Falsche Maßstäbe für Elfmeter: Gewinnt Wolfsburg, wenn Kruse sich fallen lässt?
Von Yannik Möller
Der Eindruck war klar: Wäre Max Kruse nach dem Foul im Strafraum von Mönchengladbach gefallen, hätte es den Elfmeter für den VfL Wolfsburg gebegeben. Ein solcher Maßstab ist mehr als nur falsch.
"Ich weiß nicht, wie viele da im Keller sitzen. Aber sehr kompetent waren die nicht", so Max Kruse nach dem emotionalen und spannenden 2:2-Remis zwischen seinen Wolfsburgern und den Gastgebern in Gladbach. Sein Frust über den ausgebliebenen Elfmeter war nach dem Spiel groß - völlig verständlich.
Was war passiert? In der 66. Spielminute befand sich Kruse im Strafraum der Borussia und wurde eindeutig von Kouadio Koné getroffen. Genauer gesagt: Er wurde gefoult. Schiedsrichter Tobias Reichel sah und pfiff es entsprechend nicht - vermutlich auch, weil der Angreifer nicht direkt zu Boden ging, sondern noch ein, zwei weitere Schritte machte.
Schiedsrichter Reichel unglücklich, aber ohne Schuld: VAR muss Kruse-Elfer geben
Das Problem war jedoch nicht, dass Reichel das Foul nicht direkt sah und auch als solches behandelte. Das Problem war, dass sich der VAR nicht eingeschaltet und diese klare Fehlentscheidung korrigiert hat. Der Eindruck bleibt: Wäre Kruse gefallen, Wolfsburg hätte den Elfmeter bekommen und möglicherweise das Spiel dadurch gewonnen.
"Das kann ja nicht der Fairplay-Gedanke sein, dass ich da direkt hinfalle. Dann muss ich einfach immer direkt fallen, dann gibt es direkt Elfmeter", führte der 33-Jährige seinen Frust weiter aus (via kicker). Und damit hat der oftmals streitbare Spieler völlig Recht.
Wenn wir im Fußball weniger Schwalben, weniger Theatralik und weniger Übertreibung wollen, sind derartige Schiedsrichter- und VAR-Entscheidungen das völlig falsche Signal. Nicht nur Kruse selbst wird dieses Vorgehen im Kopf behalten, auch andere Spieler werden im Sinne des Erfolgs ihrer Mannschaft einen ausbleibenden Pfiff nicht riskieren wollen. Warum also weiterspielen, wenn man direkt fallen und schreien kann?
Nochmal: Schiedsrichter Reichel ist dahingehend kein direkter Vorwurf zu machen. Sieht er den Kontakt nicht, was unglücklich ist aber durchaus vorkommen kann, pfeift er auch kein Foul. Soweit so gut. Doch genau für derartige Korrekturen ist der Video-Assistent da.
Dass nahezu wöchentlich über das nach wie vor oftmals kuriose Vorgehen des "Kölner Kellers" geredet werden muss, ist alles andere als ein Lob für die deutsche Umsetzung des VAR-Konzepts. Und das hat auch nichts mit schlichtweg streitbaren Situationen zu tun, leider nicht.