FC Bayern: 10 Prognosen für die kommende Saison
Von Florian Bajus

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - und somit beginnt für den FC Bayern die Saison 2020/21 von vorne. Das Triple wird in den Geschichtsbüchern festgehalten, doch Hansi Flick und die Seinen verfolgen beginnend mit dem ersten Pflichtspiel wieder neue Ziele. 90min wagt einen Blick in die Glaskugel und nennt 10 Ereignisse, die in der kommenden Saison eintreten könnten.
1. Wie Guardiola: Flick gewinnt 6 Titel in einem Jahr
Hansi Flick hat die Bayern im Sturm erobert und binnen weniger Monate von Platz sieben in der Tabelle zum Triple geführt. Doch es gibt noch mehr zu gewinnen: Bis zum Ende des Kalenderjahres stehen noch der DFL-Supercup, der UEFA-Supercup und die Klub-WM auf dem Plan.
Vor mittlerweile elf Jahren gelang es dem FC Barcelona als erster und bislang einziger Verein, alle sechs Titel in einem Jahr zu gewinnen. Damals stand ein gewisser Pep Guardiola an der Seitenlinie. Gelingt auch Flick das Sextett, würde er sich nur ein Jahr nach seinem Amtsantritt unsterblich machen. Leicht ist diese Herausforderung keineswegs, doch die Bayern sind so hungrig wie nie. Deswegen werden sie auch diese meistern.
2. Die Bayern werden wieder Meister
In der Geschichte des deutschen Fußballs war der FC Bayern immer ein großer Name, doch nie waren die Münchner so dominant wie in den vergangenen Jahren. Seit 2013 ging die Meisterschale stets an den Rekordmeister, dessen 8. Meisterschaft in Serie die 30. insgesamt war.
Auch in der kommenden Spielzeit geht der Titel nur über die Bayern, die sich wieder vor Borussia Dortmund durchsetzen werden.
3. Das dritte Double in Folge
Schon das nationale Double aus Meisterschaft und Pokal ist ein großer Erfolg. Gelungen ist es den Bayern in ihrer Vereinshistorie dreizehn Mal, doch nur drei Mal haben sie das Double verteidigen können: In den Jahren 2005 und 2006 unter Felix Magath, 2013 und 2014 unter Jupp Heynckes und Pep Guardiola sowie 2019 und 2020 unter Niko Kovac und Hansi Flick.
Drei Doubles in Folge ist noch keinem Verein im deutschen Fußball gelungen. In der kommenden Saison werden die Bayern auch diesen Rekord aufstellen.
4. Halbfinale in der Champions League
Seit der Umbenennung des Wettbewerbs im Jahr 1992 ist es nur Real Madrid gelungen, den Champions League-Titel zu verteidigen. Davon zu sprechen, dass dies nun auch den Bayern gelingen wird, wäre vermessen - doch die Mannschaft hat sehr gute Chancen darauf, lange im Turnier zu bleiben.
In den vergangenen Jahren sind die Münchner nur dreimal vor dem Halbfinale ausgeschieden: 2011 und 2019 war im Achtelfinale Schluss, 2017 im Viertelfinale. Trotz der langsamen Kaderplanung und des engen Spielplans werden die Bayern im Frühjahr 2021 im Halbfinale stehen. Ob es dann auch für den Titel reichen wird, ist offen.
5. Gladbach bleibt der Angstgegner, Leipzig gesellt sich dazu
In einer Saison leisten sich die Bayern zwar nicht viele Ausrutscher, doch hier und dort lassen auch sie ein paar Zähler liegen - vor allem gegen Borussia Mönchengladbach. Seit 2010 gelangen den Fohlen in der Bundesliga sieben Siege, drei Mal setzten sie sich sogar in der Allianz Arena durch. Und bis heute ist Gladbach die letzte Mannschaft, die ein Pflichtspiel gegen den FCB gewonnen hat: Am 14. Spieltag feierte die Mannschaft von Marco Rose einen 2:1-Triumph.
Doch auch Julian Nagelsmann und RB Leipzig sind ein gefährlicher Gegner. Auf ein enges 1:1 im Hinspiel folgte ein noch engeres 0:0 im Rückspiel, weshalb die Duelle mit den Sachsen auch in der kommenden Saison richtig spannend werden dürften. Vielleicht gelingt Nagelsmann ja sogar sein dritter Sieg als Trainer gegen Bayern; so oder so hat RB allemal das Potenzial, der nächste Angstgegner zu werden.
