Auftakt Frankfurt gegen Bayern: Der erste Frauen-Bundesliga-Spieltag in der Vorschau
Von Helene Altgelt
Nach einer langen Sommerpause ist es soweit: Am Freitag wird im Deutsche Bank Park das erste Spiel der neuen Saison angepfiffen - und das ist mit Frankfurt gegen Bayern ein echter Knaller. Aber auch die restlichen Duelle bieten Spannung. 90min stellt die Paarungen des ersten Spieltags vor.
Der erste Spieltag im Überblick
Freitag, 16. 09., 19:15: Eintracht Frankfurt - Bayern München
Samstag, 17.09., 13:00: 1. FC Köln - TSG Hoffenheim
Samstag, 17.09., 13:00: SV Meppen - SC Freiburg
Samstag, 17.09., 13:00: VfL Wolfsburg - SGS Essen
Sonntag, 18.09., 16:00: Werder Bremen - Turbine Potsdam
Sonntag, 18.09., 16:00: MSV Duisburg - Bayer Leverkusen
Übertragung und Tickets
Das Auftaktspiel wird live auf Eurosport und Magenta Sport übertragen. Alle anderen Spiele gibt es nur auf letzterem Sender zu sehen. Für die Karten hat der DFB eine zentrale Seite eingerichtet, auf der man zu den Ticketshops für jedes Spiel gelangt.
Eintracht Frankfurt gegen Bayern München: Tore garantiert
Ein Spiel, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte - aus mehreren Gründen. Der erste: Bei dieser Paarung sind Tore garantiert. 3:2 für Frankfurt und zweimal 4:2 für Bayern, so trennten sich die beiden Teams letzte Saison bei den Spielen in Liga und Pokal. Beide Teams haben schlagkräftige Offensivreihen: Auf Seite des Vizemeisters könnten etwa Klara Bühl und Lea Schüller sowie die Neuzugänge Emelyne Laurent und Georgia Stanway für Gefahr sorgen. Frankfurt dagegen weiß mit Laura Freigang und Nicole Anyomi zwei offensivstarke Nationalspielerinnen in seinen Reihen, dazu mit Lara Prasnikar die Topscorerin der letzten Saison. Prasnikar will sich diese Saison nochmal steigern, wie sie im 90min-Interview sagte: "Ich möchte stabiler in meinen Leistungen und beim Toreschießen werden. Es sollen nicht mehr so viele Spiele dabei sein, in denen mir kein Tor gelingt."
Bayern und Frankfurt gehen auch beide gerne ins Risiko, was zu Spielen mit offenem Visier führen kann. Unterhaltsam für die Zuschauer, und davon wird es am Freitag einige geben: Im Deutsche Bank Park wird vermutlich der bisherige Zuschauerrekord eines Frauen-Bundesliga-Spiels (12.464) gebrochen werden. Kapitänin Tanja Pawollek rechnet mit einer guten Stimmung und erklärte: "Ich hoffe, dass auch Menschen am Freitag ins Stadion kommen, die noch nicht vom Frauenfußball überzeugt sind, damit wir sie mit unserem Fußball begeistern können."
Das Spiel wird zugleich auch der erste Test für den neuen Bayern-Trainer Alexander Straus. Für seine erste Saison im Süden will er die Ambitionen nicht verstecken: "Wenn man ein Teil vom FC Bayern ist, geht alles ums Gewinnen. Und wir haben den starken Willen, das zu erfüllen. Und daran arbeite ich jeden Tag", sagte der 46-Jährige. Frankfurt dagegen will den dritten Platz der Vorsaison bestätigen und erneut das Rennen um die Champions-League-Plätze gewinnen. Das Ergebnis könnte schon einen ersten Hinweis darauf geben, ob die Saison wieder lange offen bleibt oder sich früh ein Zweikampf zwischen Wolfsburg und Bayern abzeichnet.
