Immer wieder Choupo-Moting statt Tel: Setzt Nagelsmann auf den falschen Stürmer?
Von Dominik Hager
Seit dem Abschied von Robert Lewandowski sind Eric Maxim Chpoupo-Moting und Mathys Tel die beiden einzigen Neuner im Bayern-Kader. Als wirkliche Sturmspitze scheint Trainer Julian Nagelsmann jedoch nur den Kameruner anzusehen. Schließlich erklärte er bereits in einem Interview, dass dieser der einzige Mittelstürmer im Kader sei. Tel hingegen scheint eher als Offensiv-Allrounder eingeplant zu sein, insofern er denn überhaupt mal eingebunden wird. Im Angreifer-Ranking scheint der Routinier derzeit klar vor dem Youngster zu stehen.
In Dortmund zeichnete sich einmal mehr dasselbe Bild ab. Eric Maxim Choupo-Moting präparierte sich für seine Einwechslung, wohingegen Mathys Tel wieder mal 90 Minuten auf der Bank sitzen musste. Spiel für Spiel kommt der Kameruner zu Einsatzzeiten, wohingegen Tel zuletzt nur gegen Viktoria Pilsen ran durfte. Selbst da wurde er aber wohlgemerkt nach seinem doppelt so alten Rivalen in die Partie gebracht.
Matthäus kritisiert Nagelsmann: "Dann muss er ihn auch spielen lassen"
Lothar Matthäus sieht die häufige Nichtberücksichtigung von Tel als kritisch an. "Vor der Saison sagte Nagelsmann, dass er von Tel zehn Bundesliga-Tore erwartet in dieser Saison - ja, dann muss er ihn auch spielen lassen", monierte der Sky-Experte. Tatsächlich durfte der Franzose in der Liga nach zwei Joker-Einsätzen am ersten und zweiten Spieltag nur noch am sechsten Spieltag gegen den VfB von Beginn an ran. Dort schoss er die Münchner in Führung. Der Lohn: Eine frühe Auswechslung in der 61. Minute. Seitdem sah der Youngster in der Bundesliga keine Minute mehr.
Ginge es nach Matthäus, wäre er gerade für das Spiel gegen Dortmund der geeignetere Kandidat im Vergleich zu Choupo-Moting gewesen. "Er ist ja auch ein schneller Spieler, der aufgrund seiner Schnelligkeit im Vergleich zu Choupo-Moting, der mehr Erfahrung mitbringt, vielleicht sogar die interessantere Lösung gewesen wäre, weil Dortmund ja kommen musste", merkte er an.
Nagelsmann entschied sich jedoch wie so häufig pro Erfahrung und setzte auf Choupo-Moting. Ein Wechsel, den man isoliert betrachtet schon verstehen kann, weil der Kameruner Bälle halten kann und mit seiner Größe auch mal hinten bei einem Standard als Unterstützung dient. Es ist zudem legitim, beim Top-Spiel gegen Dortmund Erfahrung zu bevorzugen. Sicherlich stimmt es aber auch, dass Tel für Kontersituationen der wesentlich geeignetere Stürmer gewesen wäre.
Nagelsmann setzt kein Vertrauen in die Jugend
Generell deutet sich jedoch an, dass Nagelsmann in wichtigeren Spielen seinen Youngsters weniger als gar kein Vertrauen entgegenbringt. Der Coach lässt Talente wie Gravenberch oder Tel nur spielen, wenn der Gegner mehrere Klassen schlechter oder die Partie längst entschieden ist. Ansonsten sitzen beide durchgängig auf der Ersatzbank.
Eines der Hauptargumente, die Fürsprecher von Nagelsmann anbringen ist, dass man den Trainer Zeit geben soll. Eine Forderung, die viel nachvollziehbarer wäre, wenn der Coach zumindest auch zukunftsorientiert handeln würde. Derzeit findet man aber das Bild vor, dass die Ergebnisse nicht wirklich stimmen und zudem die Talente nicht gefördert werden. Es sind die Routiniers im besten Fußballeralter, die die Kastanien vom Baum holen sollen.
Die Frage muss erlaubt sein, ob es Sinn macht, Talente wie Tel oder Gravenberch für viel Geld zu holen, um sie dann auf der Bank versauern zu lassen. Sicherlich kann man anmerken, dass Tel für die Münchner noch ein wenig zu unerfahren ist, jedoch ist eine Entwicklung nur durch Spielzeit möglich. Nagelsmann scheint es wichtiger zu sein, die erfahrenen Kräfte bei Laune zu halten, als die Jugend zu fördern.
Betrachtet man die Leistungen in dieser Saison von Tel und Choupo-Moting, so hat im Grunde eher der junge Neuzugang überzeugt. Dem Münchner Trainer schien es aber wichtiger zu sein, den Kameruner nach seiner Verletzung wieder in Form zu bringen. Immerhin verzeichnete dieser zuletzt eine aufsteigende Tendenz, aber man zahlt eben auch den Preis dafür, indem man die Einsatzzeiten für Tel minimiert. Dass dieser auf diese Art und Weise nicht die geforderten "zehn Saisontore" erzielen kann, ist sonnenklar. Es ist aber eben auch wieder typisch Julian Nagelsmann, sich mit einer solch unsinnigen Aussage in die Bredouille zu bringen.