Flick und Mourinho: Ein Trainer-Tausch als realistisches Szenario?
Von Dominik Hager
Das Trainer-Beben ist sowohl in nationaler als auch auf internationaler Ebene voll im Gange. Nur zwei Tage nach der Abschiedserklärung von Hansi Flick sitzt José Mourinho bei den Tottenham Hotspurs vor verschlossenen Türen. Eine Tatsache, die wilde Spekulationen für die Zukunft der beiden offen lässt. Tatsächlich ist nicht auszuschließen, dass es einen spektakulären Trainertausch zwischen den beiden Klubs kommt.
Hansi Flick wird in der kommenden Saison nicht mehr Trainer von Bayern München sein. So viel steht nach dessen Abschiedsworten bereits fest. Alles sieht also danach aus, als hätte sich der Bayern-Coach dazu entschlossen, die Nachfolge von Joachim Löw als DFB-Chefcoach anzutreten. Sicher kann man sich diesem Szenario allerdings nicht sein. Es gibt nämlich zwei verschiedene Möglichkeiten, die das Flick-Aus erklären könnten. Die wahrscheinlichste Option ist, dass Salihamidzic und der DFB-Posten die Gründe sind. Die andere Möglichkeit wäre, dass es nur am Sportdirektor liegt und das Thema DFB gar nicht so heiß ist.
Jedenfalls berichtete die Welt am Sonntag, dass Vertreter des Trainers zwei Anfragen aus England erreicht hätten. Während gestern noch großes Rätselraten herrschte, um welche Klubs es sich dabei handeln könne, kommt heute ein wenig Licht ins Dunkle.
Klopft Tottenham nach Mourinho-Entlassung bei Flick an?
Nach der Entlassung von José Mourinho wäre jedenfalls die logische Schlussfolgerung, dass eine Offerte von den Tottenham Hotspur kam. Wenngleich der Klub derzeit nur Rang sieben belegt, würde der 58-Jährige mit Sicherheit Voraussetzungen vorfinden, mit denen er arbeiten könnte. Ein Trainer-Job in der Premier League wäre für ihn durchaus ein spannendes neues Abenteuer.
Auf Londoner Seite wäre der Münchner Erfolgscoach ebenfalls eine interessante Option. Die vielen Siege mit den Bayern haben sicherlich dafür gesorgt, dass Flick international hoch angesehen wird. Bislang ist ein Intermezzo bei den Spurs eine reine Spekulation und das Amt als Nationaltrainer viel wahrscheinlicher, jedoch ist ein Sensationspotenzial durchaus gegeben.
Nach Aus in London: Mourinho ein Kandidat bei den Bayern?
Der Rauswurf des portugiesischen Trainers könnte auf der anderen Seite auch die Münchner aufhorchen lassen. Einen geeigneten Nachfolger für Hansi Flick zu finden wird gar nicht einfach, zumal nur wenige die Klasse besitzen, einen Weltklub wie Bayern München trainieren zu können. José Mourinho gehört definitiv zu den prominentesten Trainer weltweit und kennt die Arbeit mit Stars seit Jahrzehnten.
Die große Karriere des 58-Jährigen begann in Porto, wo er 2004 sensationell die Champions League gewann. Nach einer erfolgreichen Zeit mit mehreren Meistertiteln beim FC Chelsea gelang ihm im Jahr 2010 mit Inter Sogar der Triple-Triumph, inklusive Champions-League-Sieg. Im Anschluss war Mourinho für Real Madrid, Manchester United, erneut Chelsea und zuletzt Tottenham tätig. Nachdem der Portugiese mehrmals unterschiedlichste Auszeichnungen zum Trainer des Jahres erhielt, bröckelte sein Ruf jedoch in den letzten zehn Jahren. Sportliche Achterbahnfahrten und Eskapaden dominierten das Leben des gefeierten Wundertrainers.
Für die Bayern bleibt er dennoch ein Kandidat, zumal kein anderer Coach so viel Erfahrung mit internationalen Spitzenvereinen besitzt. Rummenigge wurde zudem schon häufiger nachgesagt, dass er sich Mourinho bei den Bayern vorstellen könne. Daran dürfte auch der Kleinkrieg der beiden nichts geändert haben, als Mourinho den Ex-Bayer Schweinsteiger bei Manchester United aus dem Kader verbannte.
Der erfahrene Coach würde sicherlich Leben in die Bundesliga bringen. Mit seiner direkten Art, seinen Erfolgen und seiner Leidenschaft bringt er jedenfalls einiges mit. Sein taktisches Können hat er zudem wiederholt gezeigt, zumal er mit zwei Außenseiterteams die Champions League gewinnen konnte.
Darum wäre Mourinho als Bayern-Trainer problematisch
Trotzdem muss man sich fragen, ob die Kombination Bayern und Mourinho passen würde. Wie einige Trainer, die viele Erfolge verzeichnen konnten, entwickelte er sich nämlich zu einem absoluten Sturkopf und lässt sich nicht gerne reinreden. Zu überzeugt von sich selbst trifft er Entscheidungen, die man nicht immer nachvollziehen kann. Als "Special One" gilt es schließlich immer etwas Besonderes zu machen. Dabei wären einfache Lösungen manchmal die effektiveren. Jedenfalls könnte sich in München keiner mehr seiner Sache sicher sein. Joshua Kimmich auf der Bank oder Alexander Nübel als Nummer eins? Beim Portugiesen kann man so gar nichts ausschließen.
Die Art von Mourinho dürfte nicht unbedingt verträglich mit dem sein, was die Bayern-Bosse als Trainer gerne hätten. Auf ein Mitspracherecht bei der Kaderplanung würde dieser mit Sicherheit nicht verzichten. Bei der Aura des Coaches wäre die Vorstellung fast schon lustig, wie Salihamidzic versucht, seine Vorstellungen umzusetzen und Mourinho klein zu halten. Eine Verpflichtung des zweimaligen Champions-League-Gewinners würde also folglich mit mehr Macht auf der Trainerposition einhergehen.
Was prinzipiell auch eher weniger passt, ist die Spielweise des Star-Trainers. Das Lieblingsergebnis von Mourinho lautet nämlich 1:0. Nicht unbedingt vereinbar mit einem Team, dass für Offensivfußball steht und das auch zukünftig stehen will. Ein Defensiv-Spezialist würde dem amtierenden Champions-League-Sieger zwar durchaus weiterhelfen, jedoch darf die Offensive darunter nicht zu sehr leiden. Ansonsten wäre wie bereits unter Niko Kovac Ärger vorprogrammiert. Die Verbindung Bayern und Mourinho hätte definitiv gehörig Explosionspotenzial.