Nächstes Bayern-Remis: 7 Erkenntnisse zum 1:1 gegen Köln
Von Dominik Hager
Der FC Bayern hat auch im zweiten Pflichtspiel im Jahr 2023 nur Remis gespielt. Lange sah es gegen die Kölner sogar nach einer Niederlage aus, ehe Joshua Kimmich die Münchner kurz vor dem Ende erlöste. Doch welche Erkentnisse hat das Remis geliefert? Hier sind sieben:
1. Jamal Musiala nicht in der Hinrunden-Form
In der Hinrunde lief bei Jamal Musiala fast alles perfekt. Der Youngster wirkte unbeschwert und zeigte Spiel für Spiel einfach grandiose Leistungen. Was der 19-Jährige anfasste, das wurde auch zu Gold. Im Spiel gegen den 1. FC Köln fehlte es Musiala aber wie bereits gegen Leipzig an Gefährlichkeit. Der Offensivspieler verzettelte sich oft und tauchte kaum in gefährlichen Räumen auf. Weder als Vorlagengeber noch als Abschlussspieler wurde er wirklich gefährlich und berechtigterweise ausgewechselt. Es scheint so, als habe Muisla die WM-Enttäuschung noch nicht so ganz verdaut. Für das Offensivspiel der Bayern ist das definitiv eine Schwächung. Darum erspielten sich die München gegen Köln auch wenige klare Chancen.
2. Flankenqualität weiterhin mies
Man hat nicht den Eindruck, als hätten die Bayern in Katar wirklich Flanken trainiert. Die Hereingaben gegen RB Leipzig waren allesamt - und das ist noch freundlich ausgedrückt - ein Desaster. Gegen den 1. FC Köln war diesbezüglich eine leichte Steigerung zu sehen, jedoch eben auf ganz niedrigem Niveau. Insbesondere die beiden Außenverteidiger Pavard und Davies brachten keine gefährlichen Flanken in die Mitte.
Coman versuchte es in der zweiten Halbzeit praktisch im Minutentakt, blieb in seinen Versuchen aber auch häufig zu ungenau. Immerhin kam die ein oder andere Flanke des Franzosen dann doch noch brauchbar und sorgte für Gefahr. In Summe bleibt es aber dabei: Die Qualität der Flanken muss bei allen Außenbahnspielern noch um einiges besser werden. Mit Choupo-Moting stände immerhin auch ein Abnehmer bereit.
3. Upamecano und de Ligt noch nicht souverän genug
In der Hinrunde haben Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt über Weite strecken einen sehr guten Job gemacht. Gegen den Effzeh hatten jedoch beide immer wieder mit kleineren Problemen zu kämpfen. Sowohl in den Zweikämpfen, als auch im Passspiel, wirkten beide nicht zu 100 Prozent überzeugend. Der ein oder andere Fehlpass oder Ballverlust kann gegen Gegner wie PSG noch deutlich teurer werden. Zudem könnten sie durch ein geschicktes Aufbauspiel das Mittelfeld und den Angriff besser in die Partie bringen. Luft nach oben gibt es noch reichlich.
4. Coman nähert sich der Startelf
"Fashion-Week-Gnabry" und sein Pendant Sané haben gegen Köln nicht gerade den stärksten Eindruck gemacht. Beide verloren relativ viele Bälle und konnten mit ihren Abschlüssen nicht wirklich gefährlich werden. Deutlich mehr Schwung brachte in der zweiten Halbzeit Kingsley Coman rein. Der Franzose wirkte sehr spritzig, motiviert und spielfreudig und war in den zweiten 45 Minuten an fast jeder gefährlichen Szene beteiligt. Letztlich gelang ihm zwar kein Scorer, jedoch sah man in Sachen Agilität und Dribbelstärke wieder den alten Coman. Sogar die ein oder andere Flanke kam an, wenngleich diesbezüglich noch Luft nach oben besteht. Am Wochenende sollte Coman mit ziemlicher Sicherheit in der Startelf stehen.
5. Leroy Sané gehört nicht auf die rechte Seite
Inzwischen wurde schon mehrfach deutlich, dass Sané nicht auf die rechte Außenbahn, sondern ins Zentrum oder nach links gehört. In der ersten Halbzeit kam aber wie schon gegen Leipzig Gnabry von der linken und Sané von rechts. Dies ist alles andere als ideal. Der 26-Jährige schafft es einfach nicht, in gute Abschlusssituationen zu kommen und bereitete auch keine wirklich gefährlichen Szenen vor. An der Seite von Alohono Davies, wo er auch ein wenig mehr einrücken kann und weniger den Flügel besetzen muss, spielt er einfach stärker.
6. Gravenberch bewirbt sich für mehr Spielzeit
Ryan Gravenberch hat nach seiner Einwechslung zur Halbzeit einen starken Eindruck hinterlassen und gezeigt, dass er berechtigterweise den Vorzug vor Sabitzer bekam. Der Niederländer wirkte dynamisch, ballsicher und fleißig und konnte im Spiel nach vorne mehr Akzente setzen als Goretzka und (abgesehen von seinem Tor) auch Kimmich. Der Youngster scheint sich in der Hierarchie nach oben gearbeitet zu haben und wäre vielleicht auch mal reif dafür, Goretzka in der Startelf zu ersetzen. Einen Einsatz von Beginn an hat er in der Bundesliga noch nicht bekommen. Vielleicht ist es ja am Samstag so weit.
7. Alphonso Davies bekommt sein Potenzial nicht auf dem Platz
Man kann nicht sagen, dass Alphonso Davies gegen Köln oder auch in der Hinrunde schlecht gespielt hat. Bei den gewaltigen Anlagen, die der Kanadier aber mitbringt, müsste insbesondere in der Offensive mehr rumkommen. In der Bundesliga bringt es Davies auf einen mickrigen Scorer-Punkt, was schon abenteuerlich schwach dafür ist, dass er offensiv ausgerichtet und der schnellste Spieler der Liga ist. Davies bekommt aber schon seit Monaten seine Aktionen nicht wirklich zu Ende gespielt. Oftmals trifft er die falsche Entscheidung oder bringt einen schwachen Flankenball. Dabei geht einfach so unfassbar viel offensives Potenzial, das der Spieler mitbringt, verloren. Bei Pavard weiß man, dass man offensiv nicht viel erwarten kann, Davies hat jedoch alle Anlagen. Wenn dann nichts herausspringt, ist das einfach frustrierend. Das Köln-Spiel war sinnbildlich für seine bisherige Saison.