Frauenfußball: Geißböcke taumeln, Arnautis erstaunlich zufrieden - Die Erkenntnisse zum Rückrunden-Auftakt
Von Helene Altgelt
Zum Rückrunden-Auftakt hat der FC Bayern verdient das Topspiel gegen Eintracht Frankfurt für sich entschieden und schiebt sich vor der SGE auf Platz zwei. Wolfsburg trotzte den widrigen Bedingungen und eigenen Fehlern, und der 1. FC Köln rutscht mit Karacho in den Abstiegskampf. Das sind die Erkenntnisse zum 12. Spieltag der Frauen-Bundesliga.
Sieg im Topspiel: Bayern zeigt Frankfurts Ideenlosigkeit auf
Der glanzvollste Sieg war es nicht, aber ein hochverdienter: Bayern hat das Topspiel gegen Frankfurt mit 2:1 gewonnen und erneut die Defizite von Niko Arnautis' Team im Offensivspiel aufgezeigt. Am Bayern-Campus hatte die Eintracht zwar viel Ballbesitz, aber wurde viel zu selten zwingend. Eine echte Erkenntnis ist das nicht, denn dieses Problem stellte sich für Frankfurt schon in so manchem Spiel diese Saison.
Auch in der erfolgreichen Hinrunde quälte sich Frankfurt in einigen Spielen, oft sorgte dann ein spätes Tor oder die individuelle Klasse der Adlerträgerinnen für den Sieg. Der Erfolg schien Trainer Niko Arnautis Recht zu geben, der sich auch nach eher zähen Spielen zufrieden mit der Leistung seines Teams zeigte und die Steigerung im Vergleich zur Vorsaison hervorhob. Das stimmt wohl, aber damit Frankfurt seinen Ambitionen gerecht werden kann, muss der nächste Schritt gemacht werden.
Auch gegen Bayern fehlten Frankfurt die Ideen, stattdessen griff die SGE auf Flanken und Ecken zurück. Eine davon sorgte in der 82. Minute dann tatsächlich für den Anschlusstreffer, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Dass Frankfurt auswärts gegen Bayern mehr Spielanteile hatte, war bereits eine Leistung, aber allein vom Ballbesitz kann man sich noch nichts kaufen. Arnautis zeigte sich am Magenta-Mikro erneut zufrieden und meinte, sein Team sei die bessere Mannschaft gewesen und habe in den ersten zwanzig Minuten das Spiel dominiert. Tatsächlich startete Frankfurt nicht schlecht und ließ Bayern wenig ins letzte Drittel kommen, offensiv kam die SGE aber kaum zu Möglichkeiten.
Die besten Chancen für Frankfurt kamen in der zweiten Hälfte, als die Eintracht weniger die Kugel hatte, aber Bayern gut unter Druck setzte und sich die Ballverluste bei den Münchnerinnen häuften. Das zeigt, dass Frankfurt immer noch kein Team ist, das durch Ballbesitz dominieren kann, denn echte Dominanz kommt nicht nur von vielen Pässen, sondern von Torchancen. Wenn Arnautis und Co. das nicht erkennen, wird Frankfurt das altbekannte Problem weiterhin mit sich herumschleppen.
Kölner Krise: Abwehrpatzer + Offensivkrampf = Abstiegskampf - die Geißböcke taumeln nach unten
Kölns Krise kann nicht mehr als kleines Zwischentief abgetan werden: Mit weiterhin nur zehn Punkten steht der Effzeh gefährlich nah an der Abstiegszone. Gegen die TSG Hoffenheim setzte es erneut eine 0:4-Niederlage. Die ist zwar als weniger empfindlich zu bewerten als die Schlappe gegen Essen letzte Woche, zeigte aber erneut, dass die Geißböcke vom Weg abgekommen sind. Stattdessen taumeln sie aktuell eher einen Hang herunter.
Die Länderspielpause könnte dabei - um im Bild zu bleiben - eine willkommene Schranke sein, um die Kölner Talfahrt zu bremsen. Denn da das nächste Ligaspiel gegen den dominanten VfL Wolfsburg sein wird, hätte Köln ansonsten in dieser Begegnung wohl keinen Halt gefunden. So haben Trainer Sascha Glass und sein Team nun etwas Zeit, um genau diesen defensiven (Zusammen)halt wieder herzustellen.
