FC Augsburg: Heiko Herrlichs eigene Realität

Heiko Herrlich wirkte auch nach dem Spiel gegen Köln ein wenig weltfremd
Heiko Herrlich wirkte auch nach dem Spiel gegen Köln ein wenig weltfremd / Pool/Getty Images
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Der FC Augsburg musste sich am 30. Spieltag der Bundesliga mit einem 1:1 gegen den 1. FC Köln begnügen. Nach einem späten Führungstreffer für die Gäste kamen die Fuggerstädter zwar postwendend zum Ausgleich, doch eine Szene der Partie brachte den Augsburger Trainer Heiko Herrlich auch nach dem Spiel noch auf die Palme - mit einer seltsamen Theorie sorgte er für erneutes Aufsehen.

In der 49. Minute wurde der Augsburger Flügelstürmer Noah Joel Sarenren Bazee von den Kölnern Rafael Czichos und Ismail Jakobs im Strafraum in die Zange genommen, doch Schiedsrichter Benjamin Cortus verweigerte den Augsburgern auch nach der Unterredung mit dem VAR Guido Winkmann den Elfmeterpfiff. Herrlichs Unverständnis bezüglich dieser strittigen Entscheidung ist sicherlich verständlich, jedoch führt seine "kausale Verknüpfung" dann doch ein wenig zu weit.

Vorwurf der absichtlichen Fehlentscheidung - nicht das erste Indiz für latente Realitätsferne

"Für mich unverständlich, was er da gesehen hat. Dann können wir aufhören mit Videokeller. Das ist ein Skandal. Das kann nicht sein. Es geht hier um den Klassenerhalt und da sitzt einer, der 30 Kilometer weg von Köln lebt", unterstellte Herrlich dem VAR Winkmann ein absichtliches Wegsehen bei der strittigen Szene. Bei allem Verständnis für die auch von anderen Verantwortlichen schon fallen gelassenen Kraftausdrücke und Unmutsbekundungen gegenüber dem VAR - diese Aussage geht schlicht gar nicht.

Guido Winkmann soll laut Herrlichs Fantastereien absichtlich Köln bevorzugt haben
Guido Winkmann soll laut Herrlichs Fantastereien absichtlich Köln bevorzugt haben / Pool/Getty Images

Abgesehen davon, dass Winkmann im 90 Kilometer von Köln entfernten Kerken wohnt, ist Herrlichs Unterstellung besonders in der heutigen oft von Populismus und gefährlichem Halbwissen gebeutelten Zeit gefährlich. Zudem ist sie ein weiteres Indiz für die offensichtlich bei Heiko Herrlich vorhandene Entfernung von den realen Zuständen in der Gesellschaft und deutet auf einen Menschen hin, der sich seiner Rolle als in der Öffentlichkeit stehendes Vorbild nicht wirklich bewusst zu sein scheint.

Wie die Umstände seines katastrophalen Einstands beim FC Augsburg, als er sich nicht darüber im Klaren war, dass er unter Quarantäne stand und deshalb sein erstes Pflichtspiel verpasste, verdeutlicht nun auch die sorglos formulierte Fantasie in Bezug auf die bewusste Benachteiligung durch einen offiziellen und verdienten Schiedsrichter des DFB Herrlichs Ignoranz seiner eigenen Außenwirkung gegenüber.

Es soll jedoch hier nicht darum gehen, Heiko Herrlich an den Pranger zu stellen. Vielmehr wird versucht, eine Erklärung für diesen nun wiederholt unglücklichen Auftritt des Augsburger Trainers zu finden. Konnte man seine damalige Schwalbe als Trainer von Bayer Leverkusen zuvor noch als lustiges Highlight eines Saisonrückblicks abstempeln, wirkt sie im Kontext der aktuellen Verfehlungen doch wie ein weiteres Anzeichen für eine gewisse Wahrnehmungsverschiebung. Man darf gespannt sein, wie der DFB auf Herrlichs Vorwurf der absichtlichen Spielmanipulation reagieren wird.