Frankfurt und Manchester City raus: Sollte die UWCL-Qualifikation verändert werden?
Von Helene Altgelt
Laura Freigang, Lauren Hemp, Clara Mateo: Einige bekannte Spielerinnen sind mit ihren Teams bereits in der Qualifikation der Champions League ausgeschieden. Da nur 16 Teams in der Gruppenphase der UWCL antreten, kommt es immer wieder zu großen Duellen, bevor der Wettbewerb so richtig losgeht - Real Madrid gegen Manchester City gab es etwa schon in der Qualifikation letztes Jahr. Sollte es eine weitere Reform geben?
UWCL erst letztes Jahr reformiert
Das aktuelle System wurde erst vor einem Jahr eingeführt und sorgte für ein sehr positives Echo. Zuvor waren die Teams nach der Qualifikation direkt ins Sechzehntelfinale eingestiegen, eine Gruppenphase gab es nicht. Das sorgte dafür, dass es oft zu ungleichen Paarungen kam, bei denen das Rückspiel bedeutungslos war, weil der größere Verein mit vier oder mehr Toren Vorsprung gewonnen hatte.
Daher reformierte die UEFA das System komplett und führte vier Gruppen à vier Teams ein. Wichtig war daran auch der finanzielle Aspekt, denn alle Teilnehmer erhielten für das Erreichen dieser Phase 400.000 Euro. Viel Geld für einige der Teilnehmer vom letzten Jahr, so wie etwa der Schweizer Club Servette Chenois oder Breidablik aus Island.
Das aktuelle System
Für die Teams gibt es drei Möglichkeiten, sich für die Gruppenphase zu qualifizieren: Die direkte Qualifikation, den Champions-Pfad und den Liga-Pfad. Die direkte Qualifikation steht dabei nur vier Vereinen zu: den Meistern aus den drei Top-Ligen, also die Ligen mit dem höchsten Koeffizienten, und dazu dem Gewinner der letzten UWCL. In vielen Fällen hat der Champions-League-Gewinner auch eine Top-Liga gewonnen, so wie Lyon letzte Saison, daher rückt ein weiteres Team nach. Dieses Jahr ist das Barcelona, auch Wolfsburg und Chelsea sind direkt qualifiziert. Damit bleiben noch zwölf Plätze für den Liga-Pfad und den Champions-Pfad zusammen.
Sieben dieser Plätze gehen an die Qualifikanten aus dem Champions-Pfad, fünf an die aus dem Liga-Pfad. Wenige Plätze also für sehr viele Teams: Von den sechs besten Ligen - nach Koeffizient - dürfen drei Teams teilnehmen, von den zehn Spielklassen danach jeweils zwei Teams. Alle anderen Ligen dürfen nur den nationalen Meister ins Rennen schicken. Letztes Jahr nahmen so ganze 46 Teams im Champions-Pfad teil und 22 im Liga-Pfad. Der Liga-Pfad gilt, trotz der geringeren Anzahl an Teams, als der deutlich schwierigere, denn meistens ist der Meister der lettischen Liga weniger stark als der Drittplatzierte der englischen.
In der Qualifikation gibt es dann bei beiden Pfaden zwei Runden, wobei einige Teams erst in der zweiten dazukommen. Frankfurt beispielsweise hatte dieses Privileg nicht und musste zunächst die erste Runde bestreiten, Bayern dagegen kommt jetzt dazu. In der ersten Runde gibt es Mini-Turniere mit vier Teilnehmern. Wer sein Halbfinale und Finale gewinnt, zieht in die zweite Runde ein - Frankfurt scheiterte jedoch im Finale an Ajax Amsterdam.
In der zweiten Runde gibt es gesetzte und nicht gesetzte Teams, was vielleicht ein Versuch ist, die großen Teams zu schützen. Außerdem gibt es in der zweiten Runde Hin- und Rückspiel, was ebenfalls Überraschungen weniger wahrscheinlich macht. Wer sich auch hier durchsetzt, erreicht das gelobte Land: Die Gruppenphase.
Meister aus kleinen Ligen haben es leichter
Die Drittplatzierten der Topligen haben es schwer, das kann ein erstes Fazit sein. Hoffenheim setzte sich letztes Jahr etwa durch, musste aber auch auf Losglück hoffen. Der französische Vertreter Girondins Bordeaux scheiterte letztes Jahr denkbar knapp im Elfmeterschießen am VfL Wolfsburg, der später ins Halbfinale einzog. Die Leistung von Bordeaux legt die Vermutung nahe, dass sie auch in der Gruppenphase stark gespielt hätten.
Die letzte Gruppenphase hätte Teams wie Bordeaux gut gebrauchen können. Mit Ausnahme der Gruppe von Wolfsburg, Chelsea und Juventus kam eher weniger Spannung auf, die Außenseiter hielten zwar tapfer dagegen, waren aber oft deutlich unterlegen. Am zweiten Spieltag der Gruppe B gewann etwa Paris Saint-Germain mit 5:0 gegen Kharkiv, Real Madrid besiegte Breidablik mit demselben Resultat. Die Klassenunterschiede zeigten sich in diesen Spielen deutlich, andererseits aber waren Teams bereits ausgeschieden, die vielleicht besser hätten mithalten können.
