FC Bayern vs Wolfsburg: Der Head-to-Head-Vergleich zum Frauen-Bundesliga-Kracher
Von Helene Altgelt
Beim Spitzenspiel von Bayern gegen Wolfsburg (Sonntag, 5. November, 15 Uhr) wird es auf die Taktik ankommen, aber auch auf die individuelle Klasse. Wer hat die größere Qualität in der Startelf, Bayern oder Wolfsburg? Der Head-to-Head-Vergleich (ohne verletzte Spielerinnen).
- Merle Frohms vs. Maria Luisa Grohs (Tor)
- Lynn Wilms vs. Giulia Gwinn (Rechtsverteidigung)
- Kathrin Hendrich vs. Glódis Viggósdóttir (Innenverteidigung)
- Dominique Janssen / Marina Hegering vs. Magdalena Eriksson (Innenverteidigung)
- Felicitas Rauch vs. Katharina Naschenweng (Linksverteidigung)
- Lena Oberdorf vs. Sarah Zadrazil (defensives Mittelfeld)
- Lena Lattwein vs. Georgia Stanway (zentrales Mittelfeld)
- Svenja Huth vs. Jill Baijings (offensives Mittelfeld)
- Ewa Pajor vs. Linda Dallmann (Flügel)
- Jule Brand vs. Klara Bühl (Flügel)
- Alexandra Popp vs. Lea Schüller (Sturmspitze)
- Fazit
1. Merle Frohms vs. Maria Luisa Grohs (Tor)
Bis auf das 2:2 gegen Freiburg war Mala Grohs diese Saison noch nicht wirklich gefordert - das spricht für die Defensive des FCB, die nicht viel zugelassen hat. Wenn Grohs gefordert war, packte die 22-Jährige sicher zu.
Grohs geht in ihre zweite Saison als Bayern-Stammtorhüterin und hat im Vergleich zu ihren ersten Einsätzen viel an Selbstvertrauen und Sicherheit gewonnen. Auch Teamkollegin Linda Dallmann lobte die junge Torhüterin, die sie als sehr ehrgeizig beschrieb.
Auf der anderen Seite des Spielfelds ist noch nicht klar, wer zwischen den Pfosten steht. Merle Frohms könnte wieder zurückkehren, so Tommy Stroot. Sicher ist das aber noch nicht - "Es bleibt ein Fragezeichen", so der Coach.
Frohms' Rückkehr wäre für Wolfsburg ganz wichtig - denn Deutschlands Nummer 1 ist Bayerns jungem Talent doch nochmal eine Nasenspitze voraus, was Souveränität und Ausstrahlung angeht.
Punkt für Wolfsburg - 1:0 für Wolfsburg
2. Lynn Wilms vs. Giulia Gwinn (Rechtsverteidigung)
Giulia Gwinn ist in Topform: Beim 5:1-Sieg gegen Wales war sie eine derüberragenden Akteurinnen. Die Rechtsverteidigerin hat ein wenig Zeit gebraucht, um nach ihrem Comeback wieder in die Spur zu finden. Jetzt ist Gwinn aber voll und ganz wieder da.
Gegen Wales machte sie immer wieder Alarm über ihre rechte Seite, traf per Elfmeter und leitete das 2:1 ein. Was die offensiven Impulse angeht, ist Gwinn eine der besten Außenverteidigerinnen überhaupt. Über ihre rechte Seite geht auch bei Bayern oft viel.
Defensiv hat sie manchmal noch Schwächen - genau wie auch Lynn Wilms, die ebenfalls gerne mit nach vorne geht. In den letzten Spielen ging das bei der Wolfsburgerin aber zu oft auf Kosten der eigenen Defensive.
Punkt für Bayern - 1:1
3. Kathrin Hendrich vs. Glódis Viggósdóttir (Innenverteidigung)
Glódis Viggósdóttir wurde vor der Saison zur Kapitänin der Bayern-Frauen ernannt. Die Isländerin ist endgültig zur Führungsspielerin gereift und koordiniert ihre Abwehrreihe. Sie überzeugt auch mit ihren langen Bällen in der Spieleröffnung.
