Nagelsmann-Kritik im Check: Setzt der Bayern-Trainer auf Erfahrung statt Leistung?
Von Dominik Hager
Wenn der FC Bayern viermal in Serie in der Bundesliga nicht gewinnt, dann brennt der Baum konsequenterweise gehörig. Die meiste Kritik muss sich derzeit Julian Nagelsmann anhören. Zwar stellten sich die Bosse geschlossen hinter den 35-Jährigen, jedoch berichten die großen Medien wie der kicker und die BILD immer wieder von Unstimmigkeiten zwischen dem Trainer und dem Team.
Wie lange geht das noch gut? Verliert ein Trainer den Rückhalt der Spieler, so ist das meistens ein erstes Zeichen für eine nahende Trennung. Derzeit gibt es viele Spekulationen darüber, dass einige Bayern-Spieler mit dem Coach nicht sonderlich zufrieden sind. Die BILD berichtete jüngst, dass einige Spieler mit ihrer Einsatzzeit unzufrieden seien. Zwar sei die Stimmung im Team trotz allem gut, jedoch soll Nagelsmann intern inzwischen kritisch beäugt werden.
Ein Kritikpunkt sind wohl die Personalentscheidungen des Coaches. Einige Spieler wollen festgestellt haben, dass Nagelsmann im Zweifel auf Erfahrung und Hierarchie als auf Leistung setzt. Doch was ist an diesem Vorwurf genau dran?
Choupo-Moting statt Tel: Nagelsmann überrascht mit Personalentscheidung
Es war schon ein wenig überraschend, dass Julian Nagelsmann gegen Augsburg den bislang formschwachen Eric Maxim Choupo-Moting einwechselte und auf Mathys Tel komplett verzichtete. Die Intention des Coaches war wohl auch, eine klare Nummer Neun zu bringen. Dies verkörpert der Kameruner mehr als der junge Franzose. Es ist jedoch auch ein Indiz, dass Nagelsmann den Youngster in kritischen Situationen noch nicht vertraut. Warum eigentlich? Immerhin hat Tel ein starkes Spiel im Pokal abgeliefert und auch bei seinem einzigen Startelfeinsatz gegen den VfB Stuttgart getroffen. In beiden Spielen musste der 17-Jährige trotz guter Leistungen nach einer Stunde raus.
Tel liegt in der Hierarchie derzeit wohl nicht vor Choupo-Moting, was leistungstechnisch aber gerecht wäre. Der Kameruner konnte schließlich schon gegen den VfB Stuttgart nicht glänzen. Es war jedoch auch ein seltsamer Schachzug von Nagelsmann, den erfahrenen Stürmer beim Stande von 2:1 zu bringen (gegen den VfB), wo eigentlich Räume für Konter vorhanden waren. Choupo-Moting ist jedoch alles andere als ein Konterstürmer.
Gravenberch hadert mit Einsatzzeiten
Ein weiterer Streitpunkt ist die geringe Einsatzzeit von Ryan Gravenberch. Der junge Holländer durfte trotz der Verletzung von Leon Goretzka lediglich im Pokal von Beginn an spielen, wo er eine starke Leistung zeigte. In der Bundesliga kam er zu fünf Joker-Einsätzen. Diese dauerten schon hier und da auch mal 25 bis 30 Minuten an, jedoch eher in den Spielen, die zuvor eh schon entschieden waren. In brenzligen Momenten und CL-Spielen scheint Nagelsmann dem Niederländer nicht zu vertrauen.
Dementsprechend bestätigte auch der Spieler selbst kürzlich, enttäuscht über seine Einsatzzeiten zu sein.
Zwar hat Marcel Sabitzer zu Recht viel gespielt, jedoch verwundert es schon, dass Nagelsmann an dieser Stelle nicht auch mal rotiert hat. Dies könnte auch im Team für Verwunderung gesorgt haben. Immerhin bezeichnete Kimmich den jungen Holländer als den Neuzugang, der ihn im Training bislang am meisten überzeugt hat. Nagelsmann sieht das offenbar anders. Der Coach hat Defizite in der Defensivbewegung ausfindig gemacht. Ähnliches sagte der 35-Jährige auch über Mazraoui, wovon allerdings wenig zu sehen war, als dieser in den letzten Wochen mehr Spielzeit erhielt.
Bankplatz trotz überragender Leistungen: Musiala gegen Inter außen vor
Verwunderung soll es zudem auch darüber gegeben haben, dass der Bayern-Coach Jamal Musiala beim wichtigen CL-Spiel gegen Inter Mailand auf der Bank platznehmen ließ. Der Youngster hat in den Spielen zuvor schließlich überragende Leistungen gezeigt und ist in Summe wohl der beste und konstanteste Bayern-Spieler der gesamten Saison. Zwar ging das Spiel mit 2:0 gewonnen, jedoch macht dies den mickrigen Sechs-Minuten-Einsatz von Musiala nicht unbedingt verständlicher.
Es deutet sich in Summe schon das klare Bild ab, dass Nagelsmann im Zweifel lieber auf Erfahrung setzt. Ob dies jetzt aber wirklich auch zu Misstönen in der Kabine führt, sei mal dahingestellt.