Talente-Klau: Agreement zwischen Köln, Gladbach und Leverkusen "gilt nicht mehr"

Der 1. FC Köln streicht das getroffene Agreement
Der 1. FC Köln streicht das getroffene Agreement / PATRIK STOLLARZ/Getty Images
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Zwischen den drei rheinischen Rivalen aus Köln, Leverkusen und Gladbach bestand eine mündliche Vereinbarung, sich nicht gegenseitig die Talente abzuwerben. Mit dem Transfer von Florian Wirtz im Januar 2020 torpedierte Bayer dieses Gentlemen's Agreement - Kölns Präsident Werner Wolf erklärt die Abmachung nun auch offiziell für beendet.


"Es wäre fahrlässig gewesen, dies nicht zu tun", bemerkte Leverkusens Geschäftsführer Rudi Völler kurz nach dem Transfer des damals 16-jährigen Wirtz gegenüber dem kicker. Dass man eigentlich mit dem 1. FC Köln, der Wirtz ziehen lassen musste, eine Absprache getroffen hatte, ebendieses Gebaren nicht an den Tag zu legen - für Völler nur moralisches Beiwerk. Der FC hätte "im umgekehrten Fall, da bin ich sicher, ebenso gehandelt", lautete Völlers damalige Analyse.

Immerhin handelte es sich bei Wirtz um ein herausragendes Talent, welches bereits Angebote aus dem Ausland bekam. Aus der Sicht Völlers tat man also auch, ganz uneigennützig, der Bundesliga einen Gefallen. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl sprach zwar sein Verständnis für den Wechsel aus, betonte aber auch dessen Problematik.

"Wir würden dieses Agreement gerne aufrechterhalten, weil es ein wenig zur Beruhigung beiträgt. Hintenrum klauen würde zu vielen Problemen im Westen führen, wo wir eh schon auf engstem Raum sind", waren damals Eberls Worte gewesen (Quelle: kicker).

Gut 15 Monate später hat sich das Thema jedoch komplett erledigt. Ausgerechnet der Schwächste im Bunde verkündet nun das Ende der Abmachung.

Leverkusen pfeift auf die Vereinbarung - die Pandemie erledigt den Rest

"Es gab ja so etwas wie ein Gentlemen‘s Agreement zwischen Leverkusen, Gladbach und Köln, dass man sich den Nachwuchs, den man ausbildet, nicht wegnimmt. Natürlich bin ich dieser Sache nachgegangen. In den Gesprächen zu diesem Thema ist mir von oberster Führung sehr klar gemacht worden, dass die Zeiten sich geändert haben und jeder für sich selber verantwortlich ist. Mit anderen Worten: Das gilt nicht mehr", wird FC-Präsident Werner Wolf in der Bild zitiert.

Tatsächlich löste bereits der Wirtz-Transfer einen Beginn der Abkehr von dieser Abmachung aus. Immerhin wurde der frischgebackene U21-Europameister seit seinem sechsten Lebensjahr beim FC ausgebildet und dann für die schmeichelhafte Entschädigung in Höhe von 200.000 Euro von Leverkusen verpflichtet.

Florian Wirtz
Florian Wirtz gab den Anstoß / Soccrates Images/Getty Images

Dass sich Völler darauf berief, dass Wirtz ein Ausnahme-Talent sei, ist überflüssig. Denn die Abmachung wurde ja genau für diesen Fall getroffen und eben nicht für jeden beliebigen Nachwuchsspieler.

Aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen in Zeiten der Pandemie scheint das endgültige Beenden der gemeinsamen Arbeit der rheinischen Erstligisten nur folgerichtig. Wenn die Not größer wird, gehen schließlich Anstand und Moral zuerst über Bord. Leidtragender wird hauptsächlich der FC sein, da Gladbach und Leverkusen wesentlich stabiler aufgestellt sind.

Allerdings hielt man sich ja auch vorher schon nicht an die Abmachung.