Allerdings hat sich Viggósdóttir gegen Freiburg schon einen großen Bock geleistet. Danach war sie stabiler, aber hatte noch den ein oder anderen Wackler. Hundertprozentig überzeugen konnte Kathrin Hendrich aber auch nicht, deren VfL-Verteidigung diese Saison etwa so stabil wirkt wie eine Sandburg bei Flut. Insgesamt hat Viggósdóttir, auch wegen ihrer Führungsstärke und ihres Kopfballspiels, doch Vorteile.
Punkt für Bayern - 2:1 für Bayern
4. Dominique Janssen / Marina Hegering vs. Magdalena Eriksson (Innenverteidigung)
Am ersten Spieltag gegen Freiburg saß Magdalena Eriksson noch auf der Bank, aber seitdem hat die Schwedin sich fest neben Glódis Viggósdóttir etabliert. Die beiden konnten als Bayerns spielstarkes Innenverteidigungs-Duo überzeugen, aber der Härtetest kommt jetzt erst.
Dass Eriksson und Viggósdóttir sich vor dem Topspiel schonmal einspielen konnten, ist sicher ein Vorteil für Bayern. Alexander Straus war voller Lob für die neue Innenverteidigerin, die mit "Sicherheit, Erfahrung und Zweikampf-Power" die Bayern-Abwehr nochmal aufwertet.
Bei Wolfsburg ist der Einsatz von Dominique Janssen und ihrer Stellvertreterin Marina Hegering noch fraglich. Eine heikle Situation für den VfL, denn eine neu formierte Innenverteidigung würde nicht unbedingt für mehr Stabilität sorgen. Aber auch Janssen und Hegering waren in den letzten Wochen nicht in Topform.
Punkt für Bayern - 3:1 für Bayern
5. Felicitas Rauch vs. Katharina Naschenweng (Linksverteidigung)
Die Verpflichtung von Katharina Naschenweng rückte diesen Sommer angesichts der Hammer-Transfers von Harder und Eriksson etwas in den Hintergrund. Aber Bayern ist mit der Verpflichtung der Österreicherin auch ein Coup gelungen. Naschenweng ersetzt die verletzte Carolin Simon bisher sehr gut und gibt immer wieder offensive Impulse.
Felicitas Rauch hat diese Saison einen etwas schwereren Stand. Die technisch versierte Standardspezialistin ist bei Wolfsburg gesetzt, muss beim Nationalteam aber um ihren Stammplatz bangen. An ihre Topform konnte sie noch nicht anknüpfen.
Punkt für Bayern - 4:1 für Bayern
6. Lena Oberdorf vs. Sarah Zadrazil (defensives Mittelfeld)
Lena Oberdorf und Sarah Zadrazil sind zwei "Staubsauger", die im defensiven Mittelfeld auf- und abräumen. Zadrazil macht das vor allem, indem sie die Bälle abfängt, während Oberdorf vor einer Grätsche auch nicht zurückschreckt.
Beide gehören zu den besten defensiven Mittelfeldspielerinnen überhaupt - ein Vergleich auf sehr hohem Niveau. Oberdorf ist diese Saison noch nicht bei ihrer Topleistung, aber ihr ist es nochmal mehr zuzutrauen, offensiv einen tollen Pass zu spielen oder das entscheidende Tor zu erzielen.
Punkt für Wolfsburg - 4:2 für Bayern
7. Lena Lattwein vs. Georgia Stanway (zentrales Mittelfeld)
Georgia Stanway kam im letzten Sommer von der Insel nach München und hat sich direkt etabliert. Die Engländerin erzielte im letzten Bundesliga-Spiel gegen Wolfsburg das entscheidende Tor. Mit ihrer Sicherheit bei Elfmetern und dem strammen Schuss ist sie Lattwein in puncto Torgefahr sicher etwas voraus.
Lattwein ist eine eher unauffällige Spielerin - aber wie viel sie macht, merkt man oft erst, wenn sie fehlt. Sie kann mit ihrer Übersicht und auch guten Steilpässen punkten und gibt dem Wolfsburger Mittelfeld Ruhe.
Unentschieden - 4,5 zu 2,5 für Bayern
8. Svenja Huth vs. Jill Baijings (offensives Mittelfeld)
Bayern hat im offensiven Mittelfeld ein kleines Problem: Mit Pernille Harder, Lina Magull und Sydney Lohmann fallen gleich drei Top-Spielerinnenen verletzt aus. Aber für solche Fälle wurde ja die Niederländerin Jill Baijings aus Leverkusen geholt.
Gut möglich, dass Baijings sich gegen Wolfsburg beweisen darf. Ihre Spezialität sind die Distanzschüsse, sie ist immer für ein Traumtor gut. Ansonsten aber hat ihr Svenja Huth noch einiges voraus: Die Wolfsburgerin ist sehr erfahren und die Bundesliga-Spielerin, die bisher die meisten Chancen aus dem offenen Spiel kreierte.
Punkt für Wolfsburg - 4,5 zu 3,5 für Bayern
9. Ewa Pajor vs. Linda Dallmann (Flügel)
Linda Dallmann wird bei Bayern maßgeblich für die Kreativität aus dem Mittelfeld heraus verantwortlich sein. In Abwesenheit vieler Mitspielerinnen soll Dallmann wohl das Spiel ankurbeln, was sie mit ihren tollen Ballmitnahmen durchaus kann.
Sie hat bisher von den Bayern-Spielerinnen die meisten Chancen herausgespielt und ist im Dribbling stark. Auch körperlich kann Dallmann trotz ihrer Nachteile bei der Größe mithalten. Die Frage ist nur, ob das FCB-Mittelfeld auch in neuer Formation wie gewohnt funktionieren kann.
Auf der anderen Seite könnte Ewa Pajor für Wolfsburg auf dem Flügel spielen, falls Alexandra Popp wieder da ist. Dort ist die Polin vielleicht etwas weniger effektiv als in der Mitte, aber immer noch sehr schnell und torgefährlich.
Unentschieden - 5 zu 4 für Bayern
10. Jule Brand vs. Klara Bühl (Flügel)
Duell der DFB-Jungspunde: Brand und Bühl bilden im deutschen Team gerne eine Flügelzange. Beide können variabel auf beiden Seiten spielen und wechseln auch im Spiel gerne mal den Flügel. Auch sonst sind sie sich in vielen Punkten ähnlich, zeichnen sich durch ihre Unbekümmertheit aus.
Brands große Stärke ist ihr Antritt, Bühl kann vor allem mit ihren Dribblings und ihrem harten Schuss überzeugen. Beide sind große Talente, zeigen aber noch nicht konstant genug, was in ihnen steckt, und zu oft bleiben sie mit ihren Dribblings noch hängen. Auf Sternstunden wie den Kantersieg gegen Marokko bei der WM folgen oft noch unauffällige Spiele.
Unentschieden - 5,5 zu 4,5 für Bayern
11. Alexandra Popp vs. Lea Schüller (Sturmspitze)
Lea Schüller kommt sicherlich mit guter Laune aus der Länderspielpause zurück: Beim 5:1 gegen Wales schnürte sie einen Doppelpack, beide Tore per Kopf. Das Vertrauen von Hrubesch tut Schüller sichtlich gut, sie konnte ihre Chance in Abwesenheit von Alexandra Popp nutzen.
Wie effektiv Schüller gegen Bayern ist, wird maßgeblich von den Flanken abhängen, mit denen ihre Mitspielerinnen sie füttern können. Schüller hat ein tolles Gespür für die Räume, aber in insgesamt schwachen Phasen ihres Teams taucht sie noch manchmal ab.
Da hat Alexandra Popp ihr etwas voraus, die oft auch aus dem Nichts trifft. Sie könnte gegen Bayern zurückkehren - aber ob Wolfsburgs Knipserin schon wieder komplett fit ist, steht noch nicht fest. Popp in Topform wäre für den VfL natürlich extrem wichtig.
Unentschieden - 6 zu 5 für Bayern
Fazit
Defensiv hat der FC Bayern in unserem Head-to-Head-Vergleich die Nase vorne. Und auch insgesamt können die Münchnerinnen bei der individuellen Qualität punkten, auch wenn Wolfsburg im Mittelfeld wegen der FCB-Verletzungskrise leicht die Nase vorne haben könnte - 6 zu 5 Punkte heißt es am Ende in unserem Ranking.