Gegen Hoffenheim machte es Köln über weite Strecken nicht ganz schlecht, aber die allgemeine Verunsicherung zeigte sich in vielen kleinen Patzern. Köln verschenkte mehrmals leichtfertig den Ball, etwa vor dem 3:0, und beim zweiten Hoffenheimer Treffer konnte Sarah Puntigam nur hinterherschauen. Torhüterin Jasmin Pal, die oft zu weit vor ihrem Tor stand, machte auch keine gute Figur. Sie ermöglichte damit zwei spektakuläre TSG-Treffer aus der Distanz, der zweite davon kam sogar von der Mittellinie und kann als Tor-des-Monats-Bewerbung von Paulina Krumbiegel gewertet werden.
Hoffenheim hatte aber nicht nur das Glück des Tüchtigen, sondern neben den vier Treffern weitere Großchancen, etwa in der 48. Minute durch Chantal Hagel oder nach einem Getümmel im Strafraum. Nach vorne gelang dem Effzeh auch gegen Hoffenheim nur wenig, Gefahr entwickelte Köln lediglich aus Standardsituationen.
Bayer siegt gegen Duisburg - aber spielerischer Fortschritt sieht anders aus
Die Saison 2022/23 war für Bayer Leverkusen mit viel Matsch, Flanken und Frust losgegangen. Ihr erstes Spiel hatte die Werkself im strömenden Regen gegen Aufsteiger MSV Duisburg verloren, Bayer konnte dabei den Abwehrriegel der Zebras nicht knacken und fing sich ein Kontertor. Beim Rückrunden-Auftakt konnte Leverkusen gegen die Zebras Rache nehmen, aber auch beim 2:0 überzeugten sie spielerisch nicht wirklich.
In der ersten Hälfte brachte Leverkusen keinen einzigen gefährlichen Ball auf das Tor von Ena Mahmutovic, es schien bereits eine Wiederholung des Hinspiels zu drohen. Für den Dosenöffner sorgte dann - natürlich - ein Elfmeter, einen zweiten Strafstoß vergab Jill Bayings. Amira Arfaoui nutzte schließlich noch einen Torwartfehler zum 2:0 aus, dennoch war das Spiel sehr schwere Kost. Das Ergebnis stimmt zwar dieses Mal, aber spielerisch ist keine große Entwicklung bei Bayer zu sehen. Trainer Robert de Pauw könnte aus seinem talentierten Ensemble um Bayings, Ivana Fuso oder Elisa Senß mehr Offensivpower herausholen, so hat man bei Leverkusens Spielen oft das Gefühl.
Wolfsburg können auch widrige Bedingungen und eigene Fehler nicht stoppen
Dass Wolfsburg der Bundesliga weit enteilt ist und in eigenen Sphären spielt, zeigte das 3:0 gegen Essen erneut. Das lag aber nicht daran, dass der VfL eine Glanzvorstellung gezeigt hätte, im Gegenteil. Wolfsburg musste gegen die SGS viel ackern, erzielte erst in der zweiten Hälfte mit der ersten wirklich guten Chance einen Treffer. Dass am Ende aber trotzdem ein 0:3 am Stadion an der Hafenstraße aufleuchtete, wirkte trotz der widrigen Umstände nicht überraschend.
Der Essener Platz war nicht im besten Zustand, viele Angriffe versandeten wortwörtlich. Zudem fehlten mit Lena Oberdorf und Dominique Janssen zwei Leistungsträgerinnen, und Wolfsburg spielte nicht den gewohnten Power-Fußball. Dass sich Kapitänin Svenja Huth in der zweiten Halbzeit dann auch noch eine vollkommen unnötige gelb-rote Karte abholte, passte ins Bild.
Aber Wolfsburg hatte es nicht nötig, all das später als Ausreden zu verwenden, und ließ letztlich wenige Zweifel am Sieg. Auch wenn alles passt, kann ein Team wie Essen kaum mit dem VfL mithalten, ein Überraschungscoup wirkt fast schon unmöglich, selbst unter den besten Bedingungen für den Underdog.
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