FC Bayern & Frenkie de Jong: Je 4 Gründe die für und gegen einen Transfer sprechen
Von Dominik Hager
Frenkie de Jong gehört zweifelsfrei zu den begnadetsten zentralen Mittelfeldspielern der Fußballwelt. Der Holländer ist derzeit für den finanziell klammen FC Barcelona unterwegs. Die Katalanen müssen dringend Geld erwirtschaften, weshalb auch ein Abgang des 24-Jährigen im Raum steht. Zuletzt erwähnte der Vater des Spielers, dass die Top-5-Klubs aus Europa allesamt Interesse bekundet hätten. Spekulationen um de Jong und dem FC Bayern gibt es ohnehin seit längerer Zeit. Doch was würde eigentlich für bzw. gegen einen Transfer zum Rekordmeister sprechen.
1. PRO: De Jong verfügt über unfassbares Potenzial
Betrachtet man alleine die individuelle fußballerische Qualität von de Jong, so kann diese nur als grandios angesehen werden. Schon zu Ajax-Zeiten brillierte der Mittelfeldspieler mit Spielfreude, Dynamik, Passgenauigkeit und der Fähigkeit, Regie über eine Partie übernehmen zu können.
Der Holländer ist ein großartiger und vielseitiger Mittelfeldspieler, der mit seinen 24 Jahren Potenzial für noch mehr mitbringt. Kurzum: Mit seinen Fähigkeiten ist de Jong einer der wenigen Mittelfeldspieler, der jedes Team auf der Welt besser machen kann. Dazu bringt er schlichtweg alle entscheidenden Anlangen mit.
2. PRO: Das Münchner Mittelfeld würde an Spielstärke gewinnen
Joshua Kimmich und Leon Goretzka bilden schon seit einiger Zeit ein wirklich gut funktionierendes Mittelfeld-Zentrum. Allerdings ist das Duo durchaus verwundbar. Dies liegt an den mangelnden strategischen Fähigkeiten von Goretzka. Der Ex-Schalker kann ein Spiel nicht auf ganz hohem Niveau lenken, schlägt selten präzise lange Bälle und ist auch kein idealer Kombinationsspieler. Demnach bleibt im Spielaufbau einiges an Kimmich hängen. Stellen die Gegner diesen geschickt zu, kann all das durchaus zu Problemen führen.
Mit der Kombination Kimmich & de Jong könnte das hingegen nicht passieren, weil beide ein Spiel auf Top-Niveau lenken können. Gemeinsam könnten sie auch einige sehenswerte Kurzpass-Stafetten aufziehen und somit Tiki-Taka-Elemente integrieren. All das ist mit Goretzka in geringerem Maße möglich. Spielerisch würde de Jong das Münchner Mittelfeld definitiv verstärken. Dies wäre natürlich insbesondere bei einem Kimmich-Ausfall eine wichtige Sache. Tolisso wird als Vertreter schließlich auch nicht mehr lange bereitstehen.
3. PRO: De Jong könnte den Konkurrenzkampf ankurbeln
Trotz der genannten kleinen Schwachstellen des Duos Kimmich & Goretzka ist eigentlich jeder mit der Konstellation sehr zufrieden. Zu viel Zufriedenheit kann aber auch nach hinten losgehen. Prinzipiell müssen sich nun mal beide Akteure überhaupt keine Sorgen um ihren Stammplatz machen. Das war in den letzten Jahren so und wird auch so bleiben, wenn kein neuer Spieler dazu kommt.
Natürlich besteht über kurz oder lang aber auch die Gefahr der Stagnation. Kimmich und Goretzka spüren keinen Druck von anderen Spielern, die ihnen den Platz streitig machen können. Zwar braucht man sich gerade bei diesen beiden ehrgeizigen Akteuren eher weniger Gedanken darüber machen, dass sie sich womöglich irgendwann nicht mehr voll reinhängen, allerdings hat ein wenig Konkurrenzkampf nie geschadet. Es sind immer noch ein paar Prozent mehr drin, wenn sich die Kicker gegenseitig pushen und voneinander lernen.
4. Pro: Mehr Variabilität mit de Jong
Eine Verpflichtung von de Jong würde die Möglichkeit eröffnen, ein klassisches 4-3-3 spielen lassen zu können. Julian Nagelsmann ist ein Freund von Variabilität und wäre mit dieser zusätzlichen Option sicherlich glücklich.
In naher Zukunft wird dieses System jedoch lediglich eine Alternative darstellen, weil der FC Bayern mit Müller auf der Zehn einfach effektiver ist als mit einem zusätzlichen spielstarken Mann im Mittelfeld. Die Beispiele James Rodriguez und Countinho haben das bewiesen.
Man darf aber nicht vergessen, dass Müller acht Jahre älter ist als de Jong. In ein paar Jahren könnte ein Mittelfeld-Trio mit Kimmich, Goretzka und de Jong sehr viel Sinn ergeben.