Ausgeglichenheit oder Chancen für die Kleinen?
Das stellt die UEFA vor ein Problem: Im aktuellen System werden die Meister von kleineren Ligen bevorteilt, die aber in der Gruppenphase oft wenige Chancen haben. Der Liga-Pfad ist deutlich stärker besetzt, weshalb auch starke Teams früh ausscheiden. Spiele wie Real gegen Manchester City könnten auch als Viertelfinale durchgehen und würden dann für mehr Aufmerksamkeit sorgen. Dass so viele Stars schon früh ausscheiden, war vermutlich nicht im Sinne der UEFA.
Aber andererseits sollen die kleinen Vereine auch weiterhin eine Chance bekommen, in die Gruppenphase einzuziehen. Die 400.000 Euro sind für sie wichtig. Mit dieser Aufmerksamkeit und Förderung können sie sich entwickeln und professionalisieren, sodass die Gruppenphase langfristig spannender wird. So die Hoffnung der UEFA, aber bis dieses Kalkül Früchte trägt, könnte es noch etwas dauern.
Drei mögliche Szenarien
Szenario 1: Erweiterung der Gruppenphase
Das meistdiskutierte Szenario ist das einer Erweiterung der Gruppenphase. Genau wie beim Wettbewerb der Männer würde die Anzahl der Teams dann bei 32 liegen. Acht Gruppen mit je vier Teams würden den Einzug in das Achtelfinale, das dann als zusätzliche Phase dazukäme, ausspielen. Das Problem mit dem Ausscheiden der großen Vereine könnte diese Änderung durchaus lösen. Die Clubs, die aktuell gesetzt in der zweite Runde dazukommen, also zum Beispiel Bayern, könnten sich in dem Fall direkt qualifizieren.
Zusammentreffen wie das von Real und Manchester City, oder Frankfurt und Ajax, wären damit noch nicht verhindert. Aber wenn die gesetzten Teams direkt in der Gruppenphase wären, könnten die Teams darunter - also etwa die Drittplatzierten der Topligen - erst in der zweiten Qualifikationsrunde dazukommen, was die Aufgabe deutlich erleichtern würde.
Allerdings würde dann auch die Anzahl der Plätze vom Champions-Pfad deutlich erhöht werden. Das Problem mit der mangelnden Spannung in der Gruppenphase würde dadurch vielleicht noch schlimmer gemacht. Zudem müsste die UEFA dann in der Gruppenphase doppelt so viel Geld ausschütten, was aus ihrer Sicht dagegensprechen könnte.
Szenario 2: Europa League
Auch die Einführung eines zweiten Wettbewerbs, einer Europa League, ist eine Idee. Die Erstplatzierten der Bundesliga und der anderen großen Ligen würden sich direkt für die Champions League qualifizieren, die Zweitplatzierten würden weiterhin in Runde zwei der Qualifikation für die UWCL starten und die Drittplatzierten wären in der Europa League.
Auch hier gäbe es wieder deutlich mehr Startplätze, sodass auch die Viertplatzierten vielleicht eine Chance bekommen könnten, international zu spielen. Die Drittplatzierten in ihrer Gruppe in der Champions League würden, wie bei den Männern, in die Europa League rutschen. Paarungen wie Frankfurt gegen Manchester United oder Atletico Madrid gegen Turbine Potsdam hätten definitiv ihren Reiz. Aber auch hier könnte das Niveau bei einer Erweiterung leiden, die Einführung eines neuen Wettbewerbs wäre zudem sehr viel Aufwand und bräuchte einiges an Planung.
Szenario 3: Mehr Plätze für den Liga-Pfad
Da die Vereine im Liga-Pfad meist deutlich stärker sind, wäre eine naheliegende Lösung, die Plätze für diesen Pfad zu erhöhen. Darunter würde aber zwangsläufig der Champions-Pfad leiden, der sowieso schon deutlich mehr Teilnehmer hat. Eine solche Reform wäre vielleicht gut für die großen Vereine, aber nicht für die Chancengleichheit zwischen den verschiedenen europäischen Ligen.
Für die UEFA wäre es eigentlich ideal, die Anzahl der Startplätze in der Gruppenphase zu erhöhen, aber nicht direkt auf 32. Ein Mittelweg, wie etwa 24 Teams, mit mehr Plätzen für den Liga-Pfad, wäre eine gute Balance zwischen sportlicher Spannung und Chancen für kleinere Clubs. Aber bei sechs Gruppen wäre es schwierig, anders als bei vier oder acht, die K.O.-Runde zu organisieren.
Fazit
Zur Zeit gibt es wegen dieser beiden konkurrierenden Interessen - dem Wunsch nach Ausgeglichenheit und der Förderung von den Meistern aus schwächeren Ligen - keine optimale Lösung. Falls die Idee der UEFA funktioniert und die kleinen Clubs durch die Mehreinnahmen aus der Champions League sportlich besser mithalten können, wären eine Erweiterung oder eine Europa League aber in Zukunft eine gute Lösung.
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