EM-Vorschau zu Frankreich: Schlüsselspielerinnen, Weg ins Finale, Turniergeschichte & mehr
Frankreich hat in den letzten Jahren bei großen internationalen Turnieren oft unterdurchschnittliche Leistungen gezeigt. Und das, obwohl sie bei jeder EM oder WM in der Regel sehr hoch eingeschätzt werden.
Das wird auch dieses Mal nicht anders sein, denn die Französinnen gehen laut Weltrangliste als drittbeste Mannschaft der Welt und als zweitbeste in Europa in die Euro 2022. In der Vergangenheit sind die Dinge jedoch nicht ganz so gelaufen, wie auf dem Papier erwartet, und Frankreich war oft der große Verlierer.
Bei der Euro 2022 wird sich Frankreich in einem neuen Gewand präsentieren und hoffen, die Defizite der Vergangenheit zu überwinden.
So lief Frankreichs Qualifikation für die EM
Insgesamt hatte Frankreich in der Qualifikation relativ leichtes Spiel und schloss die Gruppe G als Tabellenerster vor Österreich ab. Sie gewannen sieben ihrer acht Spiele und gaben nur am sechsten Spieltag mit einem 0:0-Unentschieden in Österreich Punkte ab.
In den acht Qualifikationsspielen schoss Frankreich 44 Tore und blieb dabei acht Mal ohne Gegentor.
Turniergeschichte der französischen Nationalmannschaft
Frankreich nahm 1997 zum ersten Mal an einem großen Turnier teil und überstand erst 2009 zum ersten Mal die Gruppenphase. Bei einer Europameisterschaft sind die Französinnen bisher immer nur bis ins Viertelfinale vorgedrungen.
- Euro 1984: Nicht qualifiziert
- Euro 1987: Nicht qualifiziert
- Euro 1989: Nicht qualifiziert
- Euro 1991: Nicht qualifiziert
- Euro 1993: Nicht qualifiziert
- Euro 1995: Nicht qualifiziert
- Euro 1997: Gruppenphase
- Euro 2001: Gruppenphase
- Euro 2005: Gruppenphase
- Euro 2009: Viertelfinale
- Euro 2013: Viertelfinale
- Euro 2017: Viertelfinale
Erst in den letzten elf Jahren hat Frankreich regelmäßig an den Weltmeisterschaften teilgenommen. Die beste Platzierung erreichten sie 2011, als sie im Halbfinale ausschieden und schließlich Vierter wurden.
- WM 1991: Nicht qualifiziert
- WM 1995: Nicht qualifiziert
- WM 1999: Nicht qualifiziert
- WM 2003: Gruppenphase
- WM 2007: Nicht qualifiziert
- WM 2011: Vierter Platz
- WM 2015: Viertelfinale
- WM 2019: Viertelfinale
Die Spielerinnen der französischen Mannschaft: Der Star des Teams und ein Youngster, den es zu beobachten gilt
Die treffsichere Stürmerin Marie-Antoinette Katoto von Paris Saint-Germain ist der Star des Teams. Sie ist mit 23 Jahren noch relativ jung und hat seit ihrem Debüt im Jahr 2018 fast ein Tor pro Spiel für Frankreich erzielt.
Auf Vereinsebene hat sie für PSG in den letzten fünf Spielzeiten erstaunliche 137 Tore in allen Wettbewerben erzielt und ist bereits jetzt die beste Torschützin des Vereins aller Zeiten. Bei der Euro 2022 zählt sie zu den Favoritinnen auf den Goldenen Schuh.
Frankreich hat eine Reihe von aufstrebenden Stars im Kader, darunter die Stürmerinnen Melvine Malard und Sandy Baltimore. Ein besonderes Auge sollte man aber auf Außenverteidigerin Selma Bacha werfen. Die defensivstarke Abwehrspielerin mit dem starken linken Fuß war maßgeblich an der Rückkehr Olympique Lyons in die europäische Spitze beteiligt und könnte auch in England für reichlich Furore sorgen.
Die Trainerin der Französinnen
Frankreich wird seit 2017 von der Nationalmannschaftslegende Corinne Diacre betreut. Während ihrer eigenen internationalen Karriere, die von 1993 bis 2005 dauerte, spielte sie mehr als 120 Mal für ihr Land und war anschließend von 2007 bis 2013 Assistenztrainerin.
Diacre wechselte in den Vereinsfußball und leitete Soyaux, den Verein, bei dem sie 19 Jahre lang als Spielerin aktiv war. Anschließend war sie drei Jahre lang beim Männerverein Clermont Foot tätig, bevor sie in den Frauenfußball zurückkehrte und den Posten als Nationalcoach übernahm.