5. Kontra: Bayern müssten tief in die Tasche greifen
Gute Spieler haben ihren Preis. Selbst wenn der FC Barcelona finanziell angeschlagen ist, dürfte ein Transfer für die Münchner schwer zu stemmen sein. Klar könnte man jetzt auch argumentieren, dass alleine die finanzielle Schieflage der Katalanen dafür verantwortlich ist, dass de Jong überhaupt erwerbbar ist. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ein Transfer des Holländers dazu führen würde, dass man an anderen Stellen sparen müsste.
Letztlich stellt sich immer die Frage, wie sich die Prioritäten am geschicktesten setzen lassen. Ein neuer Rechtsverteidiger oder ein Lewandowsi-Backup/-Nachfolger wäre schließlich auch nicht verkehrt. Zudem stehen noch mögliche Verlängerungen mit Süle, Coman und Gnabry an. Irgendwann ist auch der FC Bayern an dem Punkt angelangt, an dem sich nicht mehr jeder Wunsch realisieren lässt. Mit Goretzka, Kimmich und prinzipiell auch Sabitzer verfügt man bereits über gute Mittelfeldspieler. Muss es dann wirklich auch noch ein teurer de Jong sein?
6. Kontra: De Jong ist Kimmich zu ähnlich
Bei der Bewertung von Leon Goretzka vergisst man oft, wie wichtig er für die Arbeit gegen den Ball ist. Der 26-Jährige ist mit seiner Athletik und seiner Körpermasse sowohl am Boden als auch in der Luft ein sehr guter Zweikämpfer. Der deutsche Nationalspieler kann Lücken schließen und bringt einfach eine physische Masse mit, die mit Kimmich alleine fehlen würde.
De Jong hingegen ist zwar defensiv grundsolide, hat seine Stärken aber eher im Spiel mit dem Ball. Der Holländer ähnelt sich in seinen Anlagen ein wenig zu sehr Joshua Kimmich und bringt einfach nicht die gleiche Zweikampfwucht wie Goretzka mit.
Aufgrund der Tatsache, dass der Münchner Spielstil ohnehin schon die Defensive ein wenig vernachlässigt, könnte ein Wechsel von Goretzka zu de Jong endgültig das Gleichgewicht aushebeln. Vor allem bei hohen Bällen wäre man im Mittelfeld nochmal ein gutes Stück anfälliger. Dies könnte zu Problemen führen, weil die Gegner aufgrund des Bayern-Pressings häufig zu hohen Bällen greifen müssen.
7. Kontra: De Jong ist offensiv zu inkonsequent
Ein großer Vorteil der Kombination Kimmich und Goretzka ist die klare Aufgabenverteilung. Während Kimmich das Geschehen eher von hinten aus lenkt, soll Goretzka gezielt in die Spitze stoßen und für Torgefahr sorgen. Die Arbeitsteilung der beiden funktioniert in den meisten Fällen gut.
Frenkie de Jong müsste sich dieser Aufgabe beim FC Barcelona eigentlich auch annehmen. Der Holländer rückt aber häufig nicht konsequent genug nach. Während ein Goretzka mit Wucht in die Box stößt, trabt de Jong eher kurz vor der Sechzehnerkante herum und hofft, dass der Ball irgendwie zu ihm kommt. Der Strafraum bleibt in diesem Falle jedoch häufig unterbesetzt, wenngleich die meisten Tore eben aus unmittelbarer Tornähe erzielt werden. Deutlich wird, dass de Jong kein Box-to-Box-Spieler ist an seiner Statistik im Barça-Trikot: In 112 Einsätzen erzielte er erst zehn Tore.
8. Kontra: Ist Frenkie de Jong ein Ein Schönwetter-Kicker?
Zuletzt verwunderte der Vater des Spielers mit der Aussage, dass ein Wechsel zu den Bayern eher unwahrscheinlich ist. "Das Wetter ist dort oft mies. Natürlich geht es um Fußball, aber das spielt auch eine Rolle", benannte er als Grund.
Natürlich ist München nicht Barcelona, jedoch befindet sich die bayerische Landeshauptstadt weder am frostigen Nordpol, noch in Katar, wo man aufgrund der Hitze offenbar nur im Winter kicken kann.
Sollte ein Südamerikaner oder Afrikaner eine solche Aussage treffen, wäre dies eher noch verständlich als bei de Jong, der in Holland die meiste Zeit seines Lebens ähnliche klimatische Verhältnisse vorgefunden hat.
Natürlich spricht eine solche Einstellung dafür, dass der Spieler ein paar Tendenzen zum Schönwetterspieler hat und in den Wintermonaten eher mürrisch gelaunt daherkommt.
Letztlich geht es eben auch darum, dass ein Spieler, der zum FC Bayern wechselt auch wirklich mit vollem Herzen dabei sein sollte. Man darf die Aussage von de Jongs Vater jetzt nicht überdramatisieren, jedoch sollte das Wetter eigentlich kein Grund sein, dass jemand einen Bayern-Wechsel ablehnt.