FC Bayern auf dem Weg zur Meisterschaft: Die wichtigsten Fragen zum Re-Start
Von Florian Bajus

Auf dem Weg zur achten Meisterschaft in Folge müssen sich die Spieler des FC Bayern mehr denn je auf sich selbst verlassen. Das Saisonfinale wird erstmals ohne Fans ausgetragen, umso wichtiger wird die mentale Komponente auf dem Platz. Doch auch aus personeller und taktischer Hinsicht sind einige Fragen offen. Wie gehen die Bayern in die restlichen neun Spiele?
1. Das Personal: Wer ist fit?
Während der Corona-Krise hat sich personell einiges getan. So sind Robert Lewandowski und Ivan Perisic wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, dafür fallen Corentin Tolisso und Philippe Coutinho aus. Den beiden Reservisten droht eine längerfristige Pause.
Laut BILD wird Tolisso womöglich bis zu drei Monate auszufallen, Coutinho könnte derweil schneller zurückkehren als gedacht, wie Cheftrainer Hansi Flick auf Nachfrage des kicker bestätigte: "Vielleicht ist er in den letzten Saisonspielen noch dabei."
2. Offener Platz in der Startelf: Coman oder Goretzka?
Fast unverändert dürften die Bayern in den Endspurt der Saison gehen, ausgeschlossen ist der ein oder andere personelle Wechsel allerdings nicht. So könnte Kingsley Coman nach Informationen der Sport Bild vorerst auf der Bank Platz nehmen, für den Flügelspieler würde wiederum Leon Goretzka in die Anfangself rotieren.
Der deutsche Nationalspieler würde im 4-2-3-1 auf die Zehn rücken, während Serge Gnabry und Thomas Müller die Flügelzange bilden. Da Goretzka und Müller äußerst agil im Pressing sind, soll gegen Union Berlin auf diese Weise früh Druck ausgeübt werden. Gegen die tief stehenden Köpenicker sind dagegen kaum Eins-gegen-eins-Situationen auf dem Flügel zu erwarten, weshalb es durchaus Sinn ergibt, auf die Qualitäten des quirligen Coman zu verzichten.
Beim Testspiel am vergangenen Sonntag in der Arena tauschte Hansi Flick seine erste Elf durch. Am wahrscheinlichsten aktuell: Neuer - Pavard, Boateng, Alaba - Kimmich - Thiago, Goretzka - Müller, Gnabry - Lewandowski. Ein weiterer Test in der Arena ist nicht geplant #fcbayern
— Tobias Altschäffl (@altobelli13) May 13, 2020
3. Jerome Boateng oder Lucas Hernandez?
Nach einer schwierigen Hinrunde ist Jerome Boateng wieder zurück. Der Ex-Nationalspieler hatte vor der Saisonunterbrechung einen Stammplatz neben David Alaba sicher und dürfte auch weiterhin an der Seite des Österreichers spielen.
Für Lucas Hernandez bleibt aller Voraussicht nach nur der Platz auf der Bank. Einerseits war der Franzose lange verletzt, andererseits agiert er in der Zentrale als linker Innenverteidiger. Diese Position ist jedoch von Alaba bekleidet, der unter Flick zum Abwehrchef aufgestiegen ist.
Da Boateng auf der rechten Innenverteidigerposition spielt, gilt eigentlich Benjamin Pavard als sein ärgster Konkurrent. Der muss allerdings auf dem Rechtsverteidiger-Posten aushelfen und hat im Zweikampf mit Álvaro Odriozola klar die Nase vorn.
4. Geisterspiele: Wie werden die Bayern zurechtkommen?
Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit sind auch für den FC Bayern Neuland. Dementsprechend ist zu erwarten, dass die ungewohnt stille Atmosphäre auch dem Rekordmeister Probleme bereiten wird.
Jedoch wird von einigen Experten angeführt, dass die Bayern im Vergleich zu anderen Mannschaften weniger auf die Unterstützung der Fans angewiesen sind. Andererseits fehlt mit den Buhrufen und Pfiffen der gegnerischen Anhänger ein Faktor, den die Mannschaft in der Vergangenheit zusätzlich motiviert hat.
Wie gut werden die Bayern also mit den Geisterspielen zurechtkommen? Das ist eine Frage, die nur auf dem Platz beantwortet werden kann. Am Sonntag dürfte allen voran Union mit der mangelnden Unterstützung an der Alten Försterei zu kämpfen haben, aber in engen Spitzenspielen sind die Münchner von nun an auf sich allein gestellt.
Auch stellt sich die Frage, wie motiviert die Spieler nach fast zwei Monaten Pause sind. So ist die Tabelle einerseits eng, andererseits hat das Saisonfinale aufgrund der prekären Situation einen deutlich niedrigeren Stellenwert. Zwar gelang es dem FCB über Jahre hinweg, sich immer wieder neu zu motivieren und trotz absoluter Dominanz von Sieg zu Sieg zu eilen, doch die Corona-Krise ist noch einmal eine völlig neue Situation.