1. FC Köln - TSG Hoffenheim: Neue und alte Ambitionen
Frankfurts Hauptkonkurrent um den dritten Platz hat zunächst auf dem Papier eine einfachere Aufgabe vor der Brust: Die TSG ist zu Gast beim 1. FC Köln, der letzte Saison als Aufsteiger die Spielzeit auf dem achten Platz beendete. Hoffenheim dagegen spielte letzte Saison international und landete nach einer guten Ausgangsposition nach der Hinrunde noch auf dem fünften Platz. Trainer Gabor Gallai hat für diese Saison wieder die UWCL im Blick: "Unser Ziel ist nach wie vor zu versuchen, oben an den internationalen Plätzen dran zu bleiben. Aber ich glaube, dass andere Mannschaften aufgeholt haben und wir uns natürlich strecken müssen, um dieses Ziel zu erreichen", sagte er im Gespräch mit 90min.
In Zukunft wird auch Köln ein Kandidat für diese Plätze sein. Diesen Sommer gelang den Rheinländerinnen mit dem Transfer der 21-jährigen Stürmerin Selina Cerci, die trotz eines Kreuzbandrisses im März noch auf Platz drei der Torjägerinnen-Liste landete, ein echter Coup. Bis sie zurückkommt, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen - Cerci peilt ein Comeback zur Rückrunde an. Köln hat zudem einige erfahrene Spielerinnen ziehen lassen und möchte mit einem verjüngten Team erneut eine sorgenlose Saison spielen. Ally Gudorf sagte im Interview mit 90min, dass sie mit dem sechsten oder siebten Platz rechne. Ins Duell gegen die TSG gehen die Kölnerinnen daher nicht als Favoritinnen.
SV Meppen - SC Freiburg: Trainerinnen unter sich
Nur zwei Trainerinnen gibt es in der Frauen-Bundesliga, und die beiden treffen beim ersten Spieltag aufeinander. Was beide außerdem eint: Sie sind 32 Jahre alt und kamen zu dieser Saison von einem ausländischen Club in die Bundesliga. Carin Bakhuis war zuvor Co-Trainerin bei Twente Enschede und wechselte nun ins Emsland, Theresa Merk kam von den Grasshoppers Zürich nach Freiburg. Dabei finden sie unterschiedliche Aufgaben vor: Für Bakhuis geht es mit Aufsteiger Meppen darum, die Klasse zu halten. Keine einfache Aufgabe, angesichts dessen, dass ihr die drei besten Torschützinnen der Vorsaison wegen Verletzungen oder Wechseln nicht zur Verfügung stehen.
Merk dagegen möchte ein Team mit einer Mischung aus Erfahrung und Talent auf das nächste Level bringen. Freiburg ist meist im soliden Mittelfeld platziert, diese Saison wollen sie auch mal die Großen ärgern. Konkrete Ziele gibt es dabei nicht, wie Merk im Gespräch mit 90min sagte: "Es dauert immer, bis man als Trainerin seine Idee implementiert hat. Von daher ist das erste Ziel, dass alle genau wissen, wie wir spielen wollen. Deshalb möchten wir uns noch keine Platzierungen als Ziel setzen. Solange wie möglich im Pokal zu bleiben, haben wir uns schon vorgenommen."
VfL Wolfsburg - SGS Essen: David gegen Goliath
Mit Essen und Wolfsburg treffen zwei Gegensätze aufeinander: Auf der einen Seite der VfL, Serienmeister im Pokal und auch in der Liga dominant. Als Frauenabteilung eines finanzkräftigen Klubs können sie sich mit den besten Spielerinnen der Liga verstärken, wie auch diesen Sommer geschehen. Auf der anderen Seite die SGS Essen-Schönebeck, die meist eher auf der anderen Seite steht. So gab etwa Lena Oberdorf ihr Bundesligadebüt für Essen und wechselte später zu Wolfsburg, andere entschieden sich für Wechsel nach München oder Frankfurt.
Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot zollte den Essenerinnen in einer Medienrunde vor dem ersten Spieltag Respekt: "Sie schaffen es jedes Jahr wieder, hochtalentierte Spielerinnen den Next Step zu bieten. (...) Wir wissen, welche Qualitäten da sind, dass sie auch durchaus Tempo für Umschaltsituationen haben." Auch diesen Sommer musste der Verein wieder einige wichtige Spielerinnen gehen lassen, wie Elisa Senß, die für Stroot die "Taktgeberin in vielen Szenen" war. "Die jungen Wilden", wie Markus Högner sein Team nannte, wollen auch diese Saison mit einem mutigen Spielstil und dazu einer verbesserten Chancenverwertung die Klasse halten.
SV Werder Bremen - Turbine Potsdam: Konsolidierung vs. Umbruch
Werder Bremen hatte letzte Saison das umgekehrte Problem: An der Chancenverwertung war wenig zu bemängeln, aber die Kreation von guten Möglichkeiten fiel den Hanseatinnen schwer. So standen am Ende neun magere Tore zu Buche - eine Bilanz, die von großer Effizienz zeugt, aber trotzdem dieses Jahr verbessert werden soll, damit Werder sich endgültig etabliert. "Wir hatten vielleicht nicht so viele Möglichkeiten oder hatten unsere Schwierigkeiten, in Abschlussaktionen zu kommen", sagte auch Abwehrspielerin Michelle Weiß im Interview. Sie und ihre Kolleginnen in der Verteidigung machten ihre Sache dagegen oft sehr gut und hatten mit Zweikampfstärke und Einsatz einen großen Anteil am Klassenerhalt.
Auch Turbine Potsdam will sich mit diesen Tugenden auszeichnen: Der neue Trainer Sebastian Middeke nannte im Gespräch Leidenschaft und Effizienz als die Qualitäten, die für einen lockeren Klassenerhalt sorgen sollen. Angesichts des Riesen-Umbruchs wäre es nicht verwunderlich, wenn auch Potsdam spielerisch gerade zu Beginn ein paar Probleme bekommen würde. Umso wichtiger ist es, dass die jungen Talente ihre Leistung bringen: "Das wird ein Riesen-Brett für uns dieses Jahr. Neun Stammspielerinnen haben den Verein verlassen. Viele junge Spielerinnen sollten unter anderen Voraussetzungen herangeführt werden, werden jetzt aber ins kalte Wasser geworfen", so Middeke.
MSV Duisburg - Bayer Leverkusen: Anschluss an das rettende Ufer und Anschluss an die internationalen Plätze
Die Zebras stehen vor einem schwierigen Bundesliga-Jahr. Als Vizemeister der zweiten Bundesliga aufgestiegen, muss Duisburg einige schmerzhafte Abgänge kompensieren. Die beste Torjägerin, Selina Vobian, schloss sich Freiburg an, während Abwehrchefin Claire O'Riordan auf die Insel wechselte. Alles andere als der direkte Wiederabstieg wäre eine große Überraschung - aber Duisburg könnte sich besser schlagen als 2020/21, als sie mit nur sieben Punkten den Gang in die zweite Liga antreten mussten.
Nur zwei Jahre vorher war Bayer Leverkusen der Aufstieg in die Beletage des deutschen Frauenfußballs gelungen. Die Werkself schaffte es, sich schnell zu etablieren und ist seitdem stets in Schlagdistanz zu den vorderen Plätzen gelandet. Mittelfristig wollen sie diesen noch ein Stück näherrücken. Mit guten Transfers diesen Sommer wurde bereits ein guter Grundstein gelegt, so kamen etwa die Mittelfeldspielerinnen Elisa Senß und Jill Baijings aus Essen. Ein Sieg gegen Duisburg sollte für Leverkusen drin sein.
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