FIFA vs. UEFA: Der Kindergarten-Streit um die Vorherrschaft
Von Christian Gaul

Die beiden großen Fußball-Verbände FIFA und UEFA sind sich schon lange nicht mehr grün. Im neuesten Kapitel dieser Fehde geht es um eine scheinbare Marginalie - die Logos auf den Trikots der Schiedsrichter. Doch dahinter steckt mehr, als ein simpler Marketing-Gag (via Sportschau).
Normalerweise werden Spiele der Champions League und der Europa League nur von Unparteiischen geleitet, die auf der FIFA-Schiedsrichterliste stehen, also vom Weltverband für diese Aufgabe als geeignet angesehen werden. Diese Bedingung hat zwar weiterhin bestand, doch auf den Trikots der Schiedsrichter in den aktuellen Finalrunden der europäischen Wettbewerbe fehlte das Logo der FIFA - ein weiteres Detail in einem länger schwelenden Konflikt der beiden Verbände.
FIFA-Logo gestrichen - Schiedsrichter bekamen keine Info
Um es gleich vorweg zu nehmen: In Sachen Korruption und Korruptionsvorwürfen nehmen sich die beiden Institutionen nichts, auch wenn die FIFA aktuell wieder im Fokus steht. Dennoch will der eine den anderen ungerne im selben Sandkasten spielen lassen. Während beispielsweise in der asiatischen Champions League der eigene Kontinentalverband AFC und die FIFA mit ihren Logos auf jeweils einer Brust der Hemden der Unparteiischen versehen werden, streicht die UEFA ab sofort das Emblem des Weltverbandes von der Bekleidungsliste. Schließlich heißt es ja auch nicht "FIFA Champions League"...
Die Unparteiischen selbst können keine Auskunft über die Gründe der Änderung geben. "Unseren Schiedsrichtern wurden nur die neuen Logos zugeschickt - mit dem Hinweis, dass diese ab sofort in den Klub-Wettbewerben zu tragen seien", sagte DFB-Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich gegenüber der Sportschau. Mehr wisse man auch nicht.
Während die FIFA auf Nachfrage des Magazins keinen Kommentar abgab, ließ sich die UEFA nach nur zehn Tagen Bedenkzeit zu einem betont ergiebigen Einzeiler hinreißen. "Das neue Schiedsrichter-Logo soll in UEFA-Wettbewerben getragen werden, um klar zu zeigen, dass es sich um UEFA-Wettbewerbe handelt", stellte die UEFA klar. Es wüsste ja sonst auch keiner, wer hier in Europa das Sagen hat...
Streitereien um Machtverhältnisse - weltfremd und stolz darauf
Das fehlende Detail auf den Brüsten der Schiedsrichter ist nur die Spitze des Eisberges eines mal mehr, mal weniger öffentlich ausgetragenen Kindergarten-Streits. Bei einem Kongress der UEFA hatte Präsident Aleksander Ceferin deutlich in Richtung FIFA-Boss Infantino gehänselt, dass "Funktionäre nicht die Stars des Spiels sind, sondern nur die Wächter."
So richtig Ceferin mit dieser - öffentlich vorgetragenen - Spitze liegt, so sicher verbessert sie nicht die Beziehungen der beiden Verbände. Die UEFA will die FIFA-Frauen-WM 2023 in Kolumbien sehen, obwohl die FIFA "empfohlen" hatte, für Neuseeland und Australien als Veranstaltungsländer zu stimmen. Die UEFA wollte den Einsatz des VARs in den europäischen Wettbewerben hinauszögern, die FIFA setzte die Änderungen sofort um (Quelle: Sportschau).
Aktuell wird wohl die von der FIFA gewollte neue Klub-WM mit 24 Teilnehmern das vorrangige Thema sein. WELTmeisterschaft bedeutet ja wohl auch, dass der WELTverband zuständig für die Umsetzung und - natürlich viel wichtiger - die Vermarktung des Turniers ist. Doch die UEFA stellt sich quer, da ja EUROPÄISCHE Mannschaften an ihr teilnehmen und als große Zugpferde für die Einschaltquoten dienen sollen. Und wenn die FIFA das nicht einsieht, dann streicht man sie eben von den Trikots der Schiedsrichter. Das hat die FIFA dann davon. So.
Der "normale Fan", also der, der in einem Jahr soviel verdient, wie Infantino damals für einmal Kugeln in der Schüssel drehen, der kommt da nicht mehr mit. Ablösesummen für einzelne Spieler in Bereichen, die ganze Länder sanieren könnten, Gehälter für Profis und Funktionäre, die besonders in diesen Krisenzeiten jeglichen Bezug zur Realität vermissen lassen und an der Spitze der Scheffelei wird sich um Logos auf Trikots von Unparteiischen gezankt.
So gerne man sich über Neymars Schwalben oder Tore von Lewandowski ereifert - eigentlich wird es doch Zeit für das gute alte Spektakel beim Dorfverein um die Ecke. Ob die Vorsitzenden dort jedoch weniger korrupt, geld- und machtgeil sind, ist eine andere Geschichte.