FC Barcelona - oder: zu groß um nicht zu scheitern!
Von Guido Müller
Lionel Messi ist nicht mehr Spieler des FC Barcelona. Wird nie wieder das blaurote Trikot überstreifen und die Fans im Nou Camp mit spektakulären Treffern und Kunststücken begeistern. Am Ende wurde der Klub Opfer seiner eigenen Größe. Wie schon so manches Reich in der Geschichte der Menschheit.
Too big to fail, heißt es zwar in manchen Branchen, um den Umstand zu beschreiben, dass manche Firmen (vor allem die sogenannten "systemrelevanten") zu groß sind, als dass sie scheitern könnten. Indes hat die jüngste Vergangenheit (vor allem im Bankensektor) gezeigt, dass dieser knackige Slogan nichts anderes als Augenwischerei ist.
Denn natürlich kann es jeden treffen. Wenn es die Lehman Bank im Finanzsektor treffen kann, kann selbiges Schicksal auch einen FC Barcelona im Fußball-Business ereilen.
Vom Eigengewicht erdrückt
Denn die Katalanen wurden gleichsam Opfer ihrer eigenen Größe. Wurden quasi, einem gestrandeten Wal gleich, erdrückt vom eigenen Gewicht.
Als der junge Lionel Messi immer stärker wurde (was schon bald nach seinem Karrierestart der Fall war), sah man sich gezwungen, die damit ebenfalls steigenden Prätentionen des Spielers zu befriedigen.
Denn lauernde Konkurrenten gab es zu jeder Zeit und an jeder Ecke. Im eigenen Land. In Frankreich. Und natürlich in England. Ja, selbst in Deutschland dachte der dortige Branchenführer Bayern München zumindest mal kurz (und laut) über die Option Messi nach.
Verwarf diese Gedankenspielerei aber auch fast im selben Atemzug wieder - der für dieses Land so typischen emotionslosen Nüchternheit den Vortritt vor schwärmerischen und bisweilen kindlich anmutenden Träumereien lassend.
Doch dies ist nur eine Seite der Medaille. Denn mit den steigenden Bezügen eines Lionel Messi stiegen natürlich auch bei seinen (faktischen oder prospektiven) Mitspielern die finanziellen Ansprüche.
Wenn Berater die Preise diktieren
Der Anfang vom Ende. Denn der FC Barcelona begann, sich von den Spielern (bestens "beraten" von bisweilen einfach nur geldgierigen Hyänen, genannt Spielerberatern) treiben zu lassen. Sich die Konditionen der Deals diktieren zu lassen.
Und diese Diktate waren kostspielig. Wie im Fall Griezmann. Womit hier sogar noch ein Spieler genannt ist, der sportlich zumindest nicht komplett enttäuscht hat. Wenn man denn sein Gehalt ausblendet.
Nimmt man dieses (geschätzt: 36 Millionen Euro brutto) aber zum Maßstab, muss man feststellen: fast halb so gut wie der lange Jahre stratosphärische Messi war er halt auch nie. Die Diskrepanz von Aufwand und Ertrag wird bei anderen Spielern jedoch noch viel dramatischer.
Kadermitläufer wie Philippe Coutinho oder Samuel Umtiti (der sich immerhin Weltmeister nennen darf), die hier nur exemplarisch und stellvertretend für so viele andere genannt seien, haben die Konten des Klubs derart belastet (bei leider fast komplett ausbleibenden sportlichen Gegenleistungen), dass dies auf Dauer nicht gut gehen konnte.
Der Planet Fußball wird sich weiterdrehen - auch in Barcelona
Und nun hat der FC Barcelona dieser aus legitimen Ambitionen und zu kritisierenden Großmannsträumen heraus geborenen Hydra mal eben den Kopf abgeschlagen. In der trügerischen Hoffnung, damit das Kernproblem gelöst zu haben.
Doch schon bald werden ihr zwei neue nachgewachsen sein. Oder der FC Barcelona, so wie wir ihn kennen, hört auf zu existieren. Was ja auch niemand wirklich wollen kann. Selbst in Madrid nicht.
Denn noch mehr als ein Opfer seiner eigenen Träume, ist dieser stolze katalanische Klub vor allem Gefangener eines Systems, in dem nur noch Superlative zu zählen scheinen. Die Show muss ja schließlich weitergehen. Koste es, was es wolle.