Köln hält an Gisdol fest: Heldt hat keine Lust auf einen Feuerwehrmann
Von Stefan Janssen
Die Aussagen von Kölns Sportdirektor Horst Heldt sprechen dafür, dass Markus Gisdol am Saisonende gehen muss - und vorzeitig gehen wird, wenn die Abstiegsgefahr weiter zunimmt. Klare Rückendeckung, wie noch vor einigen Monaten, gibt es nicht mehr. Doch eigentlich will Heldt keinen Feuerwehrmann.
Wenn ein Trainer einer Bundesliga-Mannschaft entlassen wird, dann sind die Gründe dafür oft ähnlich: Eine sportliche Talfahrt; der Trainer hat die Mannschaft nicht mehr erreicht; es wurde ihm nicht mehr zugetraut, die Wende zu schaffen. Es sind diese "Mechanismen" des Geschäfts. Andersherum funktionieren die aber auch: Wird der Coach trotz viel Kritik und ausbleibender Erfolge gehalten, heißt es, man müsse das Gesamtbild betrachten sowie die tägliche Arbeit mit der Mannschaft bewerten und so weiter. So war es auch mal beim 1. FC Köln.
"Wir müssen andere Dinge erkennen oder nicht erkennen. Natürlich ist Fußball ein Ergebnissport. Aber das ist nicht das übergeordnete Kriterium", hatte Sportdirektor Horst Heldt im vergangenen Oktober dem Geissblog gesagt, als die Kölner unter Trainer Markus Gisdol saisonübergreifend 15 Bundesligaspiele nicht gewonnen hatten. "Wenn ich erkennen würde, dass der Trainer nicht gut arbeitet, würde ich handeln. Aber dann fliegt jeder raus, egal, wie er heißt und ob das ein Spieler ist, der Trainer oder ob ich das bin. Jeder ist dazu verpflichtet, sein Bestes zu geben. Und das erkenne ich bei unserem Trainerteam."
Fünf Monate sind seither vergangen und deutlich verbessert hat sich die Lage nicht. Köln hat zwar inzwischen fünf Spiele gewonnen, steht aber nur auf dem Relegationsplatz und ist weiter in Abstiegsgefahr. Offenbar gelingt es Gisdol nicht, das Team nachhaltig nach vorne zu bringen; stattdessen gibt es zwischendurch mal Highlight-Siege wie in Dortmund oder beim Derby in Gladbach, doch dazwischen ist viel Leerlauf.
Mittlerweile spricht man in Köln auch anders und genau das deutet in die Richtung, dass die aufgekommenen Berichte, wonach das Aus für Trainer Gisdol am Saisonende bereits beschlossen ist, richtig sind. Denn statt die Arbeit als Ganzes zu bewerten wie noch im Oktober, schaut Horst Heldt inzwischen wohl doch auf die Ergebnisse. Zunächst gab es für Gisdol nur eine Jobgarantie bis zum Dortmund-Spiel - das 2:2 rettete ihn in die Länderspielpause. Danach sagte Heldt dem Express: "Die Spiele werden weniger, klar – trotzdem werden wir dabei bleiben, und die Saison Spieltag für Spieltag abarbeiten und sehen, wie wir uns präsentieren."
Grundsätzliche Überzeugung von der Arbeit des Trainers sieht anders aus. Es kann eigentlich nur bedeuten, dass Gisdol maximal noch bis zum Saisonende auf der Bank sitzt und Heldt jetzt eigentlich keine Lust hat, bis dahin noch einen Feuerwehrmann zu installieren. Der Sportdirektor will die Saison mit seinem aktuellen Trainer zu Ende bringen, die Klasse halten und dann neu starten. Ansonsten könnte er, wie im Oktober, sagen, dass er mit der Arbeit Gisdols zufrieden ist und deshalb keine Veranlassung für einen Trainerwechsel sieht.
So aber hält sich Heldt die Option offen, sich jederzeit vom 51-Jährigen trennen zu können, ohne, dass er ihn Tage zuvor noch in den Himmel gelobt hat. Für Köln geht es jetzt nach Wolfsburg, dann kommt Mainz. Wenn Gisdol keines dieser beiden Spiele gewinnt, oder schon der Auftritt in Niedersachsen katastrophal ist, wird Heldt handeln (müssen), weil der Absturz in die zweite Liga dann wesentlich näher gerückt wäre. Dafür sprechen seine Aussagen. Am Saisonende dürfte Gisdol dann aber gehen müssen - es sei denn, er legt plötzlich noch eine Siegesserie hin. Der Klassenerhalt allein wird ihn aber nicht mehr retten.