Felix Zwayer pfeift das England-Halbfinale: Er kann damit nur verlieren

Durch Felix Zwayer gibt es auch im Halbfinale der Europameisterschaft noch eine deutsche Beteiligung. Seine erneute Ansetzung soll eigentlich ein Lob für ihn sein. Dabei steht der Schiedsrichter vor einer riesigen Herausforderung. Ein Kommentar.
Felix Zwayer
Felix Zwayer / Carl Recine/GettyImages
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Am Mittwochabend treffen die Niederlande und England im zweiten Halbfinale der Europameisterschaft aufeinander. Es wird bereits die vierte Partie dieses Turniers sein, die Felix Zwayer als Hauptschiedsrichter leiten darf. Diese Anzahl an Einsätzen ist alles andere als gewöhnlich. Die UEFA scheint mit seinen bisherigen Auftritten sehr zufrieden gewesen zu sein.

Doch so sehr diese vierte Ansetzung ein Lob für Zwayer ist, zumal in einem brisanten Halbfinale, so kompliziert und schlichtweg undankbar ist sie auch für ihn. Und dabei geht es nicht einmal um das Wiedersehen mit Jude Bellingham. Er wird keine Leistung zeigen können, die schlussendlich nicht für Diskussionen oder gar für verärgerte Vorwürfe sorgen wird - und zwar unabhängig von seiner Linie und seinen Entscheidungen.

Das Problem: Mit Anthony Taylor hat ein englischer Schiedsrichter das Viertelfinalspiel von Deutschland gegen Spanien gepfiffen - und bekanntermaßen einen möglichen Handelfmeter verwehrt. Der Unmut beim DFB-Team war sehr groß und die allgemeine Kritik an Taylor ebenso. Offenbar hat ihn die UEFA auch schon wieder nach Hause geschickt. Und nun leitet ausgerechnet ein deutscher Schiedsrichter das Halbfinale der englischen Nationalmannschaft. Der Ärger ist vorprogrammiert.

Eine einzige brisante Szene reicht: Zwayer kann eigentlich nur verlieren

Man stelle sich ein Szenario in diesem Spiel vor, in dem es um eine knifflige, dadurch nicht zu 100 Prozent klare und weitreichende Entscheidung gegen England geht. Sei es ein potenziell entscheidender Elfmeter für die Niederlande oder etwa eine Rote Karte gegen einen Spieler der Three Lions. Der Fokus wird logischerweise auf Zwayer liegen.

Entscheidet er sich sozusagen 'gegen England', sind die Schlagzeilen schon geschrieben: 'Deutscher Schiedsrichter nimmt Rache an den Engländern', wäre (nicht nur) in den britischen Boulevardblättern zu lesen. Dann wird Zwayer vorgeworfen, er sei nicht objektiv, sondern emotional aufgeladen gewesen.

Entscheidet er sich wiederum gegen eine Strafe für England, würde automatisch ein anderer Gedanke mitschwingen: Wollte er sich nur nicht dem oben genannten Vorwurf ausgesetzt sehen? Hat er der Niederlande einen potenziellen Elfmeter verwehrt oder einem englischen Spieler eine Rote Karte nur deshalb nicht gegeben, weil er eben möglichst objektiv wirken wollte?

Sobald eine derartige Szene aufkommt oder Zwayer eine für die ein oder andere Seite zu lasche oder zu harte Linie fährt, wird es diese Diskussionen im Rückblick auf das Deutschland-Aus und die Taylor-Entscheidung geben. Daran führt in einem solch emotionalen Sport einfach kein Weg dran vorbei. Die Spielzuteilung soll ein Lob der UEFA für Zwayer sein. Und so wird er es wohl ganz nüchtern sehen und angehen. Trotzdem ist es eine für ihn sehr undankbare Situation, in die er seitens des Verbands gebracht wurde. Er kann aus diesem Spiel eigentlich gar nicht als Gewinner hervorgehen.


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