Flicks Dilemma mit Kimmich und Pavard: Warum der Bayern-Coach auf Nummer sicher gehen sollte
Von Simon Zimmermann

Eitel Sonnenschein beim FC Bayern. Die Gala gegen Barça hat Europa vor Augen geführt, in welcher Verfassung sich der deutsche Rekordmeister unter Hansi Flick befindet. Die Bayern sind der klare Favorit auf den Henkelpott und damit auf das Triple. Mit Benjamin Pavard steht nun der Stamm-Rechtsverteidiger vor der Rückkehr. Und Trainer Flick vor einem Dilemma.
Die Hoffnung bei Benjamin Pavard auf Einsätze in der Champions League lebt mehr denn je. Nachdem der Franzose zur Mannschaft nach Portugal gereist war, absolvierte er am Sonntagnachmittag eine individuelle Trainingseinheit, bei der Pavard einen sehr fitten Eindruck machte.
Vor allem die Tatsache, dass er Sprints, Richtungswechsel und Passübungen ohne Probleme absolvieren konnte, spricht dafür, dass Pavard schnell wieder mit dem Team auf dem Platz stehen könnte.
Benjamin Pavard worked individually in Lisbon for an hour today. Full load on the injured foot, shots, headers, long passes and quick changes of direction, Pavard completed all training drills without a problem and looked really fit [Bild] pic.twitter.com/wxedwTtGXP
— Bayern & Germany (@iMiaSanMia) August 16, 2020
Am Tag darauf konnte der Franzose sogar weite Teile des Mannschaftstrainings absolvieren und soll dabei keinerlei Probleme gehabt haben.
Klappt das doch noch mit einem Einsatz? Nach unseren Infos war Benjamin Pavard heute beim Mannschaftstraining der Bayern dabei! Der Franzose machte einen Großteil des Trainings mit, ohne Probleme! #OLFCB
— Heiko Niedderer (@itstheicebird) August 17, 2020
Für den FC Bayern und Trainer Hansi Flick sind das zunächst sehr positive Nachrichten, schließlich hat Pavard eine konstant starke Saison gespielt und war hinten rechts absolut gesetzt. Gegen Chelsea und Barcelona musste Joshua Kimmich die Rolle des 24-Jährigen übernehmen. Auch ohne den Franzosen überzeugten die Bayern auf ganzer Linie und Kimmich lieferte auf der ungeliebten RV-Position ab.
Flick müsste für Pavard einen Spieler "opfern"
Sollte Pavard nun tatsächlich wieder 100 Prozent fit sein, muss sich Flick entscheiden. Vertraut er auf das aktuelle Personal oder soll Kimmich zurück ins Zentrum? Eine Frage, die durchaus Zündstoff-Potenzial bietet
Denn im Zentrum hat es das Duo Thiago-Goretzka in den vergangen beiden Spielen überragend gemacht. Einer von beiden müsste Kimmich aber weichen, sollte dieser zurück beordert werden. Mit Kimmich auf rechts und Thiago-Goretzka in der Mitte würde Flick in jedem Fall den harmonischen Weg gehen. Pavards Bankplatz kann er gut mit dessen Verletzungspause erklären.
Doch harmonisch heißt bekanntlich nicht immer besser. Denn es gibt durchaus auch gute Gründe, die für Pavard in der Startelf sprechen. Der Weltmeister von 2018 fühlt sich als Rechtsverteidger im Flick-System wohl, spielt offensiv wie defensiv sehr solide.
Kimmich als Rechtsverteidiger mit hohem Risiko
Solide ist eine Eigenschaft, die bei Kimmich als Rechtsverteidiger dagegen nicht direkt in den Sinn kommt. Vielmehr könnte man es als spektakulär bezeichnen. Doch dieses spektakulär ist dabei nicht nur positiv konnotiert. Denn so überragend Kimmich dank all seiner bekannten Eigenschaften auch sein kann, so offensichtlich sind auch seine Defizite als Rechtsverteidiger.
Gesehen hat man dies deutlich beim Gegentor gegen Barça, bei dem das Stellungsspiel nicht gut war. Ein Punkt, der klar für Pavard spricht. Und auch in seinen Defensiv-Duellen an der Außenlinie wirkt 25-Jährige nicht so sattelfest wie bei Zweikämpfen im Zentrum. Der entscheidende Punkt ist aber die Spielausrichtung von Halbfinal-Gegner Olympique Lyon:
Die Franzosen verteidigen in einer Fünferkette engmaschig und mit viel Leidenschaft. Bei Ballgewinnen geht es am liebsten über die Außenpositionen so schnell wie möglich nach vorne. Also über die Räume, in denen der FCB verwundbar zu sein scheint (wenn es dieser Tage überhaupt "wunde stellen" im System gibt).
Davies links und Kimmich rechts sind extrem offensiv, gehen so häufig wie möglich bis auf die Grundlinie. Kimmichs Tor gegen Barcelona ist bezeichnend: Beide Bayern-Außenverteidiger waren tief im gegnerischen Sechzehner zu finden!
Während Davies seinen Offensivdrang und Probleme im Stellungsspiel (die er ab und an noch hat) dank seiner überragenden Schnelligkeit ausgleichen kann - hat Kimmich damit mehr Probleme. Pavard dagegen ist vom Wesen her ein Spieler, der etwas vorsichtiger und defensiver denkt, womit der FCB etwas mehr an Balance gewinnt.
Die Entscheidung für Flick wird also eine ganz schwere - sollte Pavard wirklich fit genug sein für die Startelf. Sowohl Goretzka als auch Thiago kann man sich nach ihren aktuellen Leistungen eigentlich nicht auf der Bank vorstellen. Beginnt Pavard aber auf rechts, rückt Kimmich aber in die Mitte. Denn für die Bank ist der definitiv zu gut in dieser Saison!
Am Ende wäre das die Variante, die die größte Stabilität gegen Lyon verspricht. Und somit auch die größte Erfolgschance. Am ehesten würde derzeit dann wohl Thiago auf die Bank müssen. Dies gilt aber wie gesagt nur dann, wenn Pavard auch topfit ist. Wahrscheinlich ist also eher, dass Flick ihn im Laufe der Partie bringt und mit seiner Formation aus dem Barça-Spiel beginnt. Eine Formation, mit der die Bayern ebenfalls der klare Favorit sind!