Diacres Trainerkarriere ist von einigen Kontroversen geprägt, bei denen es vor allem um Streitigkeiten mit Spielerinnen ging. Besonders hervorzuheben ist eine langjährige Fehde mit Amandine Henry, aber auch mit Wendie Renard, Eugenie Le Sommer und Sarah Bouhaddi gab es Probleme. Diacre wurde sogar vorgeworfen, in ihrer Zeit bei Clermont eine Diktatur zu führen und Spielerinnen zu bedrohen.
Gut zu wissen...
Mit der Nichtberücksichtigung von Amandine Henry und Eugenie Le Sommer und dem Rücktritt von Sarah Bouhaddi im Jahr 2020, der mit ihrem schwierigen Verhältnis zu Corinne Diacre begründet wird, fehlen Frankreich die internationale Erfahrung von mehr als 400 Länderspielen.
Erfahrung ist im Kader zwar vorhanden, aber nur drei der 23 Spielerinnen haben mehr als 50 Mal für die Equipe Tricolore gespielt. Die meisten Akteurinnen haben nicht mehr als ein großes internationales Turnier hinter sich, während Marie-Antoinette Katoto, Sandy Baltimore, Melvine Malard, Clara Mateo, Ella Palis und Ouleymata Sarr zum ersten Mal an einem großen Turnier teilnehmen.
Spielplan bei der Euro 2022 und der Weg ins Finale
Frankreich gegen Italien
Datum und Uhrzeit: Sonntag, 10. Juli, 20:00 Uhr
Austragungsort: New York Stadium (Rotherham)
Übertragung: Das Spiel wird in Deutschland nicht im Fernsehen übertragen, kann aber im Livestream auf sportschau.de verfolgt werden. Außerdem sind alle Spiele der Europameisterschaft live beim Streamingdienst DAZN verfügbar.
Frankreich gegen Belgien
Datum und Uhrzeit: Donnerstag, 14. Juli, 20:00 Uhr
Austragungsort: New York Stadium (Rotherham)
Übertragung: Das Spiel wird live in der ARD sowie im Livestream auf sportschau.de übertragen. Außerdem sind alle Spiele der Europameisterschaft live beim Streamingdienst DAZN verfügbar.
Island gegen Frankreich
Datum und Uhrzeit: Montag, 18. Juli, 20:00 Uhr
Austragungsort: New York Stadium (Rotherham)
Übertragung: Das Spiel wird in Deutschland nicht im Fernsehen übertragen, kann aber im Livestream auf sportschau.de verfolgt werden.
Außerdem sind alle Spiele der Europameisterschaft live beim Streamingdienst DAZN verfügbar.
Es wird erwartet, dass Frankreich die Gruppe D gewinnt und sich als Gruppensieger für die K.o.-Runde qualifiziert. Das bedeutet ein Viertelfinale gegen den Zweitplatzierten der Gruppe C, was in jedem Fall eine knifflige Aufgabe werden dürfte, da es sich aller Voraussicht nach um Schweden oder die Niederlande handelt. Ein Sieg im Viertelfinale könnte dann ein Halbfinale gegen Deutschland oder Norwegen bedeuten, wenn alles wie erwartet verläuft.
Der andere Weg - falls sich die Französinnen als Gruppenzweiter für die K.o-Runde qualifizieren - wäre immer noch ein Viertelfinale gegen Schweden oder die Niederlande, je nachdem, wie sich die Gruppe C entwickelt. Das Halbfinale würde in diesem Fall wohl gegen Spanien oder England stattfinden.
Frankreichs Kader für die EM 2022
Tor: Mylene Chavas (Bordeaux), Justine Lerond (Metz), Pauline Peyraud-Magnin (Juventus).
Verteidigung: Selma Bacha (Lyon), Hawa Cissoko (West Ham), Sakina Karchaoui (PSG), Griedge Mbock (Lyon), Eve Perisset (Chelsea), Wendie Renard (Lyon), Marion Torrent (Montpellier), Aïssatou Tounkara (Atletico Madrid).
Mittelfeld: Charlotte Bilbault (Bordeaux), Kenza Dali (Everton), Grace Geyoro (PSG), Ella Palis (Bordeaux), Sandie Toletti (Levante).
Sturm: Sandy Baltimore (PSG), Delphine Cascarino (Lyon), Kadidiatou Diani (PSG), Marie-Antoinette Katoto (PSG) , Melvine Malard (Lyon), Clara Matéo (FC Paris), Ouleymata Sarr (FC Paris).
EM-Prognose: Viertelfinale
Frankreich ist dafür bekannt, auf der internationalen Bühne zu enttäuschen. Bei den letzten vier Turnieren scheiterten die Französinnen jeweils im Viertelfinale. Jetzt gibt es zwar eine neue Generation an vielversprechenden Spielerinnen. Trotzdem dürfte aufgrund der großen Konkurrenz erneut in der Runde der letzten Acht Schluss sein.
Für mehr Frauenfußball folge 90min auch hier:
Twitter: @FF_90min
Podcast: Raus aus dem Abseits