Sergio Agüero bereut Wechsel nicht: "Jeder Spieler will bei Barça spielen!"
Von Guido Müller

Zuletzt hat Barça-Neuzugang Sergio Agüero mit ein paar Vergleichen zwischen seinem neuen Arbeitgeber und seinem Ex-Klub Manchester City für etwas Wirbel gesorgt. Auch im Straßenverkehr Barcelonas scheint sich der Argentinier noch nicht wirklich zurechtzufinden. Doch das Angebot der Blaugrana angenommen zu haben, bereut der Stürmer deshalb noch längst nicht.
Das zumindest stellte der 33-Jährige in einem Interview mit dem Format Tu dirás ("Du wirst es mir sagen!") des katalonischen Radiosenders RAC1 mehr als klar.
"Ja, ohne jeden Zweifel würde ich die Offerte wieder annehmen", ließ der Messi-Buddy verlauten. Auch ohne die Aussicht, zusammen mit dem Mega-Star und Nationalmannschafts-Kollegen gemeinsam auf dem Platz zu stehen. (via mundodeportivo.es)
"Aufgrund des Namens des Klubs wären viele Spieler bereit, auch auf Geld zu verzichten, nur um hier zu spielen. Und wenn sich der Klub irgendwann wirtschaftlich wieder erholt, wird er seine jüngsten Spieler auch belohnen."
Für ihn, als etwas älterem Semester, gelte das aber wohl eher nicht, fügte er noch schmunzelnd hinzu. Grundsätzlich hegte er jedenfalls nie Zweifel an seiner Entscheidung. "Ich wäre immer gekommen, egal in welcher Lage sich der Klub befunden hätte. Tatsächlich wusste ich, als die ersten Gespräche liefen, wie es um den Klub bestellt war."
Für seinen Barça-Traum verzichtete Agüero auf Geld
"Aber ich sagte meinem Berater, dass mir das Geld nicht so wichtig sei und dass ich unbedingt für Barça spielen wollte. Klar, ich würde hier nicht dasselbe verdienen wie bei City, aber ich wollte unbedingt hierher. Jeder Spieler will bei Barça spielen."
Dennoch: Das abrupte Ende der Messi-Ära beim FC Barcelona war natürlich auch für Agüero ein herber Schlag. "Ich sprach ab und zu mit Leo, wollte ihn aber nicht mit Fragen durchlöchern, um ihn nicht zu stören."
"Während der Copa América sagte er dann eines Tages, dass alles darauf hinauszulaufen schien, dass seine Dinge geregelt würden. Danach haben wir darüber nicht mehr gesprochen. Nach der Rückkehr hoffte er dann, endlich eine Übereinkunft zu erzielen. Doch dann kam jener Donnerstag und wir alle waren in Schockstarre versetzt."
Gerüchte, wonach er eine Klausel in seinem Vertrag habe, der zufolge er den Klub verlassen könnte, wenn Messi nicht mehr da wäre, verweist Agüero ins Reich der Fabel. "Das einzige was passiert ist, ist, dass ich mich an der Wade verletzt habe. Dummerweise passierte das unmittelbar nachdem bekannt geworden war, dass Messi den Klub verlässt."
Titel für Agüero wichtiger als persönliche Torausbeute
Doch nun blickt Agüero, wie der gesamte Klub, nur noch nach vorne. Eine bestimmte Anzahl an Toren hat sich der Goalgetter nicht vorgenommen. "Das einzige was mich interessiert, ist, am Ende der Saison Titel einzufahren. Wenn ich treffe, hoffe ich, dass es für die drei Punkte oder fürs Weiterkommen reicht. Aber ob ich jetzt 15 oder 30 Buden mache, ist egal. Die Hauptsache ist, Titel zu holen."
Dennoch kann er sich seiner "Verantwortung" als Torjäger natürlich nicht entziehen. Doch nach den Abgängen von Messi, aber auch von Antoine Griezmann, will Agüero diese Bürde auf mehrere Schultern verteilt haben.
"Der Schlüssel ist, dass jeder Einzelne anfängt, Verantwortung zu übernehmen und daran zu glauben, die Dinge gut machen zu können. Es geht nicht nur darum, dass ein Angreifer sich vornimmt, 30 Tore zu erzielen, sondern dass alle, Außenspieler wie Mittelfeldspieler, mithelfen und davon überzeugt sind, ebenfalls Tore machen zu können."
Wie z. B. Sergi Roberto, der im bisherigen Saisonstart unerwartete Torjäger-Qualitäten offenbart. "Neulich rief ich ihm zu: 'Torjäger, Torjäger!' - und er musste lachen. Aber ich sagte ihm ganz ernsthaft: 'Versuch es nur immer wieder - irgendwann rutscht mal einer rein!' Denn wenn Mittelfeldspieler überraschend in die Spitze stoßen, können sie davon profitieren, dass sich die gegnerischen Verteidiger mehr auf die Angreifer konzentrieren."
Gesagt - getan: mit drei Torbeteiligungen (zwei Treffer, eine Vorlage) in drei Spielen liegt Mittelfeldmann Sergi Roberto momentan im internen Ranking gleichauf mit seinen Stürmer-Kollegen Martin Braithwaite und Memphis Depay.
Über den frenetischen letzten Tag der Transferperiode, an dem Antoine Griezmann und Miralem Pjanic schließlich doch noch den Klub verließen, sagte "Kun": "Es war klar, dass aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage des Klubs noch was passieren könnte. Wir hofften es nicht, aber dann waren die beiden plötzlich nicht mehr da. Das sind zwei empfindliche Abgänge, aber Barcelona hat genug gute Spieler, um diesen Verlust zu kompensieren."
Dann kam noch eine kuriose Statistik zur Sprache - denn nationale Titel hat er in Spanien bislang noch nicht gewonnen. Trotz seiner fünf erfolgreichen Jahre bei Atlético Madrid. "Ich habe keine spanischen Trophäen gewonnen, weil ich mit Atlético einen UEFA-Pokal und einen europäischen Supercup geholt habe, aber keine Meisterschaft und auch keinen Königspokal."
Einem "culé", der ihn kürzlich um den Gewinn der Meisterschaft bat, hielt er deswegen frech entgegen: "Und den Pokal auch." Doch der Fan, so Agüero, habe dies mit dem Verweis abgelehnt, dass man schon genügend davon habe. "Doch mir ist das egal: Auch diesen Wettbewerb will ich gewinnen. Jeder Titel ist wichtig!"
Und ein Klub wie der FC Barcelona müsse sowieso jedes Jahr um alle Titel mitspielen. "In der Champions League sind wir sicherlich keine Favoriten, aber die Rivalen haben trotzdem Respekt vor uns. Ich habe viele Male gegen den FC Barcelona gespielt, und ich weiß, dass Barça auch in seinen schlechtesten Momenten immer noch Barça ist. Wenn wir mit dieser Einstellung auftreten, können wir viel erreichen. Viele Leute sehen uns in der Champions League chancenlos. Diesen Leuten will ich nur eins sagen: Vorsicht mit Barça!"
Gute Beziehung zu Ronald Koeman
Zu seinem Trainer Ronald Koeman hat Agüero nach eigenen Angaben ein gutes Verhältnis. "Die Beziehung zwischen uns ist sehr gut. Er ist ein sehr direkter Typ, und das ist für jeden Spieler eine Erleichterung. Er sagt dir, wenn es ihm gefällt, was du machst - und auch, wenn es ihm nicht gefällt. So weiß man immer, woran man ist."
Am Ende durfte natürlich die Frage nach dem Heilungsprozess nach seiner Wadenverletzung nicht fehlen. Diese hatte er sich am 8. August zugezogen. Zunächst gingen die Ärzte von einer Ausfallzeit von bis zu zehn Wochen aus.
"Momentan fühle ich mich sehr gut. Ich komme ziemlich gut voran. Nächste Woche werde ich wohl schon etwas mehr Gas geben. Die letzte Resonanzuntersuchung war ziemlich vielversprechend. Insgesamt machen wir gute Fortschritte, und vielleicht kann ich die eine oder andere Woche abkürzen. Schmerzen habe ich keine mehr, aber diese Art Verletzung kann manchmal trügerisch sein."