FC Bayern: Ein Rückblick auf die Champions-League-Finals in diesem Jahrtausend
Von Florian Bajus

Der FC Bayern steht zum fünften Mal seit der Jahrtausendwende im Finale der Champions League. Gegen Paris St. Germain kämpft der deutsche Rekordmeister wie schon in den Jahren 2010 und 2013 um das Triple, historisch betrachtet droht der Mannschaft am Sonntag (21 Uhr) allerdings eine Niederlage. 90min wirft einen Blick auf alle Champions-League-Endspiele der Bayern in den vergangenen 20 Jahren.
1. 2001: Sieg über Valencia (5:4 n.E.)
Zwei Jahre nach der bitteren Niederlage gegen Manchester United sicherte sich der FC Bayern am 23. Mai 2001 in Mailand den Henkelpott. Im Endspiel wartete der FC Valencia, der im Jahr zuvor mit 0:3 gegen Real Madrid verlor.
In der dritten Minute brachte Gaizka Mendieta den damaligen Tabellenfünften der Primera Division nach einem Handspiel von Patrik Andersson per Elfmeter in Führung. In Minute sieben vergab Mehmet Scholl einen Strafstoß für die Bayern, Schiedsrichter Dick Jol zeigte in der 50. Minute aber wieder auf den Punkt - diesmal nach einem fragwürdigen Handspiel von Valencia-Linksverteidiger Amedeo Carboni. Kapitän Stefan Effenberg trat diesmal an, verwandelte den Strafstoß sicher und stellte alles wieder auf Null.
Weil weder nach 90 noch nach 120 Minuten ein Sieger gefunden worden war, musste eine Entscheidung im Elfmeterschießen her. Nachdem Paulo Sergio den ersten Strafstoß für die Bayern verschossen hatte und Mendieta und John Carew für Valencia trafen, parierte Kahn gegen Zlatko Zahovic und Carboni. Weil auch Andersson verschossen hatte, ging das Elfmeterschießen in die Verlängerung. Als siebter und letzter Schütze scheiterte Mauricio Pellegrino an Kahn, anschließend brachen die Bayern wie schon nach dem späten Gewinn der Meisterschaft in Jubel aus.
2. 2010: Niederlage gegen Inter Mailand (0:2)
Im Champions-League-Finale 2010 standen sich Meister und Schüler gegenüber. Louis van Gaal führte die Bayern ins Endspiel, in Madrid wartete das von José Mourinho trainierte Inter Mailand.
Mourinho, der einst als Co-Trainer unter van Gaal beim FC Barcelona gearbeitet hatte, gewann genau wie sein früherer Förderer das nationale Double. Beide Vereine hatten also die Chance auf das historische Triple - am Ende sollte sich Inter mit 2:0 durchsetzen.
Ohne den gesperrten Franck Ribéry bissen sich die Bayern an der Defensive der Nerazzurri die Zähne aus, und hinten sollte Diego Milito mächtig Unruhe stiften. Der Argentinier erzielte nach 35 Minuten die Führung für Inter und traf in Minute 70 zum zweiten Mal. Rückblickend kam dieses Finale für die Bayern, die sich erst am Anfang einer besonderen Ära befinden sollten, zu früh.
3. 2012: Niederlage gegen Chelsea (4:5 n.E.)
Als erster Verein überhaupt erreichte der FC Bayern das Champions-League-Finale im eigenen Stadion. Am 19. Mai 2012 sollte gegen den FC Chelsea Geschichte geschrieben werden, stattdessen aber erlitt der Vizemeister und Vizepokalsieger desselben Jahres eine der dunkelsten Stunden in der Vereinsgeschichte.
Chelsea, das sich überraschend im Halbfinale gegen den FC Barcelona durchsetzen konnte und sich nach der Final-Niederlage gegen Manchester United 2008 nach dem Henkelpott sehnte, verteidigte das eigene Tor über 120 Minuten mit aller Macht. Die Bayern hatten Chance um Chance, Eckball um Eckball, kamen aber lediglich durch Thomas Müller in der 83. Minute zum Torerfolg. Nur vier Minuten später traf Didier Drogba per Ecke zum Ausgleich - es war der einzige Eckstoß für die Londoner im gesamten Spiel.
In der 94. Minute bekamen die Münchner einen Elfmeter zugesprochen, Arjen Robben scheiterte jedoch an Petr Cech. Wie schon 2001 musste die Entscheidung vom Punkt her, doch einige der nervösen Bayern-Spieler weigerten sich, im Elfmeterschießen anzutreten.
Nachdem Manuel Neuer gegen Juan Mata pariert und selbst als dritter Schütze getroffen hatte, steuerten die Münchner auf den Titel zu - ehe Ivica Olic und Bastian Schweinsteiger nacheinander vergaben. Als fünfter Schütze des FC Chelsea verwandelte Drogba den finalen Strafstoß, führte seine Mannschaft zum Titel und wechselte daraufhin zum chinesischen Erstligisten Shanghai Shenhua.
4. 2013: Sieg über Borussia Dortmund (2:1)
Getrieben von der bitteren Niederlage 2012 wollten die Bayern in der Saison 2012/13 mehr. Erstmals drückte sich dieser unbändige Hunger auch auf nationaler Ebene deutlich aus: In der Bundesliga wurde die Elf von Jupp Heynckes mit 25 Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund und einem Torverhältnis von 98:18 Meister, im DFB-Pokal gelang nach starker erster Halbzeit ein 3:2-Sieg über den VfB Stuttgart.
Eine Woche zuvor trafen die Bayern und der BVB im Champions-League-Finale aufeinander. Verloren die Münchner ein Jahr zuvor das Endspiel im eigenen Stadion gegen Chelsea, so sollten sie sich diesmal im Londoner Wembley-Stadion durchsetzen.
Die Anfangsphase ging klar an den BVB, erst nach 30 Minuten fanden die Bayern ins Spiel. In der 60. Minute brachte Mario Mandzukic den Favoriten aus der bayrischen Landeshauptstadt in Führung, doch nur sieben Minuten später verursachte Dante einen Elfmeter, den Ilkay Gündogan sicher verwandelte. Alles deutete auf eine Verlängerung hin, ehe Arjen Robben nach einem Freistoß aus der eigenen Hälfte von Franck Ribéry in Szene gesetzt wurde und den Ball im Eins-gegen-eins mit BVB-Keeper Roman Weidenfeller über die Linie beförderte.
Nach 90 intensiven Minuten, in denen sich Ribéry und Dante nicht über einen Platzverweis hätten beschweren dürfen, feierten die Bayern den fünften Europapokal-Triumph der Vereinsgeschichte und eine Woche später zum ersten Mal das Triple. Am Sonntag könnte dieser Meilenstein erneut erreicht werden.