Lewandowski und Haaland gemeinsam beim FC Bayern: Realistisch oder Utopie?
Von Dominik Hager
Mit Robert Lewandowski haben die Bayern schon jetzt den torgefährlichsten Mittelstürmer der Welt an Bord. Trotz allem ist es gerade die Stürmerfrage, die verspricht, im Sommer brisant zu werden. Während sich Robert Lewandowski zu einem Abgang entscheiden könnte, tritt die Ausstiegsklausel von Erling Haaland in Kraft. Stand heute erscheinen mehrere Szenarien möglich.
Erleben wir in der nächsten Sommerpause ein echtes Stürmerbeben? Relativ klar erscheint, dass es im Sommer ein großes Wettbieten um Erling Haaland gegen wird. Der 21-jährige Dortmunder wird dann für einen Betrag, der wohl zwischen 75 und 100 Millionen liegt, erwebbar sein. In der Verlosung werden mutmaßlich fast alle Klubs mit Rang und Namen sein.
Der FC Bayern wird dieses Treiben sicherlich verfolgen und vielleicht auch aktiv mitgestalten. Selbst wenn aus München zuletzt zu hören war, dass Haaland zu teuer sei, kann man diesen Stimmen nur bedingt Glauben schenken.
Der junge Norweger zählt schon jetzt zu den stärksten Mittelstürmern der Welt und ist noch lange nicht auf dem Zenit seiner Laufbahn angekommen. Mit seinen 21 Jahren ist er satte zwölf Jahre jünger als Lewandowski. Perspektivisch gesehen wird der Borusse Robert Lewandowski irgendwann überholen und noch deutlich länger auf Top-Niveau spielen können.
Selbst wenn Robert Lewandowski absolute Weltklasse verkörpert, keine Alterserscheinungen offenbart und mindestens noch vier Jahre spielen möchte, darf man eben nicht vergessen, dass mit Erling Haaland ein Stürmer auf den Markt kommt, der den Fußball das nächste Jahrzehnt lang prägen kann.
Möglicherweise wird dem FC Bayern die Entscheidung aber auch leicht gemacht. Robert Lewandowski hat nur noch bis 2023 Vertrag, wodurch nur noch im nächstem Sommer eine Ablöse fällig wäre. Man darf davon ausgehen, dass der Pole seinen wohl letzten großen Vertrag im Sommer 2022 unterzeichnet, bei welchem Klub auch immer.
Im Falle eines Wechsels würden die Bayern durchaus noch eine Summe generieren, die es erlauben könnte, in den Haaland-Poker einzusteigen. Ob man den Norweger dann aber auch bekommt, ist die andere Frage. Demnach könnte es auch so laufen, dass die Bayern mit leeren Händen dastehen.
Bayern mit Lewandowski und Haaland: Eine realistische Kombination?
Möglich wäre aber auch der umgekehrte Fall. Sollte Haaland verlauten lassen, gerne für die Bayern spielen zu wollen und Lewandowski eine Verlängerung anstreben, sitzt der Verein zwischen den Stühlen. Den überragenden Torjäger Lewandowski herzugeben erscheint genauso unsinnig, wie auf Kronjuwel Haaland zu verzichten.
Hierbei stellt sich automatisch die Frage, ob nicht auch Haaland und Lewandowski gemeinsam für die Bayern stürmen könnten? Eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Jedenfalls wäre es schon problematisch, eine vernünftige Abstimmung zu finden. Beide sind Vollblutstürmer, die wissen, wo das Tor steht, wodurch sie zwangsweise ähnliche Räume besetzen. Aus diesem Grund spielt derzeit kein europäischer Top-Verein mit zwei klassischen Mittelstürmern.
Allerdings gilt es auch zu bedenken, dass die beiden Top-Stürmer trotz ihrer Ähnlichkeit gleichzeitig auch ganz unterschiedlich sind. Robert Lewandowski hat neben seiner eingebauten Tor-Garantie eine überragende Technik und ein tolles Spielverständnis. Dadurch kann er wie kaum ein anderer Stürmer Bälle festmachen und zu seinen Teamkollegen weiterleiten. In gewissen Akzenten nimmt der 33-Jährige eine Art Spielmacher-Rolle ein. Zuletzt bestätigte er selbst, nicht nur Tore schießen, sondern auch aktiv ins Kombinationsspiel integriert sein zu wollen.
Haaland ist ein anderer Stürmertyp, der über seine Wucht, sein Tempo und seine Zielstrebigkeit kommt. Demnach ist der Norweger ein Spezialist für schnelle Konter, was auf Lewandowski nicht unbedingt zutrifft. Zwar ist er kein klassischer Ballverteiler und im Kombinationsspiel schwächer als Lewandowski, jedoch hat auch Haaland den Blick für seine Nebenleute. Nach acht Torvorlagen in der Bundesliga-Spielzeit 20/21 stehen für den BVB-Star in der jungen neuen Saison bereits vier Vorlagen auf der Statistik-Tafel.
Demnach ist man tatsächlich geneigt zu sagen, dass eine Doppelspitze Haaland & Lewandowski tatsächlich funktionieren könnte. Sind wir mal ehrlich: Lewandowski und Haaland gleichzeitig verteidigen zu müssen, würde den gegnerischen Abwehrreihen schon wochenlang vorher mächtig Kopfzerbrechen einschenken.
Kingsley Coman könnte Haaland zum Opfer fallen - Was wird aus Müller?
Allerdings hätte die norwegisch-polnische Kombination auch seine Schattenseiten. Eine davon ist der Preis. Wäre Haaland nach einem Lewandowski-Verkauf vielleicht zu finanzieren, gestaltet sich die Lage ohne einen Abgang des Polens als deutlich schwieriger. Die einzige schlüssige Option bestände darin, Kingsley Coman zu opfern. Der Franzose ist nicht unersetzbar und war bislang nicht bereit, seinen Vertrag zu verlängern. Für den Flügelstürmer bekäme der Klub durchaus eine Summe, die Haaland ermöglichen könnte.
Zudem bleibt aber die Frage, was mit Thomas Müller geschehen würde. Der 32-Jährige wäre unterzubringen, wenn die Münchner mit Mittelfeld-Raute und zwei Spitzen spielen würde. Ein System, das eigentlich seit Ewigkeiten keinen Erfolg mehr gebracht hat. Angesichts der Tatsache, dass Gnabry, Sané und Musiala weiterhin im Kader verweilen würden, erschiene ein 4-2-2-2 am wahrscheinlichsten. In diesem System müsste Müller auf dem Flügel aushelfen, hätte aber wohl das Nachsehen gegen die jüngere und schnellere Konkurrenz.
Allerdings bestände auch noch die Option eines 3-5-2-Systems. Hier könnte man Haaland und Lewandowski als Stürmer, Müller/Musiala als Zehner und Sané/Gnabry als rechter Schienenspieler einplanen. Dies dürfte den beiden letztgenannten wenig gefallen, wäre aber theoretisch eine Möglichkeit.
Allerdings ist alle Theorie noch immer grau. Stand heute wäre eine Kombi aus Haaland und Lewandowski schon eine riesige Sensation. Vor einem Jahr hätte aber auch niemand geglaubt, dass Messi in Paris und Ronaldo bei Manchester United spielen werden...