"Frauen- und Männerfußball sollte man nicht vergleichen" - Sara Däbritz im Interview
Von Daniel Holfelder
Am 8. Juli wird es ernst für die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft. Im Auftaktmatch gegen Dänemark wollen die DFB-Kickerinnen zeigen, dass sie das Zeug zum Gewinn der Europameisterschaft mitbringen. Während der Turnier-Vorbereitung hatte 90min die Möglichkeit, mit Mittelfeldakteurin Sara Däbritz zu sprechen.
90min: Wie würdest du deine Rolle im Team beschreiben?
Sara Däbritz: Aufgrund meiner vielen Länderspiele und Turnierteilnahmen sehe ich mich als erfahrene Spielerin, die gemeinsam mit den anderen etablierten Mädels im Team vorangehen will. Ich denke, dass wir eine tolle Mischung aus erfahrenen und jungen, unbekümmerten Spielerinnen haben. Da will ich meinen Teil zum Erfolg beitragen.
90min: In Paris hast du in der letzten Saison in einem Dreier-Mittelfeld auf der linken Achterposition gespielt. Beim DFB auch?
Sara Däbritz: Das kommt darauf an, welches System die Bundestrainerin wählt. Wenn wir in der gewohnten 4-3-3-Formation auflaufen, bin ich entweder auf der Acht oder auf der Sechs zu Hause.
90min: Ich habe mich ein wenig mit deinen Saison-Statistiken befasst. Unter anderem hast du pro Partie durchschnittlich drei gegnerische Angriffe abgefangen, 60 Prozent deiner Defensivzweikämpfe gewonnen, 71 Prozent deiner Pässe ins letzte Drittel zur Mitspielerin gebracht, 85 Prozent Passquote insgesamt… Welche Rolle – gerade in der täglichen Trainingsarbeit - spielen statistische Werte wie diese für dich?
Sara Däbritz: Keine große Rolle. Wir nehmen natürlich viele individuelle Analysen vor und sehen uns zahlreiche Spielszenen auf Video an. Das wird aber nicht mit Statistiken hinterlegt. Die wichtigsten Daten – Tore und Vorlagen – kenne ich natürlich trotzdem. Aber die Werte, die du genannt hast, höre ich zum ersten Mal.
90min: Du hast sehr lange – bis einschließlich 16 – in Jungsmannschaften gespielt. Findest du es gut, wenn Mädchen und Jungs in der Jugend lange zusammenspielen oder sollten die Geschlechter früher getrennt werden?
Sara Däbritz: Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Für mich persönlich war das lange Zusammenspiel mit den Jungs das Beste, was ich machen konnte. Ich habe in den Jungsmannschaften nur positive Erfahrungen gesammelt und wurde in jedem Team super aufgenommen. Vor allem fußballerisch hat mich das enorm weitergebracht. Ab einem gewissen Alter sind die Jungs körperlich deutlich überlegen. Dadurch musste ich lernen, schnellere Entscheidungen zu treffen und mit meiner Technik dagegenzuhalten.
90min: Worin bestehen die Hauptunterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball?
Sara Däbritz: Kannst du bitte die nächste Frage stellen…?
90min: Die nächste Frage geht in dieselbe Richtung… Dein Freund hat letztes Jahr in der Bayernliga (5.Liga) 21 Tore geschossen. Könntest du in seiner Mannschaft mithalten?
Sara Däbritz: Ich finde, dass man den Frauenfußball grundsätzlich nicht mit dem Männerfußball vergleichen sollte. Die körperlichen Voraussetzungen sind vollkommen andere. Ich finde, da werden oft total blöde Vergleiche gezogen, die es etwa in anderen Sportarten nicht gibt.
90min: Letzte Frage. Was würdest du Mädchen und Jungs raten, die wie du Fußballprofi werden wollen?
Sara Däbritz: Spaß haben und das Fußballspielen genießen. Für mich ist Fußball die größte Leidenschaft, von Anfang an. Seitdem ich denken kann, hat mir das Kicken immer eine Riesenfreude bereitet. Dadurch habe ich automatisch einen enormen Ehrgeiz und Zielstrebigkeit entwickelt. Ich glaube, wenn man Spaß an einer Sache hat, kommen viele Dinge von ganz allein. Außerdem ist es wichtig, dass man stets an sich glaubt – auch in schweren Phasen, zum Beispiel bei Verletzungen. Wenn man einen Traum hat, sollte man nie aufgeben und alles dafür tun, dass der Traum in Erfüllung geht.
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