Fredi Bobic prognostiziert Klage für volle Stadien - Wortwahl dabei grenzwertig banalisierend
Von Christian Gaul
Fredi Bobic prognostiziert öffentlich, dass sich die Bundesligisten rechtlicher Schritte bedienen werden, um die volle Auslastung der Stadien zu gewährleisten. Auch die Hertha wäre dabei.
Mittlerweile kann sich der Bundesliga-Fan eigentlich wieder freuen. Dank der Impfungen und Tests dürfen Stadiongänger wieder ihre Fahrten antreten und in der Folge auch Bildschirm-Anhänger die Atmosphäre in den Hexenkesseln genießen.
Die meisten Spielorte durften zur neuen Saison halb-gefüllt mit Jubel und Geschrei, Gesang und Gezeter glänzen, doch halb ist eben nicht ganz, wenn es um wirtschaftliche Zwänge geht.
So scheinen die Bundesligisten rechtliche Schritte anzustreben, um zeitnah eine volle Auslastung ihrer Stadien zu erreichen. Fredi Bobic, der neue Verwalter der Windhorst-Millionen bei Hertha BSC, treibt diesen Prozess nun öffentlich voran.
"Da fehlt der Spaß-Faktor" - Bobic sieht Klage als "nicht mehr aufzuhalten"
"Ich bin sicher, dass Bundesligisten klagen werden, dass man ganz öffnet. Es wird nicht mehr aufzuhalten sein. Wir wurden gefeiert für unser Hygienekonzept. Jetzt sind wir die letzten und schauen ins Ausland. Hertha würde sich einer Klage anschließen. Wir reden darüber, schauen uns das zwei, drei Wochen an. Dann wird in der Liga generell ein Konsens sein, dass Fans kommen dürfen, wenn sie genesen oder geimpft sind", postulierte Bobic unlängst gegenüber der Bild.
Dabei bezieht sich der 49-Jährige auf schneller voranschreitende Öffnungen in anderen europäischen Ligen und klammert bewusst das Wort "getestet" aus.
Hier kann man Bobic durchaus beipflichten, denn wenn Geimpfte oder Genesene andernorts nahezu uneingeschränkt aufeinander hocken dürfen, dann muss dies auch für die Stadien gelten. Eine Grundsatzdiskussion über die tatsächliche Wirksamkeit der Impfungen oder das weiter vorhandene Covid-Verbreitungspotenzial von Genesenen müssen andere führen.
Allerdings waren bei Herthas zweiter Niederlage im zweiten Spiel der Saison immerhin über 18.000 zahlende Gäste anwesend, die das 1:2 gegen den VfL Wolfsburg ertragen mussten. Die derzeitigen Auflagen hätten vielerorts auch mehr Zuschauer möglich gemacht, doch Kartenverkäufe verliefen schleppend. Viele Ultra-Gruppierungen wollen zudem erst dann wieder live dabei sein, wenn es grundsätzlich keine Einschränkungen mehr gibt.
Für Bobic ist klar, woran das liegt. "Wenn alles frei zugänglich wäre und die Kapazitäten wären nicht beschränkt, wären viel mehr gekommen – da bin ich mir sicher. Ich muss eine Maske anziehen, sitze vielleicht mit meinen Kumpels nicht zusammen. Das macht auch keinen Spaß, da fehlt der Spaß-Faktor", analysierte Bobic messerscharf.
Hier kann man nur erwidern: Richtig, Herr Bobic! Eine Pandemie besitzt sogar noch weniger Spaß-Faktor, als die Auftritte der Hertha in letzter Zeit.
Obwohl die Aussagen des Berliner Geschäftsführers Sport irgendwo nachvollziehbar sind, bieten sie in ihrer Form der Darreichung eine ungemein erhöhte Angriffsfläche. Dabei ist Bobic doch erst wenige Wochen bei der Hertha, das Aneignen der miserablen Berliner Außendarstellung in den letzten Jahren scheint sehr schnell zu funktionieren.