Das kann und sollte der Fußball nun für die Impfbereitschaft tun

Noch immer wird Fußball im Zeichen Coronas gespielt
Noch immer wird Fußball im Zeichen Coronas gespielt / Visionhaus/Getty Images
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Während die neue Saison in den Startlöchern steht und die letzten Vorbereitungen laufen, sinken die Zahlen der fortwährenden Impfungen. Nun wäre es an der Zeit, den Fußball in die Verantwortung zu nehmen und mit Aktionen sowie dem eigenen Vorbild für mehr Akzeptanz und einfache Impf-Möglichkeiten zu sorgen.


Die Coronakrise hat auch das Fußballgeschäft hart getroffen. Im Profi-Bereich standen mehrere Klubs kurz vor großen finanziellen Krisen, der Ball ruhte, die Stadien waren und sind teilweise noch immer leer. Vom Amateursport ganz zu schweigen. Allerdings hat es dieses Geschäft längst nicht so erwischt, wie andere Branchen. Tatsächlich wurden dem Profi-Fußball sogar einige Zugeständnisse gemacht. Worüber sich auch zahlreiche Menschen gefreut haben, das sollte keineswegs vergessen werden.

Die Welt lebt und leidet nun bereits anderthalb Jahre mit und an dieser Pandemie. Vielerorts steigen die Fallzahlen, während die Impfungen jedoch wirken und haufenweise schlimmere Verläufe und Todesfälle verhindern können. Zurzeit läuft auch ein Wettbewerb mit dem Virus, nämlich ein Wettrennen. Die Infektionen gegen das Impfen.

Doch die Impfungen nehmen Woche für Woche ab. Das hat mehrere Gründe: einerseits sind bereits zahlreiche Menschen geimpft. Bei anderen herrscht das Gefühl vor, nun sei dieser Schritt nicht mehr so wichtig, bei manchen geht der Sommer-Urlaub derzeit vor. Dazu gibt es zu wenige Angebote vor der Haustür, auch wenn in zahlreichen Impfzentren beispielsweise keine Termine mehr notwendig sind.

Der große Fußball kann und sollte helfen - Vorbildfunktion für anhaltende Impfbereitschaft

Und da kommt der Fußball ins Spiel. Die Zugeständnisse auf der einen Seite, das jetzt notwendige Unterstützen auf der anderen Seite. Dieses so große und bedeutsame Geschäft kann der Gesellschaft nun etwas zurückgeben. Es wäre ein großer Dienst, würde es sich ebenfalls darum bemühen, für mehr Impfbereitschaft und niedrigschwellige Impfangebote zu sorgen.

Dazu führt der Blick auch einige Monate zurück. Karl-Heinz Rummenigge sprach sich für Impfungen für Fußballer aus, medienwirksam aufbereitet. "Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung", sagte er im Februar (via FAZ). Der Shitstorm war riesig, weil der Zeitpunkt - trotz des Beteuerns, man wolle sich "überhaupt nicht vordrängen" - fragwürdig gewählt war.

Karl-Heinz Rummenigge
Karl-Heinz Rummenigge kassierte wegen seines Impf-Vorschlags im Februar Ärger / Alexander Hassenstein/Getty Images

Die Message war aber richtig, sie ist es heute noch. Sprechen sich Spitzensportler für die Impfungen aus, kommt das an - und zwar mit einer großen Aufmerksamkeit. Sie sind Idole und Vorbilder, haben alleine auf ihren eigenen Social-Media-Kanälen zehn- oder gar hunderttausende Follower. Es wären simple Nachrichten, die so viele Menschen mit der Botschaft "lasst euch impfen, es ist sicher, es schützt euch und andere" erreichen würden.

Das kann von einzelnen Spielern ausgehen, oder auch von den Klubs. Borussia Mönchengladbach etwa postete dieser Tage ein kurzes Video. Darin sprachen sich Christoph Kramer und Patrick Herrmann für die Covid-Impfungen aus. "Wir beide geben das Go", so Kramer u.a., während der Verweis auf das Impfzentrum in Mönchengladbach gegeben wurde.

Es sind kleine Nachrichten, Bilder, Videos die so viele Menschen erreichen. Darunter sind definitiv noch Personen, die noch zögern, die noch unsicher sind. Doch wenn sich ein Profisportler impfen lässt, dessen körperliche Gesundheit das oberste Gebot ist - dann sollte es wirklich keine Bedenken mehr geben.

Klubs können niedrigschwellige Impfangebote organisieren - im Stadion und zum Spiel

Doch das Aufmuntern und Aufklären ist nicht der einzige Schritt, wie die großen Klubs helfen können. Aktuelle Erfahrungen zeigen: unkompliziert zu erreichende Impfangebote werden sehr gut angenommen. Das können spontane Aktionen in der Innenstadt sein oder ein Impfbus auf den heimischen Marktplatz. Gibt es solche Angebote, gehen die Menschen dorthin. Kommen die (theoretisch) Impfwilligen nicht zur Spritze, muss die Spitze eben zu ihnen kommen.

Ein Schritt, den auch Schalke 04 und der BVB dieser Tage gehen. Dortmund etwa spricht von "einem besonderen Angebot" und erklärt, den Signal Iduna Park in ein vorübergehendes Impfzentrum zu verwandeln. Neben dem zu erhaltenden Piks gibt es als zusätzlichen Anreiz auch noch die Möglichkeit, eine kleine Runde im Stadion zu drehen und ein Foto mit dem DFB-Pokal zu machen. Vom Donnerstag an wird dieses Angebot an insgesamt zehn Tagen vorherrschen.

Königsblau nutzt die Gelegenheit des Saisonstarts gegen den HSV beim Heimspiel in der Veltins-Arena. Rund um die Partie wird der Impfbus der Stadt Gelsenkirchen direkt vor dem Stadion stehen. Ganz unkompliziert haben die etwa 20.000 zugelassenen Fans die Chance, sich ihre Erstimpfung abzuholen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, es reichen Ausweis und bestenfalls der Impfausweis.

Derartige Aktionen sind dieser Tage ebenso erfolgreich wie wichtig. Die möglichst unbürokratischen Möglichkeiten, sich die Spritzte abzuholen, waren schon sehr früh in Ländern wie etwa Israel erfolgreich. Es geht zum Einkaufen in den Ikea? Nimm doch schnell eine Impfung mit.

Der Fußball kann dabei helfen, diese Vorgänge ebenso leicht und praktikabel zu machen. So werden nicht nur viele weitere Menschen geschützt, sondern auch etwas zurückgegeben. Damit dieser Sport nicht nur genommen und dafür Unterhaltung geboten hat, sondern richtig mit anpacken, auch den Rest dieser elendigen Pandemie möglichst unbeschadet zu überstehen.