Wer ersetzt Pavard? Die vier Rechtsverteidiger-Optionen beim FC Bayern im Check
Von Simon Zimmermann
Seine erste Vorbereitung in München dürfte sich Julian Nagelsmann deutlich einfacher gewünscht haben. Wegen der Turniere im Sommer (EM, Gold Cup) hatte der neue Bayern-Coach seine Mannschaft erst sehr spät komplett, dazu kamen viele Verletzungen und Blessuren. Die Generalprobe im DFB-Pokal gegen den Bremer SV fiel auch noch flach. Die Vorzeichen könnten also deutlich besser sein.
Der Ausfall von Benjamin Pavard hat die Lage vor dem Bundesliga-Start nochmals verschärft, schließlich ist der Franzose der einzig etablierte Rechtsverteidiger im Kader. Dass sich Pavard in der Vorbereitung in einer starken körperlichen Verfassung befand, macht die Verletzung noch bitterer. Wer also kann den 25-Jährigen zum Auftakt am Freitag in Gladbach ersetzen? Vier Kandidaten dürften infrage kommen.
4. Chris Richards
Viele Bayern-Fans hatten gehofft, dass Chris Richards nach seiner erfolgreichen Leihe zur TSG Hoffenheim in München durchstarten würde. Die Sommer-Vorbereitung unter Julian Nagelsmann hat diese Hoffnungen aber deutlich gedämpft. Wirklich überzeugen konnte der 21-jährige US-Amerikaner nicht. Dessen Lieblingsposition ist ohnehin die Innenverteidigung, auch wenn er dank seiner Dynamik auch als Rechtsverteidiger eingesetzt werden kann.
Nach den Eindrücken der vergangenen Testspiele hat Richards nur Außenseiterchancen auf den Job des Pavard-Vertreters.
3. Niklas Süle
Make it or break it - unter diesem Motto steht das Jahr von Niklas Süle beim FC Bayern. Der Innenverteidiger muss unter seinem alten Mentor Nagelsmann die Zweifel in München beseitigen. Sollte das nicht gelingen, dürfte er sich spätestens im kommenden Sommer vom FC Bayern verabschieden. Im Duell um einen Platz in der Innenverteidigung neben dem gesetzten Dayot Upamecano scheint Süle gegenüber Tanguy Nianzou leicht hinten zu liegen. Nianzou gilt als einer der Gewinner des Sommers.
Nach dem Pavard-Ausfall könnte es für "Sülinho" wieder nach rechts gehen. Dort setzte schon Hansi Flick häufiger auf die Abwehr-Kante. Die Idealposition ist das für Süle sicher nicht, dank seiner Schnelligkeit aber zumindest eine Option.
Setzt Nagelsmann in Gladbach vor allem auf defensive Stabilität, könnte die Wahl durchaus auf Süle fallen.
2. Bouna Sarr
Wirklich warm geworden ist man in München mit Bouna Sarr noch nicht. Das liegt vor allem an dessen äußerst durchwachsenen Leistungen in seiner Debüt-Saison für den FCB. Der Franzose war als Backup für Pavard geholt worden, konnte diese Rolle bislang aber noch nicht rechtfertigen.
In der Vorbereitung setzte Nagelsmann durchaus häufig auf den 29-Jährigen. Ob dessen Leistungen ausreichen, um gegen Gladbach von Beginn an auf dem Feld zu stehen, ist aber durchaus fraglich. Das Comeback von Alphonso Davies auf der linken Seite könnten Sarrs Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung machen. Denn hinten links scheint Nagelsmann von einem Bayern-Youngster ziemlich angetan zu sein...
1. Josip Stanisic
Anfang Juli hat Josip Stanisic seinen ersten Profi-Vertrag beim FCB unterschrieben. Der 21-jährige Deutsch-Kroate konnte sich im Anschluss in Abwesenheit von Davies und Hernandez in den Vordergrund spielen. Dank seiner Beidfüßigkeit kann Stanisic auch hinten rechts verteidigen, ist diese Position aus den Nachwuchsmannschaften der Bayern ohnehin deutlich mehr gewohnt.
Die guten Leistungen in den Testspielen könnten ihm also einen Startelfplatz im Borussia-Park bescheren. Stanisic ist der etwas überraschende Favorit auf den Posten!
Legt Bayern auf dem Transfermarkt nochmal nach?
Die Kader-Situation beim Rekordmeister wird nicht nur hinten rechts von vielen als kritisch beäugt. Auch im zentralen Mittelfeld und den offensiven Flügeln würden Neuzugänge für die Breite mit Sicherheit gut tun. An der Haltung der Bosse scheint sich aber weiterhin nichts geändert zu haben: Es braucht Einnahmen, bevor man in neues Personal investieren kann. Auf den Ausfall von Pavard will man laut Sportbild-Chef Christian Falk deshalb nicht hektisch reagieren. Viel Geld soll für einen weiteren Rechtsverteidiger nicht ausgegeben werden.
Viel dürfte also weiterhin von einem Verkauf von Corentin Tolisso abhängen, den die Bayern offenbar schon für zehn Millionen Euro abgeben wollen. Als Neuzugang stünde dann Marcel Sabitzer in den Startlöchern, der von Nagelsmann durchaus flexibel eingesetzt werden könnte. Der Österreicher wäre sogar eine Option für die Außenbahn. Ob man bei Amine Adli in die Vollen geht, ist dagegen sehr fraglich. Für den französische Sturm-Youngster will man keine zehn Millionen Euro bezahlen. Nur bei einem Schnäppchen-Preis könnte man wohl noch schwach werden. Angesichts weiterer Offerten für Adli (Ligue 1, VfL Wolfsburg) klingt das ziemlich unrealistisch.