Fan-Antrag fordert Ende von Bayerns Katar-Deal
Von Dominik Hager
Der FC Bayern steht schon lange dafür in Kritik, Sponsoren-Gelder aus Katar zu erhalten. Zu den größten Kritikern der Geschäfte zählen unter anderem die eigenen Fans. Nun müssen sich die Münchner Verantwortlichen mit einer Fan-Initiative auseinandersetzen, die genau solche Deals ausschließen möchte.
Ohne Geld geht im modernen Fußball praktisch überhaupt nichts mehr. Darum gehen die stärksten Fußball-Klubs der Welt zunehmend über Leichen, um finanziell gut aufgestellt zu sein. Trotz der 50+1-Regel gibt es auch in Deutschland nicht wenige Sponsoren-Deals, die kritisch hinterfragt werden müssen. Die Connection zwischen dem FC Bayern und Katar ist vermutlich am umstrittensten.
Der seit 2018 laufende Vertrag mit der Fluggesellschaft Qatar Airways bringt dem Klub jährlich mehr als zehn Millionen Euro ein. Zudem werden die Bayern dafür gescholten, Jahr für Jahr ein Winter-Trainingslager in Katar durchzuführen. Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß gehörten immer zu den großen Verteidigern der Katar-Verbindung. Häufig wirkten die Aussagen der ehemaligen Bosse aber schwammig und überzeugten die Anhänger nicht.
FC Bayern: Fan-Antrag fordert Ende des Katar-Sponsorings
Nachdem Rummenigge seinen Job als Vorstandsvorsitzender an Oliver Kahn abgegeben hat, sehen die Fans nun offenbar die Zeit gekommen, offensiv gegen die Katar-Connection anzugehen. Angaben von Sky zufolge, ging beim Verein am Freitag ein Antrag ein, der derartige Geschäfte zukünftig ausschließen soll.
Der FC Bayern darf sich nun auf eine diskussionsreiche Jahreshauptversammlung freuen, die in einem Monat stattfindet. "Mit dem Katar-Antrag wollen wir den FC Bayern auf der JHV dazu bringen, das Katar-Sponsoring zu beenden", erklärte Initiator Michael Ott via Twitter.
Der Grund des Antrags ist einleuchtend. Katar steht nicht gerade für Menschenrechte und ist genau das Gegenteil von dem, was der FC Bayern in seinen sonstigen Initiativen fördern möchte.
"Die Probleme in Katar sind bekannt. Sie reichen von der Lage der Gastarbeiter über Rechte von Frauen, Kindern und Homosexuellen, Meinungs- und Pressefreiheit bis zu Terrorismusfinanzierung und Korruption im Sport", erläutert Ott.
FC Bayern von eigenen Fans angezählt: "Unauflösbarer Widerspruch"
Während die Münchner Verantwortlichen jahrelang davon sprachen, mit der Zusammenarbeit sogar Positives bewirken zu können, fürchtet der Antragsteller, dass ein einseitiges Bild vom Wüstenstaat vermittelt wird.
"Ein Sponsoringvertrag mit dem Staatsunternehmen Qatar Airways bedeutet zwangsläufig, einseitig positive Nachrichten zu vermitteln. Das stellt einen unauflösbaren Widerspruch zu einem kritischen Umgang mit Katar dar. Der FC Bayern lenkt damit von den Problemen in Katar ab", kritisiert er und erläutert seinen Standpunkt: "Hätte man nur die offizielle Kommunikation des FCB verfolgt, hätte man von den Problemen in Katar schlicht nichts mitbekommen. Auch Schweigen ist ein Statement, nämlich eine Bekundung der Gleichgültigkeit gegenüber Menschenrechtsverletzungen und Korruption."
Für Ott ist ein solches Verhalten für einen Klub wie Bayern München nicht mehr länger tragbar. "Wir müssen endlich unserer Vorbildfunktion nachkommen, damit wir auch in Zukunft noch stolz auf die Erfolge unseres Vereins sein können", fordert er.
In einem Monat wird sich zeigen, inwiefern die Initiative der Anhänger Erfolg haben könnte. Besonders rosig sind die Aussichten allerdings nicht. Dieser Ansicht ist auch Strafverteidiger Dr. Andreas Hüttl.
Tatsächlich ist nicht damit zu rechnen, dass die Initiative der Fans etwas bringt. Schließlich ist es auch nicht das erste Mal, dass die Bayern-Verantwortlichen bei der Thematik Druck aus den eigenen Reihen bekommen. In einer Zeit, in der immer noch der Schatten der Corona-Krise über dem Verein schwebt und immer mehr zahlungskräftige Vereine wie Newcastle United auf der Fußball-Landkarte auftauchen, werden die Münchner nur ungern auf die Einnahmen aus Katar verzichten wollen.
Immerhin: Der FC Bayern wird Stand heute erneut nicht nach Katar ins Trainingslager fahren. Begründet wird dies jedoch nicht durch die Menschenrechtsverletzungen, sondern durch die kurze Winterpause. Auf ein generelles Umdenken im Bezug auf den Wüstenstaat deutet dies noch nicht hin.