Farce um die Partie Juventus - SSC Neapel beendet: "Endlich haben wir Gerechtigkeit!"
Von Guido Müller

Bei nüchterner Betrachtung aller Umstände war eigentlich klar, dass die von der italienischen Liga getroffene Entscheidung, das im Oktober angesetzte Liga-Spiel zwischen Juventus Turin und der SSC Neapel aufgrund Nichterscheinens des Gastes mit 3:0 für die Alte Dame zu werten, nicht dauerhaft Bestand haben würde. Am Dienstag kassierte das für den Einspruch der Süditaliener zuständige Garantiekollegium des Olympischen Komitees die strittige Entscheidung.
Weshalb jetzt schleunigst ein Nachholtermin im eng getakteten Terminkalender gefunden werden muss. Wahrscheinlich wird die Partie noch in der ersten Januar-Hälfte neu angesetzt. Dass es überhaupt so lange gedauert hat, bis sich die rationale Logik gegen kurzsichtige ökonomische Interessen durchgesetzt hat, mag einerseits verwundern.
Andererseits ist es auch beruhigend zu wissen, dass Verbände in diesen für alle schweren Zeiten sich nicht einfach über grundsätzliche Rechte (und Pflichten) eines Staatsbürgers (der ein jeder Fußballspieler ja auch ist) hinwegsetzen können, nur weil es ihnen aus terminlichen, organisatorischen oder sonstigen Gründen nicht in den Kram passt, ein Spiel abzusagen und neu zu terminieren.
Für Neapels Präsidenten Aurelio De Laurentiis geht damit ein monatelanger Rechtsstreit zu Ende, gepaart mit der Wut auf manche nachfolgende Entscheidung, die den Beschluss des Liga-Verbandes zunächst bestätigte hatte.
De Laurentiis: "Hatten sonst gar keinen Grund, nicht nach Turin zu reisen!"
Stunden vor der gestrigen Urteilsverkündung des Kollegiums sagte er (via AS): "Ich hoffe, dass eine ungerechte Entscheidung aufgehoben und das Spiel neu angesetzt wird. Ich war vierzig Tage wegen Covid ans Bett gefesselt. Als ich dann sah, dass sich zwei unserer Spieler infiziert hatten, war mir klar, dass sich das Ganze ausbreiten würde."
Die napolitanische Gesundheitsbehörde ASL hatte nach Bekanntwerden der Positiv-Fälle bei den Partenopei ein Reiseverbot für den Klub verhängt. Doch die Liga beharrte weiterhin darauf, das Spiel um jeden Preis stattfinden zu lassen.
Zur ultimativen Farce wurde das Ganze dann in dem Moment, als sich der Gastgeber des Spiels, Juventus Turin, im Juventus-Stadium aufstellte - trotz des Wissens darüber, dass der Gegner gar nicht aus dem Süden des Landes abgereist war. Buchstabengetreuer Formalismus siegte über gesunden Menschenverstand.
"Es war einfach eine Frage der sozialen Verantwortung", kommentierte De Laurentiis die damalige Situation. "Ich wollte nicht nach Turin reisen und auch noch die Juventus-Spieler anstecken. Wir hatten sonst überhaupt keinen Grund, nicht nach Turin zu reisen, denn die Juve, mit ihrem neuen Trainer Pirlo, war zu diesem Zeitpunkt immer noch im Findungsprozess."
Nach der gestrigen Entscheidung der höchsten sportjuristischen Instanz des Landes jubilierte Neapels Anwalt Mattia Grassani im neapolitanischen Radiosender Kiss Kiss Napoli : "Es ist ein historisches Urteil. Endlich haben wir Gerechtigkeit."