Flaute auf dem Transfermarkt: Eine Folge von Corona oder das Ergebnis eines Nicht-Angriffspaktes?
Von Guido Müller
Was wird aus Sergio Ramos bei Real Madrid? Oder aus Lionel Messi beim FC Barcelona? Oder aus Kylian Mbappé bei PSG? Oder auch aus David Alaba beim FC Bayern? All diesen Spielern gemein ist, dass sie auch gut vier Monate vor Saisonende noch nicht wissen, wo sie in der nächsten Saison spielen werden.
Nun kommt bei Ramos, Alaba und Messi noch der Faktor Zeit hinzu, denn die Verträge bei ihren jeweiligen aktuellen Klubs laufen allesamt im Sommer aus. (Mbappé ist noch bis 2022 an PSG gebunden).
Und dennoch halten sich die Gerüchte um diese Spieler seltsamerweise in Grenzen. Doch so seltsam ist es aus Sicht der spanischen Marca eigentlich gar nicht. Denn dem in Madrid erscheinenden Fachblatt zufolge sollen vor etwas mehr als eineinhalb Jahren die großen Klubs Europas einen Pakt geschlossen haben.
Nicht-Angriffspakt zwischen den europäischen Großklubs
Der illustre Kreis bestand dabei aus Teams wie Juventus Turin, Real Madrid, FC Barcelona, Manchester United, Manchester City und Bayern München. Und die Vereinbarung bestand darin, den Markt nicht durch überzogene Angebote zu überhitzen und vor allem sich nicht gegenseitig die besten Akteure abzuwerben.
Ein klassischer Fall von Nicht-Angriffspakt, wenn man so will. Und da die Beziehungen unter den einzelnen Vereinen (von einigen Ausnahmen abgesehen) prinzipiell von Respekt geprägt sind, haben sich bislang auch alle, mehr oder weniger, an die Vorgabe gehalten.
Als zum Beispiel Lionel Messi im vergangenen August mit seiner Ankündigung aufhorchen ließ, sich ernsthafte Gedanken über seine Zukunft beim FC Barcelona zu machen, kam es eben nicht zu einem fiebrigen Wettbieten der potentiellen Abnehmer. Klubs wie PSG oder auch Manchester City verhielten sich - aus Barça-Sicht - wohltuend defensiv in dieser Causa.
Auch im Fall von David Alaba wurden die Avancen der interessierten Klubs erst richtig laut und wahrnehmbar, nachdem der FC Bayern München selbst die Verhandlungen mit dem Österreicher als ergebnislos abgebrochen erklärt hatte.
Dasselbe Phänomen ist auch bei Sergio Ramos oder Kylian Mbappé zu beobachten. Bislang ist noch kein Klub in aller Deutlichkeit vorgeprescht, um seine Ambitionen bezüglich dieser Spieler darzustellen.
Corona-Folgen wiegen schwer
Nun gehört zur ganzen Wahrheit aber auch die Tatsache, dass der Planet Fußball seit März vergangenen Jahres mit einer so noch nie dagewesenen Problematik zu kämpfen hat, die viele Klubs, auch unter den Großen (man schaue auf den FC Barcelona) in existenzielle Schwierigkeiten gebracht hat oder in naher Zukunft bringen wird. Dass das Geld angesichts massiver, bisweilen dreistelliger Millionenverluste nicht mehr so locker sitzt, ist von daher nur folgerichtig.
Deswegen ist die momentane Zurückhaltung auf dem Transfermarkt wohl nur zum Teil der Loyalität gegenüber einem Gentlemen's Agreement und wohl mehr der globalen Konjunktur geschuldet. Aber für romantische Geschichten hatte der Fußball ja schon immer etwas übrig.