0:3 gegen Neapel: FC Bayern kann trotz Rückkehr von Lewandowski und Co. nicht glänzen
Von Dominik Hager
Julian Nagelsmann wartet noch immer auf seinen ersten Sieg als Bayern-Coach. Beim Testspiel gegen Neapel unterlag der FC Bayern deutlich mit 0:3, zeigte aber immerhin im ersten Durchgang gute Ansätze. Nach acht Wechseln zur Pause verloren die Münchner jedoch mehr und mehr den Faden. Die Erkenntnisse zur nächsten Testspiel-Pleite:
1. Bayern nach Achtfach-Wechsel chancenlos
Der FC Bayern lieferte mit der ersten Elf um die EM-Fahrer Robert Lewandowski und Leon Goretzka eine ansprechende Leistung. Allerdings gelang es dem Team nur selten, wirklich gefährlich zu werden.
Nach der Halbzeit war jedoch ein Bruch im Spiel zu erkennen, was nicht überraschend kam, da Nagelsmann zur Halbzeit achtmal wechselte und mehrheitlich Spieler aufs Feld schickte, die nicht zum erweiterten Stammpersonal gehören.
All das spricht aber dafür, dass es dem 34-jährigen Coach dann doch nicht so wichtig war, dieses Spiel zu gewinnen. Beim Gegner Neapel gab es solche Wechsel-Orgien nicht.
2. Noch wenig Nagelsmann-Fußball zu erkennen
Taktisch gesehen waren verständlicherweise noch keine größeren Unterschiede zu den Flick-Bayern zu sehen. Julian Nagelsmann kündigte schließlich an, nicht sofort alles über den Haufen werfen zu wollen.
Die Münchner verteidigten gewohnt hoch und störten Neapel tief in deren Hälfte. Die ganz große Aggressivität und Effizienz ließen die Roten dabei aber noch vermissen, was zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung aber auch nicht verwunderte.
Bei Ballbesitz versuchten es die Bayern ebenfalls, wie gewohnt, mit zügigen Aktionen in Richtung Tor zu kommen. Die Genauigkeit fehlte hier und da jedoch.
3. Die Personalsituation auf dem Flügel bleibt knapp
Eigentlich hat es fast schon Tradition, dass sich Kingsley Coman kurz vor Saisonstart eine Verletzung zuzieht. Der Franzose musste bereits in der neunten Minute raus. Für ihn kam der eigentliche Mittelstürmer Eric-Maxim Choupo-Moting.
Ein Wechsel, der wieder einmal verdeutlicht, dass die Personalsituation auf dem Flügel knapp bemessen ist. Vom Franzosen weiß man, dass er häufiger verletzt ist und auch Sané und Gnabry schlagen sich immer wieder mal mit Blessuren herum. Ein Spiel mit dem Risiko. Der Kameruner besitzt in dieser Rolle nicht die nötige Qualität, um bei einem großen Spiel entscheidende Aktionen liefern zu können.
4. Gnabry bemüht, Sané unauffällig
Spätestens nach der enttäuschenden EM sind die beiden Flügelstürmer Serge Gnabry and Leroy Sané die kleinen Sorgenkinder bei den Bayern. Dementsprechend gespannt durfte man sein, wie die beiden DFB-Kicker aus der Sommerpause kommen.
Dabei fiel zunächst auf, dass sich beide in ihrer neuen Rasta-Frisur zum Verwechseln ähnlich sahen. Beim genaueren Hinsehen fiel jedoch vor allem auf, dass Gnabry der deutlich aktivere Spieler der beiden war und mit einem Pfostenschuss die beste Münchner Chance in Durchgang eins hatte.
Der 25-Jährige zeigte sich mehrheitlich auf der linken Seite und im Zentrum, während Sané auf seiner rechten Seite recht eindimensional unterwegs war und wenig Bindung zum Spiel hatte. Vielleicht ließ Nagelsmann Sané deswegen als einzigen Feldspieler durchspielen. Gebracht hat es jedoch wenig.
5. Lewandowski und Musiala tauchen nach starkem Beginn ab
In den ersten 20 Minuten ging vor allem von Robert Lewandowski und Jamal Musiala Gefahr aus. Während der Youngster wie gewohnt mit seiner Technik und Ballbehandlung glänzte, verblüffte der Weltfußballer mit einem erstaunlich großem Bewegungsradius. Immer wieder wich der Pole auf die Flügel aus und wirkte spritzig und motiviert.
Allerdings rückten beide mit fortlaufender Spieldauer immer weniger in den Fokus. Immerhin wirkten aber beide körperlich schon ziemlich fit. Für das erste Match nach dem Urlaub definitiv ein solider Beginn.
6. Nianzou und Upamecano halten den Laden dicht
Die beiden französischen Innenverteidiger harmonieren bereits gut miteinander. Beide glänzen mit einem sicheren Stellungsspiel und ließen wenig anbrennen.
Der 19-jährige Nianzou wackelte nur einmal, als er sich von Osimhem übertölpeln ließ und im anschließenden Laufduell nicht mehr hinterherkam. Im Spielaufbau zeigten sich beide souverän, wurden von den Italienern aber auch kaum einmal in Bedrängnis gebracht.
Nach dem Wiederanpfiff merkte man das Fehlen der beiden deutlich, zumal alle Treffer in Halbzeit zwei fielen.
7. Verkaufskandidaten überzeugen nicht
Mit einem unnötigen Dribbling 25 Meter zentral vor dem eigenen Tor sorgte Michaël Cuisance für den 0:1-Rückstand. Kein Bewerbungsschreiben für eine Zukunft beim FC Bayern. Abgesehen von dieser Aktion konnte der Franzose ebenfalls keine Akzente setzen.
Gleiches gilt auch für Bouna Sarr, der zwar ansprechend begann, aber im Laufe der zweiten Halbzeit immer mehr abbaute.
Sonderlich gut lief es auch für Chris Richards nicht, der Cuisance vor dem 0:1 in Bedrängnis brachte und nach starkem Beginn zunehmend wackelte.
Es wurde letztlich doch wieder deutlich, dass die Münchner in der Breite einfach nicht gut genug besetzt sind. Von einem ausgeglichenen Kader auf Spitzenniveau kann hier nicht mehr die Rede sein.