Frauen-Bundesliga: Die 5 besten Stürmerinnen der Hinrunde 2023/24

Wolfsburgs Ewa Pajor: Wieder eine der besten Stürmerinnen der Bundesliga
Wolfsburgs Ewa Pajor: Wieder eine der besten Stürmerinnen der Bundesliga / Boris Streubel/GettyImages
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Bevor die Rückrunde der Frauen-Bundesliga losgeht, werfen wir einen Blick auf die Top-Stürmerinnen: Das waren die besten Spielerinnen der Hinrunde im Angriffszentrum im 90min-Ranking.

Die weiteren Positions-Rankings der Hinrunde 2023/24 im 90min-Ranking:

5. Nikola Karczewska

Nikola Karczewska of Poland seen during the women's football...
Nikola Karczewska von Leverkusen / SOPA Images/GettyImages

Für Bayer Leverkusen hat sich die Leihe von Nikola Karczewska als Glücksgriff erwiesen. Die Polin hat bisher sechs Treffer erzielt und sich gut in die Offensiv-Reihe eingefügt, das Zusammenspiel mit Karolina Vilhjalmsdottir funktioniert gut.

Karczewska zeichnet vor allem aus, dass sie aus wenigen Schüssen sehr viel macht. Damit ist sie quasi der Gegenpart von Ewa Pajor, die pro Spiel unglaublich viele Schüsse produziert, aber dabei nicht immer trifft. Karczewska kommt von der Intuition und Bewegung nicht an ihre Landsfrau heran, aber wenn sie schießt, weiß man: Es wird gefährlich. Im Durchschnitt braucht sie weniger als vier Schüsse für ein Tor.

4. Sophie Weidauer

SV Werder Bremen Women's Team Presentation
Top-Verpflichtung für Werder -Sophie Weidauer / Vera Loitzsch/GettyImages

Vielleicht der Name auf dieser Liste, den man vor der Saison am wenigsten erwartet hätte: Sophie Weidauer kam von Turbine Potsdam zu Werder Bremen, und nach der Hinrunde kann man sagen: Die 21-Jährige war wohl genau das Puzzlestück, das die Werder-Offensive gebraucht hatte. Weidauer steht mit sechs Treffern oben in der Torjägerinnenliste, dafür ist maßgeblich ein Hattrick gegen Leipzig verantwortlich.

Gleichzeitig passt Weidauer sehr gut zu der Philosophie von Bremen-Trainer Thomas Horsch: Die Verteidigung ist das A und O im Werder-Spiel. So gehört auch Weidauer zu den Stürmerinnen mit den besten Defensiv-Statistiken, holt sich viele zweite Bälle. Für Bremen ist es enorm wichtig, dass sie vorne die Bälle festmacht. Im Bereich Vorlagen könnte Weidauer aber noch etwas zulegen, bisher konnte sie noch nicht für ihre Kolleginnen auflegen.

3. Ewa Pajor

Ewa Pajor
Pajor hatte viel Grund zum Jubeln / Boris Streubel/GettyImages

Ewa Pajor spielt diese Saison nicht auf ihrer Lieblingsposition: Auf dem Papier ist sie keine Mittelstürmerin mehr, sondern linke Flügelspielerin. Aber auch der Positionswechsel konnte die Polin nicht daran hindern, eine der besten Stürmerinnen der Liga zu sein. Nennen wir es Pajors Paradox: Sie ist keine Mittelstürmerin, aber eigentlich ist sie es doch.

Auch wenn sie nominell links spielt, strahlt die Wolfsburg-Stürmerin eine unglaubliche Torgefahr aus. Bei Standards, wo sie trotz Größen-Nachteilen extrem schwer zu verteidigen ist, aber auch aus dem offenen Spiel. Ihr Tempo ist dabei eine der größten Waffen der 27-Jährigen.

Von links drängt Pajor immer wieder in die Mitte, nimmt den Ball geschickt mit. Im Pressing ist sie unglaublich engagiert. Am besten illustriert ihr Tor zum 3:1 gegen Essen all diese Qualitäten: Pajor gewinnt den Ball an der Mittellinie, sprintet mit ihm bis in den Strafraum und schließt dann überlegt ab. Der Torriecher bleibt eben, egal auf welcher Position.

Nur bei der Entscheidungsfindung gibt es noch etwas Luft nach oben - Pajor nahm die meisten Schüsse der Liga, viele davon aber auch aus schwierigen Positionen. Manchmal macht Pajor das einfache Tor nicht, das schwierige aber schon. Letztendlich egal - solange sich Wolfsburg weiterhin auf ihre Treffer verlassen kann, und das ist definitiv der Fall.

2. Nicole Anyomi

Nicole Anyomi
Anyomi glänzte zuletzt gegen Rosengard / David Ramos/GettyImages

Wie gut Nicole Anyomi sein kann, hat sie vor allem ab der Mitte der Hinrunde gezeigt. Der Beginn der Saison verlief für die Eintracht generell enttäuschend, in den ersten drei Spielen gab es keinen Sieg - auch, weil die SGE dort gegen Bayern und Wolfsburg antreten musste. Nicole Anyomi deutete da schon an, was sie kann, wie auch in der letzten Saison, aber ihr Potenzial schöpfte sie noch nicht ganz aus.

Das änderte sich in den Wochen darauf, als die 23-Jährige richtig aufdrehte. Zuletzt zeigte Anyomi gegen den FC Rosengard eine hervorragende Leistung. Das Zusammenspiel mit Lara Prasnikar und Shekiera Martinez funktionierte perfekt, Anyomi legte auf und schloss selbst eiskalt ab, dribbelte und nahm den Ball ein ums andere Mal gut mit. Auch gegen Hoffenheim und Leipzig zeigte sie sich in Topform.

Noch bleibt es dabei - Topform statt Normalität. Anyomi hat die Klasse, jede Woche eine der Besten der Bundesliga zu sein, aktuell gibt es aber noch Ausreißer nach unten. Beim Entwicklungsprozess einer jungen Spielerin ist das ganz normal, zudem hat Anyomi seit ihrem Wechsel nach Frankfurt bereits viele Fortschritte gemacht.

Vor allem beim Abschluss, diese Saison stehen fünf Tore und vier Assists zu Buche. Anyomi spielt eine starke Saison, und sie könnte noch besser sein - für die Gegner eine furchterregende Vorstellung.

1. Lara Prasnikar

Lara Prasnikar of SG Eintracht Frankfurt seen during the...
Konstant gut: Lara Prasnikar / SOPA Images/GettyImages

Lara Prasnikar ist so konstant wie kaum eine andere Spielerin in der Frauen-Bundesliga. In den letzten beiden Saisons war die Slowenin die Top-Scorerin der Frauen-Bundesliga. Und auch in der Hinrunde 2023/24 konnte die Eintracht-Stürmerin mit acht Scorerpunkten überzeugen.

Auch Prasnikar selbst ist mit ihrer Entwicklung zufrieden: "Innerhalb der vergangenen Jahre habe ich kein Spiel verpasst und auch fast immer gut gespielt", sagte sie im 90min-Gespräch nach der Auszeichnung als Spielerin des Monats Dezember. Dennoch will Prasnikar den "nächsten Schritt" gehen. Anlässlich ihrer Vertragsverlängerung bis 2028 sagte Frankfurts technische Direktorin Katharina Kiel, dass dieser nächste Schritt vor allem in einer Rolle als Führungsspielerin bestehen könnte.

Aktuell ist Prasnikar nicht die Lauteste auf dem Platz, aber mit ihren Leistungen geht sie dennoch voran. Keine Spielerin bereitete 2023 mehr Schüsse vor als Prasnikar (54), gleichzeitig schoss niemand mehr Tore als die 25-Jährige (12).

Das zeigt: Prasnikar ist weit mehr als eine klassische Stoßstürmerin, sie kann vorbereiten und selbst abschließen. Dazu kommt eine sehr starke Technik, ihre Weiterleitungen per Hacke und Dribblings gehören in jedes Highlight-Video der Bundesliga. Bei alldem ist es also zu verschmerzen, dass Prasnikar nicht ganz so oft selbst trifft wie einige Kolleginnen.


Honourable Mentions

Wenn man an Stürmerinnen in der Frauen-Bundesliga denkt, kommen vor allem zwei Namen in den Sinn: Lea Schüller und Alexandra Popp, beides Nationalspielerinnen. Beide fehlen im Ranking - aus unterschiedlichen Gründen.

Bei Schüller ist bekannt, dass sie keine eiskalte Torschützin ist, sondern ihre Stärken mehr in dem Spiel zwischen den Linien und der Antizipation liegen. Trotzdem ist die Chancenverwertung von Schüller in dieser Saison zu schlecht, um zu den Top-Stürmerinnen zu zählen. Sie bringt sich immer wieder in gute Positionen, aber erzielte mit einem xG von 5,9 gerade mal drei Tore - nur die Hälfte von dem statistischen Wert. Wenn Schüller mehr treffen würde - dass sie das kann, bewies sie etwa gegen Rom in der Champions League -, würde Bayern bereits deutlich besser dastehen.

Alexandra Popp machte diese Saison ebenfalls weniger Tore als erwartet: Nur zwei Treffer stehen in der Bundesliga bisher zu Buche. Auffällig ist: Popp hat 29 Schüsse abgegeben, aber nur acht davon kamen auf den gegnerischen Kasten. Zwar war die 32-Jährige in Wolfsburgs Angriff mit ihren Vorlagen und auch ihrem Einsatz im Pressing weiterhin wichtig, aber eigentlich kann Popp sich selbst in bessere Schusspositionen bringen - das hat sie in der Vergangenheit bereits oft bewiesen.

Melissa Kössler von der TSG Hoffenheim war auf dem besten Weg, eine der Topstürmerinnen der Bundesliga zu sein: Am ersten Spieltag erzielte sie prompt drei Tore, im nächsten Match kam noch eins dazu. Aber dann verletzte sich Kössler, ausgerechnet in Topform. Ramona Maier von der SGS Essen ist vom Verletzungspech verschont geblieben und machte für ihr Team viele wichtige Tore. Insgesamt reichen die vier Treffer aber nicht ganz, um es in die Top 5 zu schaffen.