6. Bayern gewinnt beide Duelle gegen den BVB
Seit der Saison 2010/11 ist Borussia Dortmund auf nationaler Ebene der ärgste Konkurrent des FC Bayern. Während der bayrischen Dauerfete wurde Schwarz-Gelb fünfmal Vizemeister, ausschlaggebend dafür waren allen voran in den vergangenen beiden Spielzeiten die direkten Duelle.
Seit 2015 gewann der BVB nur zwei Bundesligaspiele gegen die Bayern, die sich ihrerseits in den letzten zehn Duellen sieben Mal bei einem Torverhältnis von 30:7 durchgesetzt haben. Deshalb wird die Flick-Elf auch in dieser Spielzeit beide Spitzenspiele gewinnen.
7. Jerome Boateng bleibt Stammspieler
Obwohl die Verantwortlichen den Vertrag mit Jerome Boateng offenbar nicht verlängern wollen, wird der Innenverteidiger voller Elan in die neue Saison gehen. In einem Interview mit BILD am Sonntag kündigte der 32-Jährige an, bleiben zu wollen - allen voran wegen Flick. Unter seiner Ägide ist Boateng kein Bankdrücker mehr, vielmehr ein unverzichtbarer Stammspieler an der Seite von David Alaba.
Auch in der neuen Saison behält Boateng seinen Platz. Niklas Süle und Lucas Hernandez werden sich hinten anstellen und auf ihre Chance warten müssen. Das Duo wird allerdings viel Geduld aufbringen müssen, denn in seiner aktuellen Verfassung führt kein Weg an Boateng vorbei.
8. Lewandowski schießt über 30 Tore in der Bundesliga
Tore, Tore und noch mehr Tore: In der abgelaufenen Saison war Robert Lewandowski mit 55 Treffern die Lebensversicherung des FC Bayern. Allein in der Bundesliga war der Pole 34 Mal zur Stelle, in der Champions League traf er 15 Mal und im DFB-Pokal stehen 6 Tore zu Buche.
Die legendäre 40-Tore-Marke von Gerd Müller wird Lewandowski wohl nicht überbieten können, dafür wird er aber erneut über 30 Bundesliga-Tore erzielen und sich zum Torschützenkönig krönen.
9. Kimmich wird endgültig zum Leader
Joshua Kimmich hat sich von seiner Rechtsverteidiger-Rolle losgelöst und ist wieder im defensiven Mittelfeld zuhause. Aus dieser zentralen Position heraus kann er aktiver am Spielgeschehen teilnehmen, Kommandos geben, wichtige Schnittstellenpässe spielen und seine Gegenspieler im Pressing konsequent über den Platz scheuchen.
Kimmich ist sukzessive in eine Führungsrolle hineingewachsen, wird nach dem Triple endgültig zum Aggressive Leader aufsteigen. Auf dem Platz ist er unverzichtbar, auch neben dem Platz - insbesondere in der Kabine - wird sein Einfluss steigen.
10. Tolisso wächst über sich hinaus
Vor fast genau zwei Jahren erlitt Corentin Tolisso beim 3:1-Sieg über Bayer Leverkusen einen Kreuzbandriss. Die Knieverletzung warf den französischen Weltmeister völlig aus der Bahn.
Sowohl unter Kovac als auch unter Flick war er zuletzt nur noch Bankdrücker, das wird sich künftig jedoch ändern. In den vergangenen Wochen zeigte Tolisso gute Ansätze, und weil Thiago und Javi Martinez den Verein aller Voraussicht nach verlassen werden, rückt er in der Rangordnung weiter nach oben. Im großen Konkurrenzkampf wird er in allererster Linie Druck auf Leon Goretzka ausüben und Flick Argumente dafür liefern müssen, dass er eine Chance verdient. Gelingt es ihm dann auch noch, wieder seine Bestform zu erreichen, hat er die Chance auf einen Stammplatz.
Abschreiben sollte man Tolisso daher nicht, im Gegenteil - jetzt greift er erst richtig an!