Fenerbahce bringt Supercup gegen Galatasaray zum Abbruch - Präsident mit Statement
Von Simon Zimmermann
Das türkische Supercup-Finale zwischen Meister Galatasaray und Pokalsieger Fenerbahce dauerte nur zwei Minuten. Dann verließen die Fener-Spieler den Platz. Die Partie wurde abgebrochen und für Gala gewertet.
Doch was war passiert? Mauro Icardi brachte Galatasaray nach nur 50 Sekunden mit 1:0 in Führung. Fenerbahce hatte lediglich - wie zuvor angekündigt - das eigene U19-Team ins Rennen geschickt.
Der Supercup sollte schon Ende Dezember in Saudi-Arabien ausgetragen werden. Das Duell wurde allerdings kurzfristig abgesagt. Offiziell wegen einer "Störung der Organisation". Der wahre Grund war wohl, dass türkischen Fans untersagt wurde, Banner oder Plakate mit einem Bild von Türkei-Begründer Kemal Atatürk mitzubringen und zu zeigen.
Der Nachholtermin am 7. April passte den Fenerbahce-Verantwortlichen aber so gar nicht. Vier Tage später, am 11. April, findet das Viertelfinal-Hinspiel in der Conference League bei Olympiakos Piräus statt. Fener forderte die erneute Verlegung auf den 23. Mai. Und zudem, dass ein ausländischer Schiedsirchter eingesetzt wird. Der Traditionsklub aus Istanbul fühlt sich von den türkischen Referees stark benachteiligt und denkt deshalb sogar über einen Rückzug aus der Süper Lig nach.
Fenerbahce-Präsident mit Statement
Fener-Präsident Ali Y. Koc hat sich bereits in einem Statement des Klubs zu den Vorgängen zu Wort gemeldet. "Unsere Rebellion heute, unsere Haltung im Super Cup bezieht sich nicht nur auf das Datum des Spiels oder auf das, was im letzten Auswärtsspiel passiert ist", begann Koc. Man habe "nach den Prinzipien und Werten" des Klubs gehandelt, und wolle sich "gegen die erlittenen Ungerechtigkeiten auflehnen", so Koc.
Koc dramatisch weiter: "Die Ungerechtigkeiten, die wir erlebt haben, die Verschwörungen der Terrororganisation, das Attentat auf unsere Fußballmannschaft bei der Rückkehr vom Auswärtsspiel in Rize, der Lynchversuch an unseren Fußballspielern bei unserem letzten Auswärtsspiel, unsere Meisterschaften, die durch Mobbing gestohlen wurden, vor allem drei Mal in der letzten Woche der Liga."
Der von Koc als "Attentat" bezeichnete einen erschreckenden Vorfall ereignete sich bereits 2015. Damals wurden Schüsse auf den Mannschaftsbus von Fenerbahce abgefeuert. "Eines der Elemente des Attentats, das uns am meisten schmerzt und uns die Situation, in der wir uns befinden, am meisten in Frage stellen lässt, ist, dass das Attentat immer noch nicht aufgeklärt ist", klagte der Fener-Präsident.
"Neun Jahre sind vergangen. Es gibt immer noch keine Fortschritte. Während des Verschwörungsprozesses vom 3. Juli sind die danach eingereichten Klagen immer noch in der Schwebe und nicht abgeschlossen. Dies sind nur einige der Vorfälle, die ich erwähnt habe. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen", heißt es im Statement weiter.
Koc fordert "Reset" im türkischen Fußball
Zuletzt wurden beim Auswärtsspiel gegen Trabzonspor Spieler von Fenerbahce von den Heimfans attackiert. Nach dem Skandal erhob Fener schwere Vorwürfe gegen den türkischen Verband TFF und denkt nun über einen Rückzug aus der Süper Lig nach. Eine Mitgliederversammlung zur Abstimmung darüber wurde jüngst verschoben.
Der Boykott beim Supercup sei ein erster konkreter Schritt gegen "diese Ungerechtigkeiten, gegen die Doppelmoral und gegen diejenigen, die die Saat für unlauteren Wettbewerb und den Diebstahl unserer Arbeit legen", erklärte Koc. Der türkische Fußball brauche einen "Reset".