FC Bayern oder Nationalmannschaft? Pro und Contra für Hansi Flick

Hansi Flick wird als Nachfolger für Joachim Löw gehandelt
Hansi Flick wird als Nachfolger für Joachim Löw gehandelt / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Die Amtszeit von Joachim Löw als Nationaltrainer wird nach der Europameisterschaft der Vergangenheit angehören. Damit steht der DFB auch erstmals seit 15 Jahren wieder vor der Aufgabe, einen Nachfolger zu installieren. Als potenzielle Lösungen wurden bereits unter anderem Jürgen Klopp, Julian Nagelsmann und Hansi Flick ins Gespräch gebracht. Während Jürgen Klopp eine Löw-Nachfolge bereits ausschloss und auch Nagelsmann vermutlich im Vereinsgeschäft bleibt, stellt sich nun die Frage, wie es mit Bayern-Coach Hansi Flick aussieht.


Mit einer unglaublichen Siegesserie und dem Triple-Gewinn, hat sich Hansi Flick bei den Bayern unsterblich gemacht. Eine Entwicklung, mit der nach dem Aus von Niko Kovac vermutlich niemand gerechnet hat. Tatsächlich waren die Bayern damals an einem Punkt angelangt, der vergleichbar mit dem ist, wo sich das DFB-Team jetzt befindet. Rettet Flick also jetzt nach den Bayern auch noch die Nationalmannschaft? Für den aktuellen Bayern-Trainer gibt es sowohl Punkte die für, als auch welche die gegen einen Jobwechsel sprechen.

"Gehen, wenn es am schönsten ist": Darum wäre eine Karriere als DFB-Trainer für Flick reizbar

Bereits in seiner ersten Saison als Cheftrainer der Bayern hat Hansi Flick alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Wie ein altes Sprichwort besagt, sollte man "gehen, wenn es am schönsten ist". Nach einer so kurzen Amtszeit war dieser Moment für Flick jedoch natürlich noch nicht gekommen. Allerdings könnte dies nach dem kommenden Sommer anders aussehen. Sollte er seinen Erfolg in der Meisterschaft und vielleicht sogar erneut in der Champions League wiederholen, wäre er absolut auf seinem Zenit angekommen. In den anschließenden Jahren könnte er also eigentlich nur noch verlieren.

Sollten die Erfolge ausbleiben, so könnte natürlich trotz Vertrag bis 2023 die Situation entstehen, dass er von den Bayern vor die Tür gesetzt wird. Der Vereinsfußball ist bezüglich Trainerstellen um einiges wechselfreudiger als das auf Nationalmannschaftsebene der Fall ist. Langfristig gesehen spricht also der Punkt Jobsicherheit definitiv für ein Engagement für die DFB-Elf. Dieses wäre auch um einiges stressfreier als im Vereinsfußball. Eine möglicherweise willkommene Abwechslung zu seiner doch sehr energiezerrenden Zeit als Bayern-Coach.

Eine spannende Challenge: Holt Hansi Flick die Nationalmannschaft aus dem Leistungstief?

Nachdem der 56-Jährige bereits bei der WM 2014 als Co-Trainer am Weltmeistertitel beteiligt war, könnte ihm nun die Aufgabe reizen, dies auch als Kapitän zu tun. In der öffentlichen Wahrnehmung würde der Status von Hansi Flick nochmals enorm steigen. Nach den zuletzt mageren Jahren der deutschen Nationalmannschaft könnte er der Held sein, der Fußball-Deutschland aus einem kleinen Zwischentief befreit. Die Aussicht vielmehr gewinnen als verlieren zu können, ist für einen Trainer natürlich immer ein besonderer Anreiz. Ob dies dann allerdings wirklich so klar der Fall wäre, hängt zweifelsfrei auch vom deutschen Abschneiden bei der EM ab.

Ein Vorteil für Flick ist auch die Tatsache, dass er die Strukturen des DFB kennt und sich nicht erst lange in die Arbeit reinfuchsen müsste. Zudem kennt er auch einige Spieler aus seiner Zeit bei den Bayern und der Nationalmannschaft. Zu guter Letzt sei auch gesagt, dass der Cheftrainerposten beim DFB durchaus eine der höchsten Stellen ist, die man als Trainer erreichen kann.

Vertrag bis 2023: Flick hat (noch) Lust auf die Bayern

Allerdings ist die Geschichte natürlich auch ein Für und Wieder. Dass Hansi Flick noch Lust auf seiner Bayern-Tätigkeit hat, erkennt man an seinem bis 2023 laufenden Vertrag. Nach der EM wäre Flick erst seit 1,5 Jahren Trainer der Bayern. Eine Zeitspanne, nach der man nicht wechseln muss, selbst wenn man alles erreicht hat. In der Situation alles erreicht zu haben und trotzdem wieder Großes erreichen zu wollen, steht der FC Bayern sehr häufig. Trotz allem gelingt es dem Verein immer wieder einen enormen Titelhunger zu generieren. Warum sollte dies beim Erfolgscoach also anders sein?

Doch selbst wenn es beim FC Bayern irgendwann einmal zu Ende geht, hat sich Flick in Europa einen Namen gemacht. Auf ihn könnten im In- und Ausland noch andere reizvolle Tätigkeiten warten. Im Prinzip ist seine Laufbahn als Vereinstrainer gerade erst so richtig losgegangen. Seine Reise könnte da schon noch den ein oder anderen Topklub beinhalten. Mit 56 Jahren ist der Coach auch im besten Traineralter.

Kommt ein Job als DFB-Coach für Flick zu früh?

Falls sich Flick für einen Posten beim DFB entscheiden würde, würden sich also anderswo einige Türen schließen. Je nach Dauer der Amtszeit, könnten diese im Nachgang schwerer zu öffnen sein als derzeit. So kann man sich eigentlich sagen, dass ein Angebot vom DFB für den gebürtigen Heidelberger einige Jahre zu früh käme. Der Job als Nationaltrainer gilt ja zum Teil auch ein wenig als Zwischenschritt zum Vorruhestand, selbst wenn es bei großen Turnieren schon auch stressig wird. Das wöchentliche Brot und die permanente Arbeit am Team und mit dem Team fällt jedoch weitgehend raus. Ob Hansi Flick wirklich schon bereit ist, auf all das zu verzichten, kann als fraglich betrachtet werden.

Gegen einen Jobwechsel spricht auch die Tatsache, dass Flick ja bereits Weltmeister wurde. Selbst wenn er dies nicht als Cheftrainer tat, ist dies noch immer ein Erfolg, den er sich auch so auf die Visitenkarte schreiben kann. Im Endeffekt würde der Bayern-Coach auch wenig erleben, was er nicht schon erlebt hat.

Alles in allem haben beide Jobs ihre Vor- und Nachteile für Hansi Flick. Schlussendlich wäre es für Flick aber wohl attraktiver, erst einmal im Vereinsfußball zu bleiben. So könnte sich eine Möglichkeit als Nationaltrainer auch später noch ergeben. Eine derart lange Amtszeit, wie die von Joachim Löw ist ja doch eher unüblich. Der Coach muss jedoch auch beurteilen was ihm wichtiger ist: Die spannenden täglichen Aufgaben im Verein oder etwas mehr Ruhe und Entspannung beim DFB.