Knapper Bayern-Erfolg mit Höhen und Tiefen: 6 Erkenntnisse aus dem Köln-Spiel
Von Dominik Hager
Der FC Bayern hat mit einem wackeligen 3:2 gegen den 1.FC Köln den ersten Heimsieg der Saison eingefahren und drei wichtige Punkte mitgenommen. Wir blicken auf sechs Erkenntnisse, die der knappe aber verdiente Erfolg hervorgebracht hat.
1. Abwehr noch keine 90 Minuten stabil
Eigentlich machte die asymmetrische Viererkette mit Nianzou als defensiver Rechtsverteidiger und Davies als deutlich offensiveres Pendant auf links einen guten Job.
Bis zu den zwei Gegentreffern ließ die Abwehrkette wenig anbrennen. Insbesondere Dayot Upamecano konnte mit seiner kompromisslosen Zweikampfführung an die starke Leistung aus dem Dortmund-Spiel anknüpfen. Nebenmann Süle agierte ebenfalls abgeklärt und hatte sogar offensiv ein hübsches Kabinettstückchen zu bieten.
In der zweiten Hälfte kam Stanišić für Nianzou, worunter die defensive Stabilität ein wenig litt. Der Deutsch-Kroate konnte nicht an seine starken Leistungen anknüpfen und die Flanke vor dem Kölner Anschlusstreffer nicht verhindern. Allerdings offenbarte hierbei auch Süle Mängel in puncto Stellungsspiel, indem er unter dem Ball durchsegelte.
Beim 2:2 konnte Davies auf der linken Seite die Flanke nicht verhindern und hob bei seinem Klärungsversuch auch noch das Abseits auf. Allerdings waren in der Mitte erneut weder Upamecano noch Süle im Bilde.
Die beiden Gegentore beweisen, dass das Münchner Defensiv-Konstrukt fragil ist und bei kleineren Unkonzentriertheiten zusammenbrechen kann. Genau dieses Problem hatte der amtierende Meister bereits im Vorjahr. Immerhin fing sich die Abwehr nach dem Kölner Ausgleich und blieb von da an wieder stabil.
2. Passspiel noch Ausbaufähig
Wie schon gegen Gladbach zeigten die Bayern ungewohnt heftige Probleme im Passspiel. Nach 100 Fehlpässen gegen die Fohlen landeten auch dieses Mal 98 Pässe beim Gegner. Lediglich Frankfurt, Augsburg, Mainz und Bielefeld leisteten sich in dieser Saison mehr Fehlpässe als die Bayern.
Problematisch ist dabei die Tatsache, dass zum Teil einfache Zuspiele nicht sicher angebracht werden. Gegen Köln leisteten sich unter anderem Stanišić, Goretzka, Davies und Gnabry haarsträubende Fehlpässe. Dies ist sicherlich weder eine Sache der fehlenden technischen Fähigkeiten noch der kurzen Vorbereitung, sondern schlichtweg ein Mangel an Konzentration.
3. Goretzka weiterhin mit viel Schatten
Leon Goretzka hat nach der anstrengenden letzten Saison noch offensichtliche Defizite. Gegen die Kölner wirkte er zum Teil behäbig und entschied sich auf dem Weg nach vorne immer wieder für die falsche Option.
Der 26-Jährige machte zudem gleich mehrere Fehler im Passspiel und kam selbst nicht wirklich zu gefährlichen Aktionen. Zu wenig für einen Spieler, der Nebenmann Joshua Kimmich im Spielaufbau die meiste Zeit über alleine ließ.
Julian Nagelsmann reagierte und brachte in der 66. Minute Corentin Tolisso, der alle seine Pässe zum Nebenmann bringen konnte. Zwar fiel der Franzose darüber hinaus kaum auf, ist aktuell aber dennoch deutlich näher an Goretzka dran, als es noch im letzten Jahr der Fall war.
Der deutsche Nationalspieler wird einen Gang nach oben schalten müssen, wenngleich seine defensiven Wege auch gegen Köln wieder wichtig waren.
4. Musiala schon jetzt der bessere Sané
Wieder einmal bekam Leroy Sané die Chance von Beginn an, doch erneut nutzte er sie nicht. Der Rechtsaußen blieb in allem, was er tat, zu ungenau. Der Ex-Schalker lief viel, arbeitete defensiv mit und zeigte sich körperlich grundsätzlich auch ziemlich fit. Außer ein paar ordentlichen Flanken präsentierte sich der Nationalspieler aber als absolut ungefährlich.
Seine beiden Abschlüsse waren kaum nennenswert, seine Passquote mit 56 Prozent zudem katastrophal. Dem Außenbahnspieler fehlen weiterhin gelungene Dribblings und Überraschungsmomente.
Genau diese lieferte gegen die Kölner einmal mehr Jamal Musiala, der unter dem Applaus der Zuschauer zur Halbzeit für Sané eingewechselt wurde. Der Youngster brauchte nur fünf Minuten, um nach einem herrlichen Solo für Lewandowski vorzulegen.
Auch im Anschluss überzeugte der 18-Jährige mit seiner Technik und Raffinesse und sicherte sich immer wieder Szenenapplaus. Musiala gewann sechs seiner acht Dribblings, Sané probierte sich hingegen nur einmal im Eins-gegen-Eins.
Auffällig war auch, wie Musiala seinen Körper immer wieder geschickt einsetzte und den Ball in fast schon aussichtslosen Szenen in den eigenen Reihen hielt. In Sachen Robustheit und Zweikampfführung hat der Youngster offenbar einen großen Sprung nach vorne gemacht. Eigentlich gibt es kaum noch Argumente dafür, Sané noch länger Musiala vorzuziehen.
5. Serge Gnabry meldet sich mit Doppelpack zurück
In der ersten Halbzeit agierte Serge Gnabry eigentlich keinen Deut besser als Leroy Sané. Allerdings hatte er das Glück, auf dem Feld bleiben zu dürfen und nutzte die Chance eindrucksvoll.
Beim zwischenzeitlichen 2:0 erweckte er seinen verloren geglaubten Tor-Instinkt wieder, was den Offensiv-Star sichtbar aufblühen ließ. Das 3:2 war dann ein typische Gnabry-Tor mit Selbstvertrauen, Wucht und Präzision. Im Kampf um einen Stammplatz hat der Nationalspieler definitiv Pluspunkte gesammelt.
6. Robert Lewandowski kann es auch mit 33
Einen Tag nach seinem 33-jährigen Geburtstag zeigte Robert Lewandowski erneut, dass sich bei ihm körperlich weit und breit kein Abwärtstrend andeutet. Der Pole kam topfit aus der Sommerpause und arbeitete hervorragend mit.
Der Weltfußballer bestritt 17 Zweikämpfe und gewann auch noch 11 davon. Immer wieder behauptete er die Kugel mit seiner Physis und Technik und leitete Bayern-Angriffe ein. Zudem sorgte er beim 1:0 einmal mehr für den wichtigen Führungstreffer.