Bayern bedient sich beim Vizemeister Leipzig - und das ist legitim

Auch Julian Nagelsmann ist ein FCB-Transfer von Leipzig
Auch Julian Nagelsmann ist ein FCB-Transfer von Leipzig / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Innerhalb eines Sommers hat sich der FC Bayern ordentlich bei RB Leipzig bedient. Neben Trainer Julian Nagelsmann wurden auch Dayot Upamecano und nun Marcel Sabitzer vom Vizemeister verpflichtet. Was bei einigen Fans für Unmut sorgt, ist jedoch legitimes Handeln der Münchener. Kommentar.


Der FC Bayern kauft Konkurrenten kaputt. Das ist ein Vorwurf, der seit einigen Jahren durch den deutschen Fußball-Kosmos geistert. Bei inzwischen zahlreichen Gelegenheiten wurde dieses Mantra von einigen Fans immer wieder betont. Auch in diesen Tagen ist wieder regelmäßig davon zu lesen.

Die Fakten sprechen zunächst einmal für sich: Julian Nagelsmann, Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer. Drei für RB Leipzig sehr wichtige Personalien, die über diesen Sommer vom FCB gekauft und unter Vertrag genommen wurden. Also ausgerechnet von dem Verein aus, der zuletzt als Bayern-Jäger galt und dementsprechend auch Vizemeister wurde.

Bayern beraubt Leipzig wichtiger Waffen - doch müssen die Münchener nicht im Sinne der Bundesliga arbeiten

Was aus Sicht der Münchener eine Stärkung sein und werden soll, ist aus Sicht der Leipziger natürlich eine große Schwächung. Ohne außergewöhnlich guten Ersatz für die jeweiligen Positionen wird die Mannschaft weniger konkurrenzfähig. Und damit für den deutschen Rekordmeister ungefährlicher.

Das ist nun mal eine Tatsache. Was die Bayern stärker machen soll, macht Leipzig unweigerlich schwächer. Für manche Fußball-Fans ist das Bild damit ein weiteres Mal klar - erneut wurde ein wachsender Konkurrent "kaputt gekauft".

Doch ist das bei diesen Transfers nicht der springende Punkt. Die Frage ist doch: Warum sollte es dem FCB verboten sein, Spieler der Konkurrenz abzuwerben? Und die einzige Antwort darauf: das sollte es selbstredend nicht.

Dayot Upamecano
Auch Dayot Upamecano gehörte in Leipzig zu den wichtigsten Spielern / Soccrates Images/Getty Images

Natürlich ist es schade für die Bundesliga, wenn ein womöglich aufkeimender Kampf um die Meisterschaft fast schon im Ansatz erstickt wird. Das würde den Spielbetrieb spannender, unterhaltsamer und weniger vorhersehbar machen. Das wiederum würde das Produkt Bundesliga stärken.

Jedoch ist es nicht die Aufgabe der Münchener, im Sinne einer spannenderen Liga zu arbeiten. Das Ziel der Verantwortlichen ist es, die bestmögliche Arbeit für den Verein abzuliefern. Wenn das bedeutet, hier und da Spieler und nun auch einen Trainer der direkten Konkurrenz zu verpflichten, dann ist dem so.

Es ist doch auch nur logisch, dass der Transfer-Blick vor allem über den Zweit- und Drittplatzierten streift. Bis auf ein womöglich verstecktes Ausnahmetalent gibt es für einen Verein wie dem FC Bayern - mit einer solchen Vorherrschaft im deutschen Fußball - keinen Grund im unteren Drittel der Tabelle zu wildern.

Erling Haaland
Natürlich wird der FCB auch einen potenziellen Haaland-Transfer ausloten müssen / Lukas Schulze/Getty Images

Somit sind Vereine wie Leipzig oder auch der BVB (Stichwort Erling Haaland) die ersten Optionen auf dem deutschen Markt. Dass jetzt auch Sabitzer verpflichtet wurde, ist wohl eher der einfallslosen Arbeit des Sportvorstands zu verdanken, als einer von Anfang an da gewesenen Überzeugung. So sinnvoll diese Verpflichtung im Endeffekt auch ist.

Böswilliger Transfer-Vorwurf ist Quatsch: Bayern kauft, was Bayern passt

Damit hat es also den Trainer, einen Abwehr- und einen Mittelfeldspieler erwischt. Sie sind vom Vizemeister zum Meister gewechselt. In der Hoffnung, Teil einer weiterhin Titel gewinnenden Mannschaft zu sein.

Dass das einigen Fans nicht zusagt, ist in Ordnung. Ebenso legitim ist es aber auch seitens des FCB, derartige Transfers zu tätigen. Würde die Transferpolitik nahezu böswillig speziell auf die jeweils aktuelle Konkurrenz ausgerichtet sein, wäre sie unprofessionell und mindestens mittelfristig nicht gewinnbringend. Und selbst wenn sie es wäre - kein Spieler wird gezwungen, zu diesem Klub zu wechseln.