Nach Flick-Beben: Diese Fragen muss sich Salihamidzic nun stellen

Salihamidzic hat nach dem Flick-Beben einiges aufzubereiten
Salihamidzic hat nach dem Flick-Beben einiges aufzubereiten / CHRISTOF STACHE/Getty Images
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Hasan Salihamidzic scheint aus dem Konflikt mit Hansi Flick erstmal als Gewinner hinausgegangen zu sein. Ob dies auch wirklich der Fall ist, werden aber erst die nächsten Wochen und Monate zeigen. Konfliktpotenzial gibt es bei den Bayern schließlich immer noch haufenweise. Nach dem großen Beben am Samstag könnten noch einige Nachbeben folgen, sodass es auch für den Sportvorstand ungemütlich werden dürfte. Auf den 44-Jährigen wartet ohnehin eine schwierige Zeit, in der er interne Probleme aus der Welt räumen und seine Aufgaben als Sportvorstand ausüben muss. Wir haben in sechs Punkten zusammengefasst, welchen Fragen im Raum stehen.

1. Flick und Klose haben die Schnauze voll: Welche Rolle spielt Salihamidzic?

Hansi Flick, Miroslav Klose
Hat Salihamidzic Flick und Klose vergrault? / Clive Rose/Getty Images

Zuerst einmal muss sich Salihamidzic fragen, wie es nach einem derart erfolgreichen Jahr haufenweise Ärger geben kann. Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass sich ein Trainer, der sich bestens mit der Mannschaft versteht und erfolgreich ist, vom Verein abwendet.

Flick scheint zudem nicht der einzige Mitarbeiter an der Säbener Straße sein, der mit dem Sportvorstand nicht klar kommt. Wie die Bild berichtet, möchte auch Klose den Verein verlassen. Der frühere Nationalstürmer kritisierte insbesondere die Kommunikation im Verein. Schade eigentlich, zumal die Kombination FC Bayern und Miroslav Klose eigentlich zu passen schien.

Salihamidzic scheint in der Zusammenarbeit mit seinen Kollegen zahlreiche Fehler gemacht zu haben. Anders sind die jüngsten Entwicklungen nicht mehr zu erklären. Der Bosnier sollte sich also dringend selbst hinterfragen, welche Rolle er im Konflikt spielt. Selbstkritik kann schließlich nie schaden.

2. Nach Flick-Aus: Wer soll neuer Bayern-Coach werden?

Julian Nagelsmann
RB-Coach Julian Nagelsmann wird als Nachfolger gehandelt. / Lars Baron/Getty Images

Nach dem Aus von Hansi Flick gilt es nun einen passenden Nachfolger zu finden. Hier wird auch Hasan Salihamidzic gefragt sein. Man kann nur hoffen, dass er in den Verhandlungen seriös auftritt und den Weltklub FC Bayern auch dementsprechend vertritt. Einfach wird es jedenfalls nicht, einen Coach zu finden, der mit dem Team genau so gut zusammenarbeitet wie Hansi Flick (und ähnlich erfolgreich ist).

Die Kandidatensuche dürfte in den letzten Tagen bereits begonnen haben, wenngleich man noch wenig Konkretes gehört hat. Als möglicher Nachfolger wäre Julian Nagelsmann sicherlich eine attraktive Lösung, was aber auch zähe Verhandlungen mit Leipzig mit sich bringen würde. Einen geeigneten Coach zu finden, wird eine gleichermaßen schwere und zukunftsweisende Aufgabe für Brazzo.

3. Welche Macht bekommt der Flick-Nachfolger?

Marc Roca
Das Beispiel Marc Roca zeigt, was dabei herauskommt, wenn der Trainer mit einem Spieler nichts anfangen kann. / Alexander Hassenstein/Getty Images

Sollte ein neuer Trainer installiert sein, gilt es Konflikte wie mit Flick zu verhindern. Es sollte also vorab geklärt sein, in welchen Bereichen der Coach ein Mitspracherecht hat und wie dieses genau aussieht. Ein entscheidender Punkt wird hierbei die Kaderplanung sein. Es dürfte ohnehin schwierig werden, einen Übungsleiter zu verpflichten und diesen nicht in die Planungen einzubinden. Jeder große Trainer hat seine eigenen Vorstellungen, wie sein Team zusammengestellt sein soll. Dies ist für den den Erfolg der Mannschaft auch wichtig. Salihamidzic muss also eine Lösung finden, inwiefern der Flick-Nachfolger bei Transfers mitreden kann.

4. Bayern-Kader hat zahlreiche Schwachstellen: Welche Stars könnten die Bayern verstärken?

Florian Neuhaus
Florian Neuhaus könnte die Lücke im Mittelfeld stopfen. / Joosep Martinson/Getty Images

Nach der unglücklichen Transferphase vor der Saison liegt im Münchner Kader einiges im Argen. Wichtig wäre es vor allem, wenn endlich ein Ersatz für Thiago an Land gezogen werden könnte. Die Lücke nach den Stammspielern Joshua Kimmich und Leon Goretzka ist schlichtweg zu groß. Es fehlt ein starker dritter Mann, zumal Tolisso nicht so richtig auf die Beine kommt und Roca bislang keine Rolle spielte.

Neben einem Mittelfeldmann gilt es auch, die Back-up-Rollen im Tor, Angriff und in der Rechtsverteidigung neu zu vergeben. Ein weiterer talentierter Flügelspieler wäre nach dem Abgang von Costa ebenfalls interessant. Salihamidzic muss zeitnah attraktive Lösungen finden. Sollten erneut mehrere Spieler erst am oder kurz vor dem Deadline-Day kommen, wäre dies den Fans nur schwer zu vermitteln.

5. Bayern-Fans aufgebracht und in zwei Lager geteilt: Wie reagiert Salihamidzic?

Jerome Boateng
Die Art und Weise des Boateng-Abschieds hat das Fanlager verärgert. / Martin Rose/Getty Images

Das Verhältnis zwischen Salihamidzic und den Fans ist nicht das beste. Viele bemängeln dessen schlechte Außendarstellung und den fragwürdigen Umgang mit verdienten Spielern. Man denke nur an das Aus von Jerome Boateng. Zudem wird dem Bosnier auch vorgeworfen, bei den Verhandlungen mit Alaba und Thiago nicht die beste Rolle gespielt zu haben. Das Flick-Aus könnte nun das Fass zum Überlaufen bringen.

Das Fan-Lager hat sich in zwei Lager aufgeteilt, wenngleich sich die Mehrheit inzwischen gegen den Sportvorstand ausspricht. Der 44-Jährige sollte schleunigst versuchen, das Verhältnis zu kitten, da man die Macht der Fans im Fußball nie unterschätzen darf. Dass Ultra-Gruppierungen nicht vor heftiger Kritik zurückschrecken, hat unter anderem schon Karl-Heinz Rummenigge erfahren.

6. Konflikt bei den Bayern: Kann Salihamidzic die Führungsetage wieder vereinen?

Herbert Hainer, Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeness
Verschlimmert sich nach dem Flick-Beben das Verhältnis der Bosse? / Alexander Hassenstein/Getty Images

Streit kommt auch in den besten Familien vor. Doch was derzeit in der Bayern-Familie geschieht, scheint schon ein wenig ernster zu sein. Trotz der Rücktrittserklärung von Flick sind noch nicht alle Wunden geglättet. Es scheint ganz so, als würde man in München derzeit eher gegeneinander als miteinander arbeiten. Hierfür spricht auch, dass keiner so genau weiß, was der andere in der nächsten Sekunde herausposaunt.

Der Zoff zwischen Salihamidzic und Flick scheint auch die Führungsetage gespalten zu haben. Auf der einen Seite Karl-Heinz Rummenigge, der hinter dem Trainer stand, und auf der anderen Seite Herbert Hainer und Uli Hoeneß, die sich pro Salihamidzic positionierten. Für den Sportvorstand wird es nun unabdingbar sein, die Wogen zu glätten und wieder ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Gelingt ihm das nicht, könnte er am Ende selbst vor verschlossenen Türen stehen.