Favoriten-Watch der WM 2023: Elfmeter-Glück für Australien, Norwegen enttäuscht
- Beide Gastgeber gewinnen ihr erstes Spiel
- Norwegen enttäuscht trotz Einsatz von Top-Spielerinnen
- Australien gewinnt gegen kämpferische Irinnen
Von Adriana Wehrens
Gleich am ersten Spieltag der Frauen-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland gab es die ersten Überraschungen und Erkenntnisse. 90min sieht sich die Mannschaften, die qualitativ das Potenzial auf den Titel haben, etwas genauer an und gibt Analysen sowie Einschätzungen für den weiteren Turnierverlauf ab.
Der erste WM-Tag: Norwegen und Australien
Gruppe A: Neuseeland 1:0 Norwegen
Ada Hegerberg, Caroline Graham Hansen und Guro Reiten sind nur drei von vielen absoluten Top-Spielerinnen in den Reihen der norwegischen Frauen-Nationalmannschaft. Trotzdem gelang es dem Team von Trainerin Hege Riise bereits im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft in England nicht einmal, als drittplatzierte Mannschaft über die Gruppenphase hinauszukommen.
Auch im ersten Spiel bei der WM blieb Norwegen weit hinter den Erwartungshaltungen zurück und enttäuschte gleich auf mehreren Ebenen. Die Skandinavierinnen mussten sich nach Abpfiff einer starken neuseeländischen Mannschaft geschlagen geben, die um jeden einzelnen Ball gekämpft hat. Hannah Wilkinson brachte die Heimmannschaft durch ihr 1:0 kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit auf die Erfolgsspur.
Obwohl das Spiel in der ersten Halbzeit noch sehr ausgeglichen war, zeigten sich dort bereits deutlich die Probleme von Norwegen. Auf der einen Seite fiel es den Verteidigerinnen oft schwer, Bälle aus dem eigenen Strafraum konsequent zu klären und schnelle Konterangriffe abzuwenden, auf der anderen Seite kreierten sie viel zu wenige hochkarätige Torchancen. Zwar konnte Hegerberg einige wenige Impulse im Angriffsspiel geben, blieb trotzdem allerdings die meiste Zeit blass. Reiten war über das ganze Spiel hinweg unauffällig - das genaue Gegenteil von ihrer Saisonleistung mit Chelsea.
Allein Graham Hansen schien zur zweiten Halbzeit etwas aufzublühen. Ihr Flügelläufe und Durchbrüche führten zu einigen gefährlichen Situation, ein Anschlusstreffer bliebt jedoch aus. Auch für Frida Leonhardsen Maanum ergab sich im zweiten Durchgang eine gute Chance aus kurzer Distanz, die Arsenal-Spielerin setzte das Leder jedoch deutlich neben den Pfosten. Etwas später traf Tuva Hansen vom FC Bayern München per Weitschuss nur die Latte.
Prognose: Das norwegische Team präsentierte sich überhastet in den Zweikämpfen sowie zu unpräzise im Spiel nach vorne. Dadurch scheint die Kreativität, die durch die Spielerqualität eigentlich in der Mannschaft herrschen sollte, gelitten zu haben. Im weiteren Turnierverlauf muss sich sowohl die Spielweise als auch die Einstellung bei Norwegen ändern, um eine realistische Chance auf ein Weiterkommen zu erhalten. Im nächsten Gruppenspiel gegen die Schweiz könnte es schon zur Entscheidung kommen. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja aus dem Erfolg Neuseelands eine Underdog-Story in Gruppe A.
Gruppe B: Australien 1:0 Irland
Die Partie gegen Irland hatte sich Australien wohl etwas einfacher vorgestellt. Die Matildas taten sich im Spiel gegen den erstmaligen WM-Teilnehmer lange Zeit schwer und zeigten sich von deren Aggressivität in den Zweikämpfen erst etwas überrascht.
Zudem wurde erst kurz vor Anpfiff bekannt, dass Australiens Star-Stürmerin Sam Kerr nicht nur im ersten, sondern aller Voraussicht nach auch im zweiten Gruppenspiel aufgrund einer Wadenverletzung pausieren muss. Ein schwerer Schlag für die Matildas, die sich normalerweise auf Tore der Rekordspielerin verlassen können.
Die Abwesenheit der Stürmerin war gegen die Girls in Green in einigen Situationen deutlich zu spüren. Immer wieder schaffte es das Team von Tony Gustavsson, über die Flügel hinter die irische Abwehrkette zu kommen und eine Flanke vor das Tor zu bringen. Dort fehlte allerdings meist eine Zielspielerin an der Stelle, wo normalerweise Kerr lauert.
Die Matildas dominierten das Auftaktspiel über weite Strecken mit Ballbesitz und langen Pass-Staffetten, die jedoch nur selten die gegenerische Abwehr überbrücken konnten. Denn die irische Mannschaft erwies sich als härterer Brocken als erwartet: Eine gut organisierte Abwehr sowie phsysische Zweikämpfe an der Grenze des Erlaubten verhinderten lange einen australischen Torerfolg. Demnach kommt es nicht ganz überraschend, dass das Siegtor durch einen Elfmeter erzielt wurde. Steph Catley versenkte den Ball unhaltbar im Netz, nachdem Hayley Raso im Strafraum zu Fall gekommen war.
Prognose: Dem australischen Team hat ganz klar eine Anspielstation im Sturmzentrum gefehlt, wodurch mehr Chancen hätten kreiert werden können. Da die Matildas auch im nächsten Spiel auf Kerr verzichten werden müssen, muss weiter an einer überzeugenden Übergangslösung gearbeitet werden. Mit Nigeria wartet eine hochkarätige Mannschaft, die aller Voraussicht nach im Gegensatz zu Irland mehr mitspielen wollen wird, weshalb auch von Australien mehr kommen muss. Die Unterstützung durch zahlreiche Zuschauer ist den Matildas jedenfalls garantiert.
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