Flanken über Flanken: Droht Schalke noch ein Ballbesitz-Problem?

Thomas Reis
Thomas Reis / CHRISTOF STACHE/GettyImages
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Trotz nahezu 50 Minuten in Überzahl gegen den FC Augsburg, war Schalke 04 am Samstagnachmittag nicht wirklich in der Lage, sich vernünftige Torchancen herauszuspielen. Stattdessen wurde eine Flanke nach der anderen geschlagen, ohne Idee und größtenteils sehr ungenau. Das könnte noch zu einem Problem für die Knappen werden.

Schaute man nach dem Abpfiff in die sozialen Netzwerke, so waren sich die Fans von Schalke 04 nicht einig. War das 1:1-Unentschieden beim FC Augsburg nun ein weiterer gewonnener Punkt - oder wurde die Chance auf einen Dreier zu fahrlässig weggeworfen?

Fakt ist: in Rückstand ist S04 nur geraten, weil Ralf Fährmann ein Abspiel verunglückt ist, wodurch die Gastgeber dank Arne Maier in Führung gehen konnten. Fakt ist auch: Die Gelsenkirchener waren nahezu 50 Minuten in Überzahl, nachdem Ermedin Demirovic die Rote Karte gesehen hatte. Schlussendlich musste ein Elfmeter her, den Marius Bülter in der langen Nachspielzeit sicher verwandelte.

Aufgrund dieser Ausgangslage und wegen der schlichten Notwendigkeit im Abstiegskampf derartige Duelle für sich zu entscheiden, kann wohl eher von zwei verlorenen Punkten gesprochen werden. Weniger aufgrund des Spielverlaufs, sondern insbesondere wegen der grundsätzlichen Situation, in der sich Schalke befindet.

43 Flanken, null Idee: Schalke fiel gegen tiefe Augsburger kein Mittel ein

Das Problem: Ohne diesen Elfmeter hätte das Spiel wohl noch zwei, drei Stunden weiterlaufen können - und Königsblau wäre nicht zu einem Torerfolg gekommen.

Die Mannschaft von Thomas Reis schaffte es zwar, die Unterzahl des FCA in Kontrolle umzuwandeln. Doch Abschlüsse im gegnerischen Strafraum gab es nur einen. Spielerisch gelang den Gästen rein gar nichts, umso größer war der Fokus auf Flanken. Satte 43 Flanken wurden seitens des S04 geschlagen, eine schier unglaubliche Anzahl. Auf die gesamte Spieldauer gerechnet entspricht das einer Flanke etwa alle zwei Minuten - und in Halbzeit zwei dürften es weitaus mehr gewesen sein, als in den ersten 45 Minuten.

Angekommen sind von diesen 43 Hereingaben gefühlt in etwa fünf. Tatsächlich scheinen es 13 gewesen zu sein, was zwar etwas besser, insgesamt aber immer noch grauenhaft schlecht ist.

Michael Frey
Schalke haderte nach Abpfiff mit dem FCA-Remis / Adam Pretty/GettyImages

"Wir haben es in Überzahl sehr, sehr schlecht gemacht. Die Flanken waren nicht gut. Das ärgert mich brutal", so Reis nach dem Spiel (via WAZ).

Aufgerechnet dürften sogar mehr Flanken direkt ins Toraus oder in die Arme von Rafal Gikiewicz geflogen sein, als auf den Kopf eines Mitspielers. Primär dafür verantwortlich waren Mehmet Aydin, der zwangsweise für Cedric Brunner eingewechselt werden musste, sowie Tobias Mohr. Letzterer war sogar extra für diesen Flanken-Aspekt für Henning Matriciani ins Spiel gekommen.

Lerneffekt zwingend notwendig: Zumindest die direkten Duelle muss Schalke gewinnen

Die hohen Hereingaben von schlechter Qualität waren das einzige Mittel, durch das Schalke den Ball immerhin vereinzelt in den Augsburger Strafraum bugsiert bekam. Trotz einem Spieler mehr gedoppelte Außenbahnen, dadurch kaum Tiefgang und keinerlei Dynamik. Ein Überzahl-Spiel mit der Brechstange, das für den FCA entsprechend einfach zu verteidigen war.

Schalke muss aus diesen fast 50 Minuten lernen. Es wird nicht das letzte Mal in dieser Saison sein, dass der Gegner die Knappen attackieren lassen wird. Entweder, weil der Gegner in Führung geht, ganz grundsätzlich keinen Ballbesitz haben möchte, in Unterzahl gerät, oder, oder, oder. Es muss möglich sein, dass Torabschlüsse trotzdem erfolgen. Sich zustellen zu lassen und direkt chancenlos zu sein, wäre eine viel zu einfache Gegenmaßnahme.

Dafür können natürlich auch Flanken ein Mittel sein. Dann aber bitte nicht so, wie man sie auch am Sonntagnachmittag auf Kreisliga-Ebene beobachten kann. Dahingehend wird Reis auch über die nun anstehende Länderspielpause gefragt sein.

Immerhin warten nach der Pause und nach einem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, wo es angesichts der Punkteausbeute der Konkurrenz auch um mindestens einen Punkt gehen sollte, direkt zwei Spiele gegen direkte Konkurrenten. Zunächst geht es gegen die TSG Hoffenheim, anschließend gegen Hertha BSC. Zumindest bei diesen beiden Gegnern könnte Schalke ein ähnlicher Spielverlauf erwarten, wie es in Augsburg der Fall war.

Eine ebenfalls berechtigte Hoffnung: Bis dahin und dank der Pause könnte der ein oder andere zuletzt verletzte Spieler wieder zurückkehren. Doch nur darauf darf sich S04 nicht verlassen, wenn die Chance auf den Klassenerhalt gewahrt bleiben soll.