FC Bayern plant im Winter keine Transfers - eine nachvollziehbare Entscheidung

Plant offenbar keine Winter-Transfers: Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic
Plant offenbar keine Winter-Transfers: Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic / Pool/Getty Images
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Nach Informationen der BILD will der FC Bayern während der Winter-Transferperiode nicht aktiv werden. Angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie ist die vermeintliche Zurückhaltung nachvollziehbar, auch wenn besonders auf einer Position der Schuh drückt.

In der Spitze ist der FC Bayern erstklassig besetzt. Also kümmerten sich die sportlichen Verantwortlichen während der Sommer-Transferperiode hauptsächlich darum, Spieler für die Kaderbreite zu verpflichten. Bouna Sarr, Marc Roca, Douglas Costa und Eric Maxim Choupo-Moting wurden zu diesem Zweck an der Säbener Straße vorgestellt, während Alexander Nübel und Tanguy Nianzou zwei Vorgriffe für die Zukunft sind und Leroy Sané die Außenbahnen noch einmal auf ein neues Niveau heben soll.

Überzeugen konnte bisher aber noch keiner der Neuzugänge. Nübel darf als oberster Vertreter von Manuel Neuer nur selten spielen, Nianzou wird vom Verletzungspech verfolgt und Sané braucht nach seiner Kreuzbandverletzung Zeit. Sarr ist genauso fehleranfällig wie Benjamin Pavard, Roca ist aus unbekannten Gründen außen vor, Costa hat mit seinen Dribblings wenig Erfolg und Choupo-Moting darf nur dann ran, wenn Lewandowski geschont werden soll.

Von allen Neuzugängen hat Sané die meisten Einsatzminuten (607) auf der Uhr, dahinter folgt Sarr (270). Die Neuen kommen nur sporadisch zum Einsatz, heizen den Konkurrenzkampf nicht wirklich an, wie auch Lothar Matthäus erkannt hat (zitiert via BILD): "Mir fällt nur auf, dass sie auch in dieser Saison einen absoluten Weltklasse-Kader haben, der jedoch ab der Nummer 15 deutlich abfällt."

Der Winter-Transfermarkt ist traditionell kompliziert

Dennoch wollen die Verantwortlichen offenbar keine weiteren Transfers tätigen. "Die Dinge besprechen wir intern", sagte Flick, der sich laut BILD Neuzugänge wünscht. Allerdings gestaltet sich der Transfermarkt auch für den FC Bayern schwierig.

Auf Neuzugänge wird Hansi Flick wohl vergebens warten müssen
Auf Neuzugänge wird Hansi Flick wohl vergebens warten müssen / Lars Baron/Getty Images

Einerseits ist es im Winter ohnehin kompliziert, passende Transferziele ausfindig zu machen - denn das Anforderungsprofil bei den Münchner Bayern ist hoch und Vereine sind nicht unbedingt gewillt, ihre Top-Spieler mitten in der Saison ziehen zu lassen. Andererseits fordert die Corona-Krise auch vom deutschen Rekordmeister einen hohen Tribut, trotz des einstelligen Gewinns im vergangenen Geschäftsjahr sieht der Blick auf die kommenden Monate nicht vielversprechend aus.

Sportvorstand Hasan Salihamidzic und sein Team müssten also einen Spieler finden, der den Ansprüchen genügt und bezahlbar ist. Kursierende Namen wie Max Aarons oder Omar Richards klingen allerdings nicht danach, als könnten sie die Mannschaft auf Anhieb verbessern.

Der FC Bayern macht das Beste aus seinen Möglichkeiten

Wäre Pavard nicht in seinem Formtief, würde die Diskussion um Neuzugänge womöglich kaum aufkommen - auch wenn die Münchner in der Bundesliga achtmal in Serie in Rückstand geraten sind. Denn keines der europäischen Top-Teams kommt unbeschadet durch diese Saison. Der FC Barcelona nimmt in La Liga gar nicht erst am Meisterkampf teil, Real Madrid hat indes bei zwei Spielen mehr zwei Punkte Rückstand auf Stadt-Rivale Atlético. In der Serie A kämpfen die AC Milan und Inter Mailand anstelle von Juventus Turin um den Scudetto, Paris St. Germain belegt aktuell nur den dritten Tabellenplatz in der Ligue 1 und der FC Liverpool droht die Tabellenführung in der Premier League an Manchester United zu verlieren, während Manchester City sich auf Platz fünf in Lauerstellung befindet.

Im Vergleich mit den übrigen europäischen Riesen schneidet der FC Bayern noch am besten ab
Im Vergleich mit den übrigen europäischen Riesen schneidet der FC Bayern noch am besten ab / Pool/Getty Images

Obwohl auch Pavards Stellvertreter Sarr in einem Leistungsloch steckt, sind individuelle Leistungen nur ein Teilproblem. Flick arbeitet akribisch daran, die taktische Herangehensweise an den anstrengenden Spielplan anzupassen, hat dafür aber nicht die benötigten Trainingseinheiten zur Verfügung. Umso beeindruckender sind die Leistungen der Bayern im Liga-Alltag: 21 Gegentoren stehen 44 erzielte Tore gegenüber, von vierzehn Spielen wurden zehn gewonnen und nur eines verloren.

Eine schwächere Saison bedeutet nicht das Ende

Selbstverständlich kann der FC Bayern mit einem weiteren Neuzugang noch stärker werden - bloß ist es äußerst schwierig, einen geeigneten Mann für die rechte Abwehrseite zu finden. Auf den anderen Positionen sind die Probleme jedenfalls erheblich kleiner. So kann Niklas Süle in der Innenverteidigung Jerome Boateng ersetzen, im Mittelfeld steht mit Tiago Dantas ein weiterer Kreativspieler zur Verfügung und auf den Außenbahnen ist zu erwarten, dass sich Serge Gnabry und Sané wieder in besserer Form präsentieren und den Konkurrenzkampf mit dem bärenstarken Kingsley Coman anheizen werden.

Es war zu erwarten, dass diese Saison kein Spaziergang wird. Und wenn am Ende "nur" ein oder zwei Titel herausspringen sollten, wäre es - trotz aller Ansprüche - angesichts von acht Meisterschaften und zwei DFB-Pokal-Siegen in Folge sowie dem zweiten Triple der Vereinshistorie gewiss kein Beinbruch.