FC Bayern: Transfer-Finale geglückt - mit einem kleinen Makel

Verantwortlich für die Kaderplanung des FC Bayern: Sportvorstand Hasan Salihamidzic
Verantwortlich für die Kaderplanung des FC Bayern: Sportvorstand Hasan Salihamidzic / TF-Images/Getty Images
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Der FC Bayern hat einen Endspurt sondergleichen hingelegt. Alle Baustellen des Kaders wurden geschlossen, obendrein soll sich der Rekordmeister noch Mittelfeld-Talent Tiago Dantas von Benfica gesichert haben. Unter dem Strich haben die Verantwortlichen vieles richtig gemacht - der Zeitpunkt der Transfers hinterlässt aber einen faden Beigeschmack.


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Hansi Flick brauchte Geduld. Viel Geduld. Der Cheftrainer des FC Bayern machte sich seit Saisonende für Neuzugänge stark, erhielt diese aber erst in den letzten Zügen der Transferperiode. Nach dem Weggang von Alvaro Odriozola wollte er einen neuen Backup für Benjamin Pavard; weil Ivan Perisic nicht fest verpflichtet wurde, wollte er auch einen vierten Flügelspieler; genauso sollte ein Backup für Robert Lewandowski kommen, wie auch ein weiterer Mittelfeldspieler, nachdem Thiago zum FC Liverpool abgewandert war.

In aller Regelmäßigkeit machte sich Hansi Flick für neues Spielermaterial stark. Mit Erfolg: Die Wünsche des Trainers wurden erfüllt.
In aller Regelmäßigkeit machte sich Hansi Flick für neues Spielermaterial stark. Mit Erfolg: Die Wünsche des Trainers wurden erfüllt. / Alexander Hassenstein/Getty Images

Bis zuletzt war der Münchner Kader zu klein für die besondere Saison 2020/21. Abwehr-Talent Chris Richards, eigentlich in der Innenverteidigung zuhause, musste als Rechtsverteidiger aushelfen, Jamal Musiala war der einzige Backup auf den Außenbahnen, Joshua Zirkzee die einzige Alternative für Robert Lewandowski und im Mittelfeld vertraute Flick hinter Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Corentin Tolisso lediglich auf Javi Martinez, bei dem bis zuletzt ein Abgang im Raum stand.

FC Bayern: Salihamidzic hat viermal zugeschlagen

Mit viel Geduld und einigen Rückschlägen konnte Sportvorstand Hasan Salihamidzic die Wünsche seines Trainers erfüllen: Für das Mittelfeld wurde Marc Roca verpflichtet. Den 23-jährigen Mittelfeldspieler hatten die Bayern schon im vergangenen Jahr auf dem Radar, damals forderte Espanyol Barcelona 40 Millionen Euro; wegen des Abstiegs aus der Primera Division wurden dem Vernehmen nach nur neun Millionen Euro inklusive Bonuszahlungen von bis zu sechs Millionen Euro fällig. Im Sturm soll der erfahrene Eric Maxim Choupo-Moting wie schon bei Paris St. Germain den Backup geben, Pavard erhält auf der rechten Abwehrseite Unterstützung vom erfahrenen Bouna Sarr und Douglas Costa kehrt bis Saisonende zurück und komplettiert das Flügel-Quartett.

Sportlich und wirtschaftlich sinnvolle Lösungen

Bei den Transfers handelt es sich nicht um große Namen wie Sergino Dest oder Callum Hudson-Odoi, sondern um Spieler, die für die Breite verpflichtet worden sind. Denn genau das war die große Schwachstelle des Bayern-Kaders. In der Spitze ist der Triple-Sieger noch immer herausragend besetzt, die Bank hingegen war zu dünn. Jetzt hat man in der Defensive einen vermeintlichen Nachfolger von Rafinha, im Mittelfeld einen aufstrebenden Spanier, der längst mit Xabi Alonso verglichen wird und stilistisch zur Spielweise passt, auf den Außenbahnen einen alten Bekannten, der mit seinem explosiven Antritt, seinem trickreichen Spiel und seinen messerscharfen Flanken in der Saison 2015/16 Begeisterung ausgelöst hat und im Sturm einen erfahrenen Spieler, der genau wie Perisic um seine Rolle weiß und da sein will, wenn es drauf ankommt.

Sportvorstand Hasan Salihamdizic stand unter Druck - doch er hat geliefert
Sportvorstand Hasan Salihamdizic stand unter Druck - doch er hat geliefert / Alexander Hassenstein/Getty Images

Auch wirtschaftlich betrachtet handelt es sich um sinnhafte Transfers. Choupo-Moting kommt ablösefrei, für Costa wurde keine Leihgebühr fällig und die Ablösesummen für Roca und Sarr belaufen sich insgesamt auf bis zu 25 Millionen Euro; so viel, wie allein Dest gekostet haben soll. Nachdem man schon bei der Verpflichtung von Leroy Sané viele Millionen Euro gespart hatte, hat es Salihamidzic auch im Endspurt geschafft, das benötigte Spielermaterial für vergleichsweise kleines Geld zu verpflichten. Darauf können er und die übrigen Verantwortlichen trotz des erneuten Korbs des FC Chelsea wegen Hudson-Odoi und trotz der gescheiterten Bemühungen um Dest stolz sein.

Poker bis zum Schluss - einzig der Zeitpunkt der Transfers ist kritikwürdig

Jedoch ist der Zeitpunkt der Transfers zu kritisieren - denn wie schon im Vorjahr war es ein Wettlauf gegen die Zeit. Aufgrund einer extrem kurzen Vorbereitung und den vielen englischen Wochen dauert es zwar ohnehin noch länger, Neuzugänge in die Mannschaft zu integrieren und sie an ihr neues Umfeld und die Spielweise zu gewöhnen, aber alle Seiten profitieren davon, wenn die Transfers so schnell wie möglich über die Bühne gehen. Und gerade weil von Beginn an viele Spiele in kurzer Zeit warten und die Flick-Elf bereits fünf Pflichtspiele in den Knochen hat, wäre es wichtig gewesen, die Kaderplanung so schnell wie möglich abzuschließen.

Insbesondere das lange Werben um Dest und Hudson-Odoi ließ Fragen offen. Ist der Verein finanziell nicht gerüstet? Haben die Verantwortlichen keine Alternativen in der Hinterhand? Was, wenn der Transfer scheitert? Letzten Endes haben Salihamidzic & Co. passende Antworten gefunden, doch in Zukunft täte die Sportliche Leitung gut daran, Transfers schneller abzuwickeln.