter ihm entwickeln wird. Auch die Diskussionen und Fragen sind spannend: Ist er zu jung, zu unerfahren, oder hebt er das Team auf eine neue Ebene?
Was eher weniger beachtet wird, ist der Verlust, den RB Leipzig verkraften muss. Nun bekommt der bald feststehende Vizemeister aber eine sehr hohe Trainer-Ablösesumme und mit Jesse Marsch auch einen sehr guten Coach als Nachfolger. Immerhin sind bei dem Geldfluss von etwa 20 bis 30 Millionen Euro die Rede, mag einer sagen.
Hohe Nagelsmann-Ablöse ersetzt Leipzig keinesfalls den verlorenen Mehrwert
Das ist richtig. Und obwohl diese Summe für einen Trainer sehr groß und auch im Fußballgeschäft noch ungewohnt ist, so wäre er für seinen noch aktuellen Klub doch nochmal ein ganzes Stück mehr wert gewesen. Damit ist nicht per se und ausnahmslos die Summe gemeint, die Leipzig hätte fordern können oder vielleicht sogar sollen. Sondern (dazu) eher der Mehrwert, den man mit dem Nagelsmann-Abgang verliert.
Ein Fakt, an dem es nichts zu rütteln gibt: Der 33-Jährige ist ein sehr, sehr guter Trainer. Das hat er bei der TSG Hoffenheim bereits in der Jugend gezeigt, bei den Profis eindrucksvoll wiederholt und nun auch bei den Sachsen nochmal unter Beweis gestellt. Er bringt aber nicht nur das große Fachwissen mit, sondern auch ein neues Denken, ein neues Coachen. Er bringt nicht nur die Mannschaft weiter, sondern auch die individuellen Spieler.
Diesen Mehrwert verliert Leipzig nun, und der ist - vor allem mittel- bis langfristig - viel wertvoller als die an sich gute Ablösesumme, die der Verein kassiert. Zuletzt war zuhören, dass Nagelsmann selbst sehr früh und offenbar schon zu seiner Vertragsunterzeichnung erklärt haben soll, er würde diesen Klub nur für den FCB verlassen wollen.
Das zeigt einerseits den großen Ehrgeiz und Mut, andererseits aber auch die grundsätzliche Bereitschaft, mit dem RB-Klub nachhaltig und somit längere Zeit arbeiten zu wollen. Damit hätte der Tabellenzweite eine sehr gute Entwicklung machen können, die das Team vielleicht sogar, Stück für Stück, näher an den Meistertitel gebracht hätte - so wie es in dieser Spielzeit auch schon möglich war. Wie auch immer man zum potenziellen Erfolg von RB Leipzig steht.
Dementsprechend verliert Leipzig nicht nur irgendeinen Trainer, für den es am Ende irgendeine, wenngleich auch hohe Ablöse gibt. Man verliert die fast garantierte Chance, selbst auf ein neues Level zu kommen. Ein Level, von dem man zumindest im deutschen Fußball sehr regelmäßig sehr nah an Titel kommt. Ein Klub mit Nagelsmann als Trainer ist zudem auch für Spieler deutlich attraktiver als ein Klub ohne ihn. So wird auch Marsch ein schweres Erbe antreten müssen.