FC Bayern macht bei de Ligt ernst: Wird Pavard geopfert?

Benjamin Pavard könnte den FCB bei einem Kauf von de Ligt verlassen.
Benjamin Pavard könnte den FCB bei einem Kauf von de Ligt verlassen. / Matthias Hangst/GettyImages
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Der FC Bayern hat offenbar tatsächlich eine Chance darauf, Matthijs de Ligt aus Turin zu bekommen. Der Holländer wäre zwar finanziell nicht gerade sehr erschwinglich, jedoch der ersehnte Typ Abwehr-Leader, der das Team noch mal enorm verstärken könnte. Eine Verpflichtung des 22-jährigen Innenverteidigers könnte jedoch auch bedeuten, dass ein Abwehr-Platzhirsch seine Koffer packen müsste. Gemäß Informationen von Sky wäre ein Pavard-Abgang vorstellbar. Atlético Madrid, der FC Chelsea und Juventus Turin sollen Interesse am Franzose haben. Doch wäre ein Pavard-Abgang aus Bayern-Sicht klug?


Kaum jemand hätte damit gerechnet, dass Benjamin Pavard den Durchbruch beim FC Bayern so schnell gelingt. Der Ex-Stuttgarter hat sich jedoch in der Saison 2019/20 auf Anhieb den Platz hinten rechts gesichert und bis heute nicht hergegeben.

Ab diesem Sommer gestaltet sich die Situation wie wir wissen aber anders. Die Münchner haben in Noussair Mazraoui einen neuen Rechtsverteidiger an Land gezogen, der offensiv für mehr Akzente sorgen soll. Pavard hingegen soll zukünftig in der Innenverteidigung spielen, wo er sich eigenen Aussagen zufolge ohnehin wohler fühlt.

Sollte nun jedoch de Ligt kommen und Nagelsmann mit einer Viererkette spielen, würden vier Spieler, die allesamt Stammplatz-Anspruch haben, um zwei Plätze kämpfen. Zudem stände auch noch Tanguy Nianzou zur Verfügung. Es besteht durchaus die Gefahr, dass sich ein derartiges Aufgebot eher als toxisch statt hilfreich erweist.

De Ligt wäre für den FC Bayern der Königstransfer: Pavard-Abgang akzeptabler Preis dafür

Prinzipiell sei gesagt: Sollte der FC Bayern durch einen Pavard-Verkauf in der Größenordnung von 40 Millionen Euro einen de Ligt für 70-75 Millionen Euro bekommen können, sollte man das Geschäft machen. Die Bayern-Truppe ist überragend besetzt, jedoch fehlt hinten eben ein echter Leader-Typ. De Ligt war bereits im Alter von 18 Jahren schon mehr Führungsspieler, als es Hernández, Pavard und Upamecano heute sind.

Zudem bringt der Holländer enorme Qualitäten im Spielaufbau mit, die nach den Abgängen von Boateng und Alaba nicht mehr in dem Maße vorhanden waren. Dies war mitunter auch ein Grund dafür, dass das Bayern-Spiel im Vorjahr verglichen mit den Jahren zuvor unsauberer und unstrukturierter daher kam. Zudem hätte man mit de Ligt einen Abwehrspieler, der auch im Offensivkopfball für Gefahr sorgen kann. Eine Qualität, die bei den Münchnern auch eher rar gesät ist. Kurzum: de Ligt wäre ein Top-Transfer für den FC Bayern. Sollte Pavard der Preis dafür sein, so könnte man damit wohl leben.

Rechtsverteidigung ohne Pavard? Das kann ins Auge gehen

Man könnte natürlich aber auch in Erwägung ziehen, Pavard trotzdem zu halten und auf rechts gegen Mazraoui kämpfen zu lassen. Der Marokkaner hat bei Ajax Amsterdam zwar stark gespielt, aber noch keine Bundesliga-Erfanhrung vorzuweisen. Niemand kann garantieren, dass der Neuzugang beim FC Bayern auf Anhieb funktioniert.

Die Gefahr, dass Mazraoui gar nicht klar kommt ist sicherlich eher gering, sollte es aber doch so kommen, hätten die Bayern ohne Pavard ein größeres Problem. Bouna Sarr genügt den Ansprüchen nicht und auch bei Josip Stanisic darf man seine Zweifel haben. Selbst bei einem längeren Mazraoui-Ausfall hätte man schnell Sorgen.

Die Qualität von Benjamin Pavard daf auch nicht unterschätzt werden. Offensiv ist der Franzose freilich meist harmlos, jedoch gehört er dafür defensiv zu den stärksten Außenverteidigern. Benötigt es bei der großartigen Offensive und Linksverteidiger-Rakete Davies überhaupt noch einen offensiv eingestellten Rechtsverteidiger? Man darf das bezweifeln, zumal ja auch das zentrale Mittelfeld mit Kimmich und Goretzka recht offensiv daher kommt. Demnach ist auch nicht auszuschließen, dass Pavard letztlich doch der geeignetere Spielertyp für rechts hinten ist.

Aus diesen Gründen wäre es schon sinnvoll, Pavard zu halten. Nicht unbedingt als Innenverteidiger, aber als Rechtsverteidiger-Option.

Könnten Upamecano und Hernandez ebenfalls Verkaufskandidaten werden?

Es stellt sich auch die Frage, ob aufgrund von Pavards Flexibilität nicht ein Abgang von Upamecano oder Hernandez sinnvoller wäre. Gegen einen Hernandez-Abgang spricht, dass er ähnlich wie Pavard flexibel ist und als Backup für Davies dienen kann. In einem CL-Spiel ist es einem wesentlich wohler mit Hernandez als mit einem Stanisic oder Omar Richards. Ein weiterer Punkt für Hernandez ist die Tatsache, dass er als einziger Innenverteidiger ein Linksfuß ist. Hinzu kommt, dass der Spieler 80 Millionen Euro gekostet hat und dadurch wahrscheinlich ohnehin nicht zur Debatte steht. Sieht man sich seine Auftritte in der Königsklasse an, kommt man ebenfalls zum Entschluss, dass er eigentlich bleiben müsste und auch wird.

Bliebe noch Dayot Upamecano. Der Neuzugang aus dem Vorjahr konnte noch nicht überzeugen und stagniert in seiner Entwicklung. Im Gegensatz zu Pavard und Hernandez ist Upamecano auch ein reiner Innenverteidiger, der auf der Außenverteidiger-Position keine Erfahrung hat. Unwahrscheinlich ist es dennoch, dass die Münchner den Spieler nach nur einem Jahr ziehen lassen. Jeder weiß darüber Bescheid, dass Upamecano gewaltiges Potenzial hat und besser als Pavard oder Hernandez werden kann, sollte er dieses irgendwann konsequent und konstant abrufen können.

Womöglich sagt man aber auch in einem Jahr wieder: Upamecano hat eigentlich überragendes Potenzial, aber macht zu viel Fehler. Ein Upamecano-Abgang ist nicht wirklich realistisch, aber ansonsten eigentlich genauso eine Überlegung wert, wie jener von Pavard.

Bayern würde wohl nur Pavard ziehen lassen

Festzuhalten bleibt: Im Idealfall kommt de Ligt ohne, dass ein anderer Abwehrspieler den Verein verlässt. De Ligt, Upamecano und Hernandez würden um die Plätze in der Innenverteidigung kämpfen und Mazraoui und Pavard sich um den Platz hinten rechts duellieren.

Solle man für de Ligt aber einen Spieler verkaufen müssen, fällt die Entscheidung zwischen Pavard und Upamecano. Letztlich muss man wissen, ob ein verlässlicher Spieler und defensivstarker Rechtsverteidiger ohne Weltklasse-Potenzial wichtiger ist, oder ein wankelmütiger Innenverteidiger, der aber Weltklasse werden kann.

Die Bayern-Bosse könnten sich wohl einen Verbleib beider vorstellen, würden im Zweifelsfall eher Pavard verkaufen. Das könnte sich in Betracht auf die Rechtsverteidiger-Position durchaus rächen. Allerdings muss man sich auch die Frage stellen, ob Pavard überhaupt Lust darauf hätte, rechts hinten gegen Mazraoui anzukämpfen. Bekommt er bei Atlético, Juve oder Chelsea die Möglichkeit, in der Innenverteidigung zu spielen, würde er wohl von sich aus einen Wechsel forcieren.


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