"Führung verspielt, wieder taktische Fehler von Löw" - Stimmen und Reaktionen zu Deutschlands Remis

Auch gegen die Türkei konnte die DFB-Elf unter Joachim Löw nicht gewinnen
Auch gegen die Türkei konnte die DFB-Elf unter Joachim Löw nicht gewinnen / Lars Baron/Getty Images
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Dreimal in Führung gegangen, dreimal die Führung wieder hergegeben. Die DFB-Elf musste gegen die Türkei das dritte Unentschieden in Folge hinnehmen, steht in der Nations League ergebnistechnisch gegen die Ukraine und die Schweiz ohnehin unter Druck. Weiterhin schlagen Joachim Löw kritische Stimmen entgegen - der sah im Spiel "ein bisschen Licht und Schatten".

Während im Hintergrund die Ermittlungen wegen schwerer Steuerhinterziehung beim DFB laufen und die Fußball-Fans über Sinn und Zweck der aktuellen Länderspiele diskutieren, fährt Deutschland das dritte Unentschieden in Serie ein. Nach dem 1:1 gegen Spanien und dem 1:1 gegen die Schweiz folgte am Mittwochabend ein 3:3 gegen die Türkei - inklusive dreimal verspielter Führung.

Löw zeigt sich "enttäuscht und angefressen" - Fehler kosten DFB-Elf erneut einen Sieg

"Jetzt ist man natürlich enttäuscht und angefressen", bilanzierte Löw angesichts der dreimaligen Führung (via Spox). Es sei "ganz schön ärgerlich", dass sowas erneut passiert - vor dem Ukraine-Spiel am Samstag möchte der Nationaltrainer diesen Aspekt nochmals intern thematisieren. Sein Fazit zum Spiel per se fiel gemischt aus: "Es sind einige Punkte anzusprechen. Wir haben aber auch einige gute Kombinationen drin gehabt. Es war so ein bisschen Licht und Schatten. Müdigkeit lasse ich nicht gelten. Es lag an der Spielkontrolle, die wir verloren haben."

Vergebene Rufe: Deutschland schenkt auch gegen die Türkei den Sieg her
Vergebene Rufe: Deutschland schenkt auch gegen die Türkei den Sieg her / Lars Baron/Getty Images

Zuletzt probierte sich der Coach auch an einer Dreierkette, die inzwischen in den Fokus gerückt ist. "Wir haben kein Problem, auf Viererkette umzustellen. Wir wollen beide Systeme spielen, das ist auch kein Problem. Am System liegt es nicht, dass wir nicht gewinnen", erklärte Löw dazu. Angesichts des Ziels, dass mit offensiven Außenverteidigern gespielt werden sollte, sei eine Viererabwehr "natürlich nicht immer so optimal".

Über Debütant Florian Neuhaus von Borussia Mönchengladbach fand er ebenfalls ein paar Worte: "Er hat ein gutes Spiel und ein sehr schönes Tor gemacht. Er ist häufiger mit Tempo durch das Mittelfeld gegangen."

Debütant Florian Neuhaus (mi.) durfte sich noch über sein Tor freuen
Debütant Florian Neuhaus (mi.) durfte sich noch über sein Tor freuen / DeFodi Images/Getty Images

Julian Draxler, der im Vorfeld der Partie trotz seiner weiterhin ausbleibenden Spielpraxis bei Paris Saint-Germain zum Kapitän ernannt wurde und von Löw viel Lob bekommen hatte, ärgerte sich im Nachhinein über die vergebenen Siegchancen: "Wir haben die Türken eingeladen Tore zu schießen, und es wieder nicht geschafft, den Sieg über die Zeit zu bringen. Wenn du 2:1 führst, musst du es souveräner spielen. Das haben wir wieder nicht geschafft und das ist enttäuschend."

Matthäus mit deutlicher Löw-Kritik: "Taktische Fehler" und fragwürdige Nominierungen

In eine ähnliche Kerbe, aber mit deutlicherer Kritik an Joachim Löw, schlug auch Lothar Matthäus gegenüber der Bild: "Deutschland hat jetzt zum fünften Mal die Führung verspielt, gegen die Türkei dreimal in einem Spiel. Wieder kosteten taktische Fehler von Löw bei den Einwechslungen den Sieg."

Auch was die Nominierungen und das augenscheinlich immer stärker abnehmende Interesse an den Spielen der DFB-Elf betrifft, äußerte sich Matthäus sehr kritisch: "Ich wundere mich, wenn ich sehe, dass da viele Spieler wie Nico Schulz für Deutschland auflaufen, die in ihren Vereinen auf der Bank sitzen. Genau deshalb schaltet für Deutschland keiner mehr den Fernseher ein."



Fallen Länderspiele, wie sie aktuell stattfinden, in einen ohnehin schon sehr straffen Terminkalender, sind einige der üblichen Stammkräfte nicht dabei. Ein verständlicher Aspekt, der trotzdem immer wieder die Frage aufwirft, inwiefern so manche Nominierung für die Nationalmannschaft gerechtfertigt ist. Dass beispielsweise mit Antonio Rüdiger und Nico Schulz zwei Spieler in der Startelf stehen, die beim FC Chelsea bzw. Borussia Dortmund so gut wie gar keine Rolle mehr spielen und dementsprechend (wie Draxler) keine Spielpraxis vorweisen können, ist aber schon länger ein Kritikpunkt von außen. Zuletzt ernteten auch die Nominierungen von BVB-Reservist Mahmoud Dahoud oder dem schwächelnden Jonathan Tah fragende Blicke.