Fan-Protest vor Niedersachsenderby: Die doppelte Brisanz vor Eintracht gegen 96
- Eintracht Braunschweig empfängt Hannover 96 zum Niedersachsenderby
- Einschränkungen für Gästefans sorgt für Proteste
- Duell der Erzrivalen am 8. Spieltag
Von Simon Zimmermann
"Dann können wir in Zukunft keine Gästefans mehr zulassen", droht Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens vor dem Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 am Sonntagnachmittag (13:30 Uhr).
Grund für die Äußerungen der Ministerin waren die zahlreichen Vorfälle in den vergangenen Derbys. Im April eskalierte das Derby, als Leuchtraketen im Braunschweiger Stadion aus einem Fanblock in einen anderen Bereich flogen, in dem sich auch Familien aufgehalten hatten. "Was mich nachdenklich stimmt, ist, dass sich in der Ultraszene offenbar überhaupt keine Selbstreflexion einstellt. Statt sich einmal ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen, wird in allen öffentlichen Äußerungen die Gewalt im Stadion kleingeredet", moniert Behrens im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Die Rivalität zwischen den beiden Niedersachsen-Klubs ist tief verwurzelt. Immer wieder gab es im Rahmen der Derbys Auseinandersetzungen und geschmacklose Aktionen. So hatten Eintracht-Fans ein Schwein mit einem 96-Schal durch Hannover gejagt. 96-Anhänger stellten blau-gelb bemalte Kreuze vor den Wohnungen der Eintracht-Spieler ab. "Eines der tollsten Derbys in Deutschland" (O-Ton von Eintracht-Coach Daniel Schering) ist auch eines, das in den vergangenen Jahren von den Fanlagern mit am aggressivsten geführt wurde.
Die Politik hat für das Duell am achten Zweitliga-Spieltag bereits Konsequenzen gezogen. Nur 60 Prozent des Ticketkontingents für die Auswärtsfans stehen zur Verfügung. Blockfanen und Choreo sind im Gästeblock verboten. Bei den Anhängern rief das vor allem Ablehnung hervor. Die 96-Ultras verzichten auf einen Besuch in Braunschweig, lediglich 700 Auswärtskarten wurden verkauft.
Am Donnerstag kam es zu Demonstrationen: Von Eintracht-Fans in Hannover und 96-Fans in Braunschweig. Beide Fanlager sind zumindest in ihrem Protest gegen die Maßnahmen vereint. Sie werfen den Verantwortlichen "politischen Populismus" vor.
Normalisieren dürfte sich das Derby aber erst dann wieder, wenn es zu keinen weiteren Vorfällen kommt. Es bleibt abzuwarten, ob die beiden Fanlager weiteren Protest geplant haben.
Neben der Brisanz auf den Rängen bietet das Duell aber auch reichlich sportliche Brisanz. Die Schwere zwischen beiden Klubs ist diese Saison wieder weit auseinander gegangen. Während die Gäste aus Hannover um den Aufstieg mitspielen wollen und mit einem Sieg in Braunschweig bis auf Platz zwei vorrücken könnten, kämpfen die Hausherren um den Klassenerhalt. Diesen schaffte man im vergangenen Jahr erst mit einer starken Aufholjagd in der zweiten Saisonhälfte. 24/25 stegt der BTSV erneut unten fest. Mit erst einem Sieg und vier Punkten liegt die Eintracht punktgleich mit Schlusslicht Jahn Regensburg auf dem 17. Platz. Ein Heimsieg gegen Hannover würde entsprechend doppelt süß